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Interkulturelle Kommunikation im Netz

Für die meisten ist es kaum noch wegzudenken: das Internet. Einkaufen, Recherchieren, Chatten - und zwar weltweit. Überall und mit jedem ist man im Nu verbunden, lokale Distanzen spielen in der virtuellen Welt keine Rolle mehr. Längst hat das Internet auch in Hochschulen Einzug gehalten. Welchen Beitrag kann das World Wide Web hier zum interkulturellen Austausch leisten - mit dieser und ähnlichen Fragen befasst sich zurzeit eine Tagung an der Technischen Universität Berlin.

    Globales Lernen, Interkulturalität und weltweiter Informationsaustausch - solche Begriffe tauchen häufig auf bei der Tagung zum Thema Interkulturelle Kommunikation im Netz. Der Kongress richtet sich an die interessierte Öffentlichkeit, an Geisteswissenschaftler und Informatiker, an Unternehmer und Studenten - aus dem In- und Auslandland. Die Idee für das Treffen hatte der Informatiker Nazir Peroz vom Zentrum für internationale und interkulturelle Kommunikation der TU Berlin .

    Durch die Leistungsfähigkeit moderner Kommunikationstechnologie treten weltweit Nationen miteinander in Verbindung. In Minuten erfahren wir, was irgendwo auf der Welt passiert. Und gerade in diesem schnellen Austausch geschieht auch viel interkulturelle Kommunikation. Daher haben wir die Frage gestellt: Wie kann man diese interkulturelle Kommunikation im Netz aktiv gestalten?

    Der interkulturelle Austausch an Hochschulen kann zum Beispiel so aussehen: mehrere Universitäten in verschiedenen Ländern bieten zeitgleich Seminare zum selben Thema an - und die Studenten können dann über relevante Fragen im Netz diskutieren.

    Für die meisten Studenten der Berliner TU gehört der Umgang mit dem Internet zwar zum Alltag - der interkulturelle Austausch über das Netz aber scheint für viele von ihnen allenfalls Theorie zu sein. Stimmen:

    Man benutzt es hauptsächlich, um sich Arbeiten oder irgendwelche Schriftsätze herunterzuladen, die an anderen Universitäten schon eingelesen worden sind.

    Chatrooms, schön und gut, aber um so richtig den Kontakt herzustellen, ist meines Erachtens nach immer noch der persönliche Kontakt am wichtigsten. Da ist das Internet eher nicht so gut.

    Der persönliche Kontakt spielt auch für Nazir Peroz eine wichtige Rolle. Natürlich, sagt der promovierte Informatiker afghanischer Herkunft, sei das Internet kein Ersatz für die direkte Begegnung zwischen Studierenden, Dozenten oder Professoren verschiedener Nationen. Doch biete es eben zusätzliche Möglichkeiten.

    Allein in Deutschland studieren über 160.000 ausländische Studierende, und die kommen aus etwa 130 oder 140 Ländern und Nationen der Welt. Sie haben enorme kulturelle Werte, die sie zum Beispiel im Netz vorstellen könnten: Woher sie kommen, warum sie kommen - und wie kann man diese Werte so vermitteln, dass man vom anderen lernen kann. Das ist kultureller Austausch.

    Bleibt das Problem Sprache: denn schließlich spricht oder schreibt nicht jeder Deutsch oder Englisch, Chinesisch oder Arabisch. Und wenn jeglicher Austausch in einer Sprache geschieht: was bleibt dann übrig von den verschiedenen Kulturen:

    Wir haben im letzten Jahr ein Projekt durchgeführt, wie wir dieses Problem der Sprache auch im Netz lösen können: Wir haben ein Programm entwickelt, bei dem viele Menschen in der Welt sich hinsetzen und einen wissenschaftliche Texte in ihrer eigenen Sprache vermitteln. Und dann gibt es wiederum Menschen, die diese Texte nehmen, in verschiedene Sprachen übersetzen und ins Netz stellen, damit man praktisch den einen Text in verschiedenen Sprachen lesen kann.

    [Autorin: Antje Susann Bonhage]