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Internationales Olympisches Komitee
"Man braucht händeringend positive Nachrichten"

Nord- und Südkorea werden bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang zusammen ein Frauen-Eishockey-Team stellen - das hat IOC-Präsident Thomas Bach nach einem Gipfeltreffen verkündet. Das IOC stehe massiv in der Kritik und brauche dringend positive Nachrichten, sagte Sportjournalist Robert Kempe im Dlf. "Vermeintlich friedensstiftende Maßnahmen" seien da eine willkommene Abwechslung.

Robert Kempe im Gespräch mit Astrid Rawohl |
    Das Internationale Olympische Komitee hat nach einem Treffen mit Spitzenvertretern grünes Licht für gemeinsame Auftritte von Nord- und Südkorea bei den Winterspielen in Pyeongchang gegeben.
    Das Internationale Olympische Komitee hat nach einem Treffen mit Spitzenvertretern grünes Licht für gemeinsame Auftritte von Nord- und Südkorea bei den Winterspielen in Pyeongchang gegeben. (imago sportfotodienst)
    Bei einem Treffen der beiden verfeindeten Länder beim Internationalen Olympischen Komitee in Lausanne hatte IOC-Präsident Thomas Bach die Entscheidung mitgeteilt. Bach habe als Präsident immer wieder versucht, das IOC gesellschaftlich relevanter zu machen, sagte Sportjournalist Robert Kempe in Sport am Samstag. "Man versteht sich in Lausanne gerne als vereinte Nationen des Sports." Man müsse sich jedoch die Frage stellen, welchen sportlichen Mehrwert die nordkoreanischen Athleten für die Spiele bringen.
    "Aus meiner Sicht erkennt man daraus die Symbolik und die Inszenierung dieser Entscheidung, denn man kann sich eigentlich auch fragen, inwieweit sich hier das IOC zum Spielball des Regimes in Pjöngjang gemacht hat."
    Ähnlich wie das Flüchtlingsteam in Rio werde der Auftritt der koreanischen Mannschaft als PR für die olympischen Werte benutzt. "Gute PR wird man bei den Olympischen Spielen in Südkorea auch brauchen". Bisher seien erst 70 Prozent der Karten verkauft und die Spiele würden massiv mit Umweltzerstörung assoziiert. Ähnlich wie in Rio brauche man dringend positive Nachrichten beim IOC.
    "IOC steht massiv in der Kritik"
    Denn: "Das IOC steht massiv in der Kritik, es gibt massiven Korruptionsverdacht gegen einzelne IOC-Mitglieder, internationale Ermittler nehmen die letzten Olympia-Vergaben unter die Lupe und der immer noch anhaltende Doping-Skandal - da sind solche vermeintlich friedensstiftenden Maßnahmen eine Abwechslung."
    Mit der Entscheidung habe man die Spiele auch politisch massiv aufgeladen und sich gegen Drohungen aus Nordkorea abgesichert.
    Mit Blick auf Sanktionen gegen Russland kritisierte Kempe den "milden Umgang" beim IOC. Man habe das System "relativ unbehelligt gelassen". "Schon nach den Spielen bei der Schlussfeier ist alles wieder vorbei, dann wird Russland wieder in die olympische Familie aufgenommen. Die große Strafe für jahrelanges Dopen kann man definitiv nicht erkennen."
    Insgesamt sei die Glaubwürdigkeit des Sports und der Sportfunktionäre massiv beschädigt und daran habe Thomas Bach und das IOC keinen kleinen Anteil, so Kempe.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.