Die Corona-Pandemie trifft einer Studie zufolge zugewanderte Menschen deutlich stärker. Das geht aus einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor. Demnach sind Menschen mit Migrationsgeschichte deutlich anfälliger für eine COVID-19-Infektion. Das betrifft auch die Bereiche Arbeit, Soziales und Gesundheit. Viele von ihnen seien in unsicheren Arbeitsverhältnissen beschäftigt und in den Branchen überrepräsentiert, die wegen der Pandemie die starke Einbußen erleiden – zum Beispiel im Gastgewerbe.
Zugang zu Bildung und Ausbildung erschwert
Die Bundesregierung will auch deshalb die Integration von Einwanderern mit speziellen Online-Angeboten fördern. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte beim Integrationsgipfel am Montag (20.10.2020) in Berlin, gerade Einwanderern falle es angesichts der aktuellen Einschränkungen nicht leicht, in Deutschland Fuß zu fassen. So gebe es Integrationsangebote sowie Zugang zu Bildung und Ausbildung nicht in gewohntem Umfang. Auch wirke sich der Wirtschaftseinbruch besonders auf Branchen aus, in denen viele Menschen mit Zuwanderungsgeschichte tätig seien, die nun um ihre Arbeitsplätze fürchten müssten.
Mansour: Distanz zur Mehrheitsgesellschaft vermeiden
Der Psychologe Ahmad Mansour erinnerte in diesem Zusammenhang im Deutschlandfunk deshalb noch einmal daran, wie wichtig gute Integration in Deutschland ist. Geflüchtete müssten Teil der Gesellschaft werden. Das funktioniere aber nur, wenn beide Seiten daran arbeiten.
"Wenn Menschen in Parallelgesellschaften unter sich bleiben, entsteht eine Distanz zur Mehrheitsgesellschaft und vor allem zu deren Werten. Welche Ergebnisse dabei herauskommen, sehen wir beispielsweise in Frankreich", mahnte Mansour. Integration sei nicht nur das Zelebrieren von Unterschieden, sondern auch die Festlegung von Regeln.
Leitkultur - ein Begriff der immer wieder in der Kritik steht - bedeute für ihn das Grundgesetz, die Meinungsfreiheit und die Gleichberechtigung, so Mansour. Die Mehrheitsgesellschaft müsse Zuwanderern aber auch den emtionalen Zugang ermöglichen und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Man dürfe sie nicht immer als Fremde wahrnehmen.