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Internationaler Tag der Pressefreiheit
"Habt Ihr nicht schon genug Freiheit?"

Medien und ihre Berichterstattung sind weltweit zunehmend bedroht - darauf weisen am internationalen Tag der Pressefreiheit Hilfsorganisationen, Politiker und Medien selbst hin. Eine Netzschau.

    Auf einer Gefängnismauer steht "In über 30 Ländern ist die Pressefreiheit 2 mal 3 Meter groß"
    Seit 1994 erinnert der Internationale Tag der Pressefreiheit an das Schicksal vieler Journalisten (picture alliance/dpa/Rainer Jensen)
    Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) legt jedes Jahr ihre Rangliste der Pressefreiheit vor. 180 Länder listet die Organisation auf. Gut sieht es etwa in vielen europäischen Ländern, in Neuseeland, Costa Rica oder Jamaika aus, schlecht dagegen in China, Syrien, Turkmenistan, Nordkorea und Eritrea, den Schlusslichtern des Index'.
    Linkspartei-Fraktionschef Dietmar Bartsch teilt bei Twitter die Weltkarte zum ROG-Index - und betont damit, wie viele andere deutsche Politiker auch, den Wert der Pressefreiheit:
    Auf Rang 151 führt ROG die Türkei, über das in Deutschland zuletzt vor allem im Zusammenhang mit dem "Fall Böhmermann" berichtet wurde, dem Streit über die Frage, wie weit Satire gehen darf. Nicht besonders weit, geht es nach Recep Tayyip Erdogan. Und so widmet die Tageszeitung "taz" dem türkischen Staatspräsidenten heute die Titelseite - und wirft in seiner auf Deutsch und Türkisch erschienenen Ausgabe einen Blick auf das Arbeiten und Schicksal von Journalisten in der Türkei:
    Ein Reporter ruft Thailands Putschführer Prayuth Chan-ocha - nach fast zwei Jahren unter seiner Militärherrschaft - am heutigen Tag der Pressefreiheit zu: "Pressefreiheit ist die Freiheit des Volkes". Daraufhin erwidert der: "Nehmen Sie sich lieber in Acht - und wehe, wenn nicht." Sunai Phasuk von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zitiert den Junta-Chef noch mit der Frage: "Habt Ihr nicht schon genug Freiheit?"
    Das katholische Missionswerk missio weist auf die schwierige Lage von christlichen Bloggern in Asien hin. Nicht nur in Vietnam gerieten Aktivisten wegen ihres Einsatzes für Meinungsfreiheit, Demokratie und Religionsfreiheit in Bedrängnis.
    Zu siebeneinhalb Jahren Haft wurde im vergangenen Jahr in Aserbaidschan die Journalistin Khadija Ismajilowa verurteilt. Die international bekannte Reporterin wurde der Untreue, illegaler Geschäfte und Steuerhinterziehung für schuldig befunden. "Khadija Ismajilowas einziges Vergehen war jedoch, dass sie mutig und beharrlich über Korruption und Vetternwirtschaft in höchsten Regierungskreisen recherchiert hat", schreibt die Organisation Reporter ohne Grenzen, die sich für die Freilassung Ismajilowas einsetzt:
    Die Leiterin eines Lokalradios im Südsudan, eine palästinensische Bürgerreporterin, ein Aktivist aus Guatemala, ein Gewerkschafter aus Myanmar, eine Medientrainerin aus der Republik Moldau - die Deutsche Welle stellt auf einer Sonderseite "Helden der Medienfreiheit" vor:
    Und auch im Programm des Deutschlandfunks ist der Welttag der Pressefreiheit Thema: Wir berichten über das Hausverbot für kritische Journalisten im ungarischen Parlament, die Haftstrafe für einen Russen wegen des Posten eines kritischen Artikels oder addon - Platz 77 auf der ROG-Rangliste.
    (bor/kis)