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Internationale Arbeitskonferenz in Genf
100 Jahre Kampf für soziale Gerechtigkeit

Zu ihrer Gründung vor 100 Jahren bekam die Internationale Arbeitsorganisation ILO einen klaren Auftrag: Sie sollte weltweit die Arbeitsbedingungen verbessern. Nun trifft man sich in Genf zur Jubiläums-Jahreskonferenz. Der Auftrag aus den Gründungstagen ist noch immer aktuell.

Von Dietrich Karl Mäurer |
Guy Ryder, Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), präsentiert am 26. November 2018 in Genf den Jahresbericht der ILO.
Guy Ryder, Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) (picture alliance/dpa/Salvatore Di Nolfi)
Zum Auftakt der Jahreskonferenz zum 100. Jubiläum der Internationalen Arbeitsorganisation blickte deren Generaldirektor Guy Ryder zurück und zitierte den ersten ILO-Chef Albert Thomas. Der hatte 1926 gesagt:
"Trotz all des Elends in der Welt, die immer noch geteilt ist und sich in Aufruhr befindet, denken wir, dass mithilfe der Internationalen Arbeitsorganisation soziale Gerechtigkeit geschaffen werden kann."
Und diese Aussage sei noch immer gültig - sagte Guy Ryder:
"Heute ist die Welt noch immer zu sehr gespalten. Es gibt zu viel Aufruhr und der Dialog und das Verständnis zwischen den Ländern scheint häufig nicht zu funktionieren, aber das Vertrauen in die ILO besteht weiter."
180 international anerkannte Arbeitsnormen
Das Vertrauen ist erwachsen aus den Erfolgen der ILO. So gelang es der UNO-Sonderorganisation, mehr als 180 international anerkannte Arbeitsnormen zu formulieren, etwa das Recht der Arbeitnehmer sich gewerkschaftlich zu organisieren.
100 Jahre nach Gründung der Internationalen Arbeitsorganisation steht die Welt der Arbeit steht vor gewaltigen Herausforderungen. So können zum Beispiel Computer und Roboter immer mehr leisten, Arbeitsplätze fallen weg, andere Jobs entstehen. ILO-Generaldirektor Guy Ryder sagt:
"Das hundertjährige Bestehen der ILO fällt zusammen mit dem tiefgreifendsten Wandel in der Arbeitswelt, den wir je erlebt haben. Die Arbeitswelt wird durch die kombinierten Auswirkungen von technischer Innovation, demografischem Wandel, Klimawandel und Globalisierung verändert."
Es sei an der ILO, Antworten zu finden. Von Vorteil sei das einzigartige Konzept der ältesten UNO-Sonderorganisation - entscheiden hier doch gleichberechtigt Vertreter von Staaten, Arbeitgebervertreter und Gewerkschafter.
Leitlinien zur sozialen Gerechtigkeit
Auf der Jahreskonferenz zum 100. Jubiläum soll in Genf bis Freitag nächster Woche über die Herausforderungen diskutiert werden. Guy Ryder appellierte an die 187 Mitgliedsstaaten, in der geplanten Jahrhunderterklärung starke Leitlinien zur Zukunft der Arbeit mit sozialer Gerechtigkeit für alle zu verankern.
"Die Zukunft der Arbeit ist nicht vorbestimmt. Das wird nicht für uns entschieden werden, nicht von Robotern, nicht von künstlicher Intelligenz. Auch wenn sie natürlich einen Einfluss hat. Aber Tatsache ist. Die Zukunft der Arbeit wird das Ergebnis unserer Entscheidungen sein, unserer Fähigkeit, zu reagieren, unserer Bereitschaft, gemeinsam zu arbeiten und die Zukunft der Arbeit zu der zu machen, die wir wollen."
So soll in Genf auch darüber gesprochen werden wie Gewalt und Diskriminierung am Arbeitsplatz bekämpft werden können. Insgesamt mehr als fünftausend Delegierte aus den Mitgliedsländern sind dazu nach Genf gereist. Auch mehr als 40 Staats- und Regierungschefs werden erwartet.
Unter anderem werden Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew, Frankreichs Präsident Emanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel Reden halten. In ihrem Videoblog würdigte die deutsche Regierungschefin vorab bereits die Arbeit der ILO. Es sei auch im Interesse Deutschlands und deutscher Unternehmen, dass die Arbeitsbedingungen weltweit verbessert würden.