Eine Corona-Infektion kann auch das Gehirn in Mitleidenschaft ziehen. Neben Schlaganfällen oder Blutungen gibt es Berichte über den sogenannten brainfog, also Hirnnebel. Man ist antriebslos, kann sich schlecht konzentrieren, ist desorientiert und hat Wortfindungsstörungen.
Ein Forschungsteam unter Leitung des Imperial College wollte in einer großen Studie eigentlich nur Intelligenzmessungen durchführen. Bei rund 80.000 Briten und Britinnen wurden unter anderem Problemlösung, das Arbeitsgedächtnis und Aufmerksamkeit getestet. Mitten in der Studie brach dann die Corona-Pandemie aus. Das Team hat die Gelegenheit genutzt und kurzerhand einige wichtige Fragen ergänzt - nämlich dazu, ob die Getesteten eine Corona-Infektion hinter sich hatten. Das Ergebnis: Im Vergleich zu Nicht-Erkrankten haben diejenigen tatsächlich schlechter in den Intelligenztests abgeschnitten. Studienleiter Adam Hampshire sagte im Dlf, der Grad der Einschränkung hänge davon ab, wie schwer die Krankheit verlaufen sei. Die größten Defizite hatten Menschen, die die während einer Corona-Infektion beatmet wurden.
Das Interview im Wortlaut
Sophie Stigler: Welche Unterschiede haben Sie festgestellt zwischen Menschen, die eine Corona-Infektion durchgemacht hatten und welchen, die keine hatten?
Adam Hampshire: Wir haben Unterschiede in der kognitiven Leistung gemessen. Menschen, die Covid-19 hatten, haben schlechter abgeschnitten in der Problemlösung, also logischem Denken und Planung, außerdem in der Sprache. Der Grad hängt davon ab, wie schwer die Krankheit verlaufen ist. Die größten Defizite hatten Menschen, die beatmet wurden, gefolgt von Menschen, die ohne Beatmung im Krankenhaus waren. Aber wir sehen auch, dass Menschen, die nur zuhause waren und gar nicht behandelt wurden, schlechter abgeschnitten haben.
Sophie Stigler: Welche Unterschiede haben Sie festgestellt zwischen Menschen, die eine Corona-Infektion durchgemacht hatten und welchen, die keine hatten?
Adam Hampshire: Wir haben Unterschiede in der kognitiven Leistung gemessen. Menschen, die Covid-19 hatten, haben schlechter abgeschnitten in der Problemlösung, also logischem Denken und Planung, außerdem in der Sprache. Der Grad hängt davon ab, wie schwer die Krankheit verlaufen ist. Die größten Defizite hatten Menschen, die beatmet wurden, gefolgt von Menschen, die ohne Beatmung im Krankenhaus waren. Aber wir sehen auch, dass Menschen, die nur zuhause waren und gar nicht behandelt wurden, schlechter abgeschnitten haben.
Mehr Forschung notwendig, um Ursache und Wirkung zu belegen
Stigler: Diese Unterschiede, würde die Person die selbst bemerken?
Hampshire: Schwer zu sagen. Bei den Menschen, die im Krankenhaus beatmet wurden, lag der Unterschied bei sieben Punkten weniger im Intelligenzquotienten. Aber die Leistungsdefizite, die wir objektiv messen, passen zu den Symptomen, von denen Menschen nach der Erkrankung berichten, wie dem Brain fog. Konzentrationsstörungen zum Beispiel oder Wortfindungsstörungen. Das ist interessant, weil ein Hauptbereich, in dem wir Defizite gemessen haben, waren Aufgaben, bei denen Menschen Wortanalogien bilden mussten.
Stigler: Wie können Sie sicher sagen, dass die niedrigeren Intelligenzquotienten mit der Corona-Infektion zu tun haben? Ist es nicht auch so, dass Menschen mit niedrigerem IQ eher in Berufen mit hohem Expositionsrisiko arbeiten, nicht im Home Office arbeiten können und deshalb einfach ein höheres Ansteckungsrisiko haben?
Hampshire: Ja, das ist die große Frage. Weil wir so viele Daten haben, von zehntausenden Menschen, konnten wir in unserer Analyse alles berücksichtigen: Alter, Beruf, Ausbildung, Muttersprache und sogar die Stimmung und ob jemand Schlafstörungen hat. Das alles haben wir einbezogen und dann verglichen: Anhand dieser Merkmale, welche Werte würde man für eine Person erwarten und wie hat sie tatsächlich in den Tests abgeschnitten? Ich denke, das ist schon eine gute Methode, um nicht nur zu messen, dass Menschen von vornherein schwächere kognitive Fähigkeiten haben und dadurch eher an Covid-19 erkranken. Aber es ist wichtig zu sagen, dass wir da mehr Forschung brauchen, um wirklich Ursache und Wirkung zu belegen.
