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Internet-TV ganz lokal

Internet. - Etwas unspektakulär startete der Fernsehprovider Zattoo, obwohl diese Fernseh-Plattform schon seit länger als einem Jahr im Internet präsent ist. Mit der Programmvielfalt können die Zattoo-Anbieter auch noch nicht protzen. Ganze 20 Kanäle sind über das Portal zu empfangen. Doch die Betreiber des in der Schweiz gegründeten Fernsehportals erwarten einen rasanten Aufstieg und auch eine Zunahme der Programme.

Von Wolfgang Noelke | 24.11.2007
    "”You may wonder, why we haven’t done this launch-party earlier. Usually at every country, we will not until 100 000 users, before we have a launch party. And now, in Germany, we have about 150.000 users.""

    Von den so stolz verkündeten 150.000 Nutzern in Deutschland, erschienen gerade mal 300 im Ballhaus Ost, einem versteckt gelegenen Theater am Berliner Prenzlauer Berg. Die Eröffnungsparty würde sowieso erst dann gefeiert werden, wenn die 100.000 überschritten wären, so verkündete es Sugih Jamin, Mitbegründer von Zattoo und dort zuständig, für die Entwicklung und Optimierung der Technik.

    Als Nutzer muss man sich einen kleinen – übrigens kostenlosen Player herunterladen, ein Player, der nicht nur empfängt, sondern die Datenpakete sofort weitersendet. Der von Zattoo eingesetzte H. 264-Standard ist dreimal so effizient, wie der übliche MPEG 2 Standard, mit dem Videobilder normalerweise komprimiert werden. Das ermöglicht eine blitzschnelle Datenverteilung, über alle, im Netz angeschlossenen Rechner. Die Programmverteilung bei Zattoo funktioniert dann, wie in einer Musiktauschbörsen: Empfängt ein Rechner einen bestimmten Videokanal, stellt er gleichzeitig dieses Signal allen anderen Teilnehmern zur Verfügung. So benötigt Sugih Jamin pro Fernsehkanal nur jeweils einen Server:

    "Wir bekommen das Fernsehsignal live vom Satellit und senden es dann über das Internet. Das Video senden wir mit 500 KB pro Sekunde in der H.264 Codierung: das Backbone ist "peer to peer" und jeder, der Fernsehen will, versucht das Signal zunächst von uns zu bekommen. Doch wenn andere bereits denselben Kanal sehen, dann wird er zu den anderen verbunden."

    Das hat den Effekt, dass die Übertragungsrate immer besser wird, je mehr Zuschauer ein bestimmter Kanal hat, ganz im Gegensatz zu dem, was man vom bisherigen Internetfernsehen kennt. Auch das Zappen ist gewöhnungsbedürftig. Umschalten dauert mindestens fünf Sekunden und ist jedes Mal mit Werbung gefüllt. Dieser Nachteil für Gewohnheitszapper sieht man bei Zattoo als Vorteil. Jamin:

    "Wir dürfen laut Vertrag keine Werbung neben den Inhalten platzieren, aber, um das System zu finanzieren, nutzen wir den Weg, in den ein