Habib Hammo sitzt in seinem Büro in der Düsseldorfer Agentur für Arbeit und erklärt seinem Gegenüber, wie er einen Job findet. Das ist nicht einfach, denn sein Gegenüber ist ein Flüchtling. Seinen Namen möchte er nicht sagen, nur so viel: Er ist 52 Jahre alt und vor knapp sechs Monaten aus Syrien gekommen.
Von Syrien aus floh er über den Libanon, die Türkei, Griechenland und Frankreich. Zweimal sei er ins Wasser gefallen, seine Freunde seinen im Meer zwischen der Türkei und Griechenland ertrunken. Jetzt sitzt der 52-jährige Familienvater vor Habib Hammo und ist frustriert.
Bearbeitungsdauer von Asylanträgen: im Schnitt fünf Monate
Seit sechs Monaten sei nichts passiert, sagt er. Dabei möchte er so gerne einen Deutschkurs machen, arbeiten, und irgendwann seine Familie aus Damaskus nachholen.
"Er ist sehr qualifiziert, sehr hoch qualifiziert, hat studiert, hat 20 Jahre Fernsehtürme, Funktürme aufgebaut für die syrische Regierung, hat für Fernsehen und Radio gearbeitet, ich habe auch ein Unternehmen, das hat Interesse an ihm."
Sagt Jobvermittler Habib Hammo. Aber: Noch ist nicht über seinen Asylantrag entschieden worden. Denn obwohl Syrer eine fast hundertprozentige Chance haben, in Deutschland zu bleiben, die Behörden sind überlastet. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge dauert es zurzeit durchschnittlich fünf Monate, bis über einen Asylantrag entschieden wurde.
In dieser Zeit und auch danach stellen sich den Flüchtlingen viele Fragen: Wo bekomme ich finanzielle Unterstützung her, wie finde ich einen Deutschkurs, wo lasse ich meine Zeugnisse anerkennen und wie kann ich Arbeit finden. All diese Fragen sollen in Düsseldorf jetzt unter einem Dach beantwortet werden – im "Integration Point", der bundesweit ersten zentralen Anlaufstelle für Flüchtlinge.
In dieser Zeit und auch danach stellen sich den Flüchtlingen viele Fragen: Wo bekomme ich finanzielle Unterstützung her, wie finde ich einen Deutschkurs, wo lasse ich meine Zeugnisse anerkennen und wie kann ich Arbeit finden. All diese Fragen sollen in Düsseldorf jetzt unter einem Dach beantwortet werden – im "Integration Point", der bundesweit ersten zentralen Anlaufstelle für Flüchtlinge.
Flüchtlingswelle: Langfristig eine riesige Chance
"Wir wollen durch schnelle Absprachen im Nachbarbüro es schaffen, Menschen schneller in Arbeit und Ausbildung zu bringen", sagt die Chefin der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, Christiane Schönefeld. Flexible Entscheidungen statt Behördendschungel – das ist ihr Ziel, sagt sie, und das nicht nur aus humanitären Gründen:
"Mit jedem Euro, den wir jetzt in den Flüchtling investieren, wollen wir verhindern, dass die Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit hineinwachsen und ein Vielfaches an staatlichem Transfer kosten."
Und der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit aus Nürnberg, Raimund Becker, erklärt, dass die Flüchtlingswelle nicht nur eine große Herausforderung für Deutschland sei, sondern langfristig auch eine riesen Chance:
"Wir wissen bis 2030, wenn nichts passiert, fehlen uns sieben Millionen Menschen auf der Erwerbstätigenseite und wir brauchen mindestens 400.000 Nettozuwanderung pro Jahr, damit die Lücke einfach mal kleiner wird."
"Integration Point" als Vorbild für andere Arbeitsagenturen
Der Integration Point in Düsseldorf ist noch in der Aufbauphase, das wurde bei der Vorstellung heute klar. So ist die Ausländerbehörde bisher nur einmal in der Woche vor Ort – zu selten, wie sich schnell herausstellte. Denn gerade die Frage des Aufenthaltsstatus ist ein zentraler Punkt bei der Jobvermittlung. Aber den Verantwortlichen war es wichtig, schnell zu handeln und zügig Erfahrungen zu sammeln, aus denen später auch andere Arbeitsagenturen lernen können.
Der 52-jährige Ingenieur aus Syrien, den Job-Vermittler Habib Hammo heute beraten hat, hofft, dass die Behörden ihm jetzt hier an diesem Ort endlich helfen – und eine langfristige Perspektive anbieten können. In Syrien warten seine Frau – eine Elektro-Ingenieurin –, sein studierender Sohn und zwei jüngere Töchter darauf, auch nach Deutschland auszureisen. In seinem Heimatland, Syrien, sieht er keine Zukunft mehr für sich:
"We hope to come here together and build a new live and work and everything, because I loose everything. I don't have anything now in Syria, after 27 years of work."
"We hope to come here together and build a new live and work and everything, because I loose everything. I don't have anything now in Syria, after 27 years of work."