So oder so ähnlich klingen sie, die Vorlesungen für die Schlapphüte der Zukunft. Natürlich darf man dort nicht hinein oder gar zuhören als normaler Nicht-OO7. Alles strikt geheim. Und fotografieren? Bloß nicht, wehrt Uwe Borghoff, Vizepräsident der Bundeswehruni und Informatikprofessor ab. Die James Bonds der Zukunft – eine ganz scheue und ganz neue Spezies an der Münchner Bundeswehr-Universität. Studierende inkognito gewissermaßen.
"Also, wir studieren ja nicht Geheimdienste, ich weiß gar nicht was das sein soll, sondern wir schauen aus einer Vogelperspektive auf Intelligence und Security Studies drauf. Also wir geben denjenigen, die mal in der Ecke arbeiten werden, ein Rüstzeug mit an die Hand, dass sie das politisch bewerten können, ethisch bewerten können, von den Gesetzen, die die Arbeit beeinflussen, bewerten können", erklärt Professor Borghoff das von ihm entwickelte Curriculum.
Mit dabei auch Vorlesungen zur Geschichte der Geheimdienste, am Pult der emeritierte Marburger Professor Wolfgang Krieger, Mitglied der Historikerkommission zur Aufarbeitung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes in Pullach.
"Es gibt da ein großes Interesse, übrigens auch an den übrigen Universitäten. Das Interesse der Studierenden ist sehr groß, nur wir haben dazu bislang keine Einrichtungen dazu, keine Zentren, keine Studiengänge an den Landesuniversitäten, deswegen haben die Studenten keine Anlaufstelle."
International etabliert, in Deutschland neu
In vielen westliche Staaten gäbe es diese Studiengänge bereits, Deutschland sei da weit zurück, bedauert Krieger. Das ist im politischen Berlin angekommen.
"Also vor vier Jahren begann, ausgehend von Aktivitäten im Kanzleramt, eine Anfrage an verschiedene Resorts, die sogenannte Intelligence-Community in Deutschland zusammenzubringen und akademisch auf Masterniveau auszubilden."
Der Münchner Informatik-Professor Borghoff entwickelte daraufhin den Studiengang für Deutschlands Intelligence Community. Also die drei Nachrichtendienste: Bundesnachrichtendienst, BND, Verfassungsschutz und MAD, Militärischer Abschirmdienst. Ziel des neuen Studienganges sei es, die Professionalisierung der nachrichtendienstlichen und sicherheitsbezogenen Ausbildung und vor allem Forschung weiter voranzutreiben, heißt es von Staatssekretär Johannes Geismann, Beauftragter der Bundesregierung für die Nachrichtendienste des Bundes.
Top-secret aber große Nachfrage
Da ist er also nun der Agenten-Studiengang. Ein normaler, ja nahezu unspektakulärer Top-Secret-Master for Intelligence and Security Studies, abgekürzt: MISS. Frauen sind tatsächlich auch dabei, erfährt man später. Ansonsten Informatiker, Maschinenbauer, Psychologen, Betriebswirtschaftler - Bundeswehroffiziere, Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes BND, des Verfassungsschutzes und des MAD – Militärischer Abschirmdienst.
"Wir bilden jetzt nicht Tausende aus, ist ja klar. Also wir haben aufgrund der Raumsituation eine Obergrenze von 70, das wird aber vorübergehend sein. Und wir haben vier Vertiefungsrichtungen, wenn man das vernünftig machen will in Kleingruppen, dann gibt es eine andere Obergrenze so bei 100."
Der Run auf das neue Ausbildungsangebot sei enorm, trotz Sicherheitsauflagen und Vorauswahl durch den Beirat aus BND, Bundeswehruni, Verfassungsschutz, aber auch eines hochrangigen englischen Nachrichtendienstes vom King's Collge London, Sir David Bruce Omand, so Borghoff.
Zwei Jahre Präsenzstudium, 120 ECTS-Punkte. In den ersten sechs Monaten ein Propädeutikum "Einführung in die Intelligence und Security Studies", dann "Menschenrechte und Sicherheit aus normativer Perspektive" und "Digitalisierung. Ab Juli folgt das Kernstudium 1+2 in Berlin unter anderem zu "Globale Bedrohungen & Herausforderungen" und Umgang mit Unsicherheit". Abschließend muss eine Masterarbeit von 100 Seiten, 25.000 Worte vorliegen. Am Ende steht - je nach Studienschwerpunkt - ein "Master of Arts" oder ein "Master of Science".