In dieser Woche bewegt sich Einiges an der Spitze des Humboldt Forums: Nachdem am Montag bekannt wurde, dass Musikethnologe Lars-Christian Koch in Zukunft die Sammlungen leiten soll, hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters nun Hartmut Dorgerloh für den Posten des Intendanten vorgeschlagen.
Dorgerloh ist seit 2012 Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, die durch die Fusion der ost- und westdeutschen Schlösserverwaltungen entstand. In seiner Amtszeit setzte er unter anderem zwei umfangreiche Sonderinvestitionsprogramme durch, mit denen die Baudenkmäler der Stiftung bis 2030 für insgesamt 565 Millionen Euro saniert werden.
Bodenständige Töne
Grütters sehe in ihm aus zwei Gründen einen guten Kandidaten, meint Kulturkorrespondentin Christiane Habermalz aus Berlin. "Erstens, weil er als Leiter der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg über Jahre einfach einen guten Job gemacht hat - in einer Institution, in der auch Bund und Bundesländer mitmischen, und die auch komplizierte Binnenstrukturen hat. Er ist also in Grütters Augen gerüstet für die Untiefen des deutschen Kulturföderalismus."
Zweitens habe Dorgerloh die Stiftung entstaubt und modernisiert - mit mehr Publikumsnähe und mehr Vermittlung. Das wünscht sich Monika Grütters auch für die Aufgabe als Intendant: "Wir müssen dieses große Projekt jetzt endlich an ein breites Publikum heranbringen", sagte die Kulturstaatsministerin, "sozusagen vom Papier in die Praxis. Diese intellektuellen Diskussionen, die wir im Feuilleton über dieses Projekt geführt haben, in der Breite sinnlich vermitteln." Dorgerloh habe als Chef der Preußischen Schloß- und Gartenstiftung "hervorragend" bewiesen, dass er genau das umsetzen könne, so Grütters.
Laut Christiane Habermalz sind das allerdings "andere, bodenständige - man könnte auch sagen: kleinlautere - Töne als noch vor zwei Jahren, bei der Ernennung der Gründungsintendanz um Neil MacGregor."
Positive Reaktionen
MacGregor selbst steht "mit großer Begeisterung" hinter Grütters Personalvorschlag. Bei einer Ausstellungseröffnung in der Humboldt-Box fügte er mit einem kleinen Seitenhieb auf die Berliner Realpolitik hinzu: Dorgerloh kenne "aus dem FF das Labyrinth der deutschen föderalen Demokratie" und kenne "sich im freundlichen Dschungel der Berliner Kulturpolitik sehr gut aus."
Der Deutsche Kulturrat begrüßte den Vorschlag ebenfalls, und sogar Bénédicte Savoy, die durch ihren Weggang die Kolonialismus-Debatte um das Humboldt Forum angestoßen hatte, zeigte sich begeistert - "mehr kann man nicht erwarten", meint Christiane Habermalz.
Dorgerloh sei aber "eindeutig nicht die große Wow-Personalie wie damals Neil Mac Gregor". Etwas mehr Realismus tue dem Projekt aber vielleicht ganz gut, so Habermalz. "Etwas weniger Weltmuseum mit Weltgeltungsanspruch - und etwas mehr Eingeständnis, dass das Humboldt Forum am Ende vielleicht auch doch nur ein ethnologisches Museum unter anderen sein wird."