Hampshire: Schwer zu sagen. Bei den Menschen, die im Krankenhaus beatmet wurden, lag der Unterschied bei sieben Punkten weniger im Intelligenzquotienten. Aber die Leistungsdefizite, die wir objektiv messen, passen zu den Symptomen, von denen Menschen nach der Erkrankung berichten, wie dem Brain fog. Konzentrationsstörungen zum Beispiel oder Wortfindungsstörungen. Das ist interessant, weil ein Hauptbereich, in dem wir Defizite gemessen haben, waren Aufgaben, bei denen Menschen Wortanalogien bilden mussten.
Stigler: Wie können Sie sicher sagen, dass die niedrigeren Intelligenzquotienten mit der Corona-Infektion zu tun haben? Ist es nicht auch so, dass Menschen mit niedrigerem IQ eher in Berufen mit hohem Expositionsrisiko arbeiten, nicht im Home Office arbeiten können und deshalb einfach ein höheres Ansteckungsrisiko haben?
Hampshire: Ja, das ist die große Frage. Weil wir so viele Daten haben, von zehntausenden Menschen, konnten wir in unserer Analyse alles berücksichtigen: Alter, Beruf, Ausbildung, Muttersprache und sogar die Stimmung und ob jemand Schlafstörungen hat. Das alles haben wir einbezogen und dann verglichen: Anhand dieser Merkmale, welche Werte würde man für eine Person erwarten und wie hat sie tatsächlich in den Tests abgeschnitten? Ich denke, das ist schon eine gute Methode, um nicht nur zu messen, dass Menschen von vornherein schwächere kognitive Fähigkeiten haben und dadurch eher an Covid-19 erkranken. Aber es ist wichtig zu sagen, dass wir da mehr Forschung brauchen, um wirklich Ursache und Wirkung zu belegen.
"Wie lang die Defizite anhalten, sagen uns die Daten nicht"
Stigler: Können Sie anhand Ihrer Daten sagen, ob diese Defizite permanent sind oder wieder weggehen?
Hampshire: Das wissen wir noch nicht. Bei der Mehrheit der Menschen in der Studie war die Covid-Erkrankung zwei bis drei Monate her. Aber wie lang die Defizite anhalten, das sagen uns die Daten nicht.
Stigler: Was, glauben Sie, passiert im Gehirn bei einer Covid-19-Erkrankung, was solche Unterschiede verursachen könnte?
Hampshire: Wahrscheinlich gibt es nicht den einen Grund, sondern es wäre komplizierter. Die Wahrheit ist, wir wissen es noch nicht. Dazu gibt es viel Forschung gerade. Wenn jemand im Krankenhaus beatmet wird, dann ist das ein traumatisches Erlebnis und es ist nicht überraschend, dass man da kognitive Effekte sieht. Auf der anderen Seite sehen wir auch Defizite bei Menschen, die sich zuhause auskuriert haben. Da wird ein möglicher Wirkungszusammenhang ganz anders sein. Und wir müssen auch unterscheiden zwischen neurologischen Gründen und eher psychologischen wie Schlafstörungen und Müdigkeit.
Hampshire: Das wissen wir noch nicht. Bei der Mehrheit der Menschen in der Studie war die Covid-Erkrankung zwei bis drei Monate her. Aber wie lang die Defizite anhalten, das sagen uns die Daten nicht.
Stigler: Was, glauben Sie, passiert im Gehirn bei einer Covid-19-Erkrankung, was solche Unterschiede verursachen könnte?
Hampshire: Wahrscheinlich gibt es nicht den einen Grund, sondern es wäre komplizierter. Die Wahrheit ist, wir wissen es noch nicht. Dazu gibt es viel Forschung gerade. Wenn jemand im Krankenhaus beatmet wird, dann ist das ein traumatisches Erlebnis und es ist nicht überraschend, dass man da kognitive Effekte sieht. Auf der anderen Seite sehen wir auch Defizite bei Menschen, die sich zuhause auskuriert haben. Da wird ein möglicher Wirkungszusammenhang ganz anders sein. Und wir müssen auch unterscheiden zwischen neurologischen Gründen und eher psychologischen wie Schlafstörungen und Müdigkeit.
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Graue Substanz im Hirn verändert sich
Stigler: Wie passen Ihre Ergebnisse zu dem, was man bisher weiß über neurologische Probleme durch Corona?
Hampshire: Sie passen ziemlich gut. Es gibt zum Beispiel einen Bericht der britischen Biobank, der zeigt, wie graue Substanz im Hirn sich durch eine Corona-Infektion verändert. Die Biobank hat da natürlich einen großen Datenschatz und hat hunderte Patienten gezielt vor- und nachher untersucht. Und die Bereiche im Hirn, wo in der Studie Unterschiede aufgetreten sind, da haben wir auch Defizite gemessen. Aber momentan fangen wir gerade erst an, das zu verstehen.
Hampshire: Sie passen ziemlich gut. Es gibt zum Beispiel einen Bericht der britischen Biobank, der zeigt, wie graue Substanz im Hirn sich durch eine Corona-Infektion verändert. Die Biobank hat da natürlich einen großen Datenschatz und hat hunderte Patienten gezielt vor- und nachher untersucht. Und die Bereiche im Hirn, wo in der Studie Unterschiede aufgetreten sind, da haben wir auch Defizite gemessen. Aber momentan fangen wir gerade erst an, das zu verstehen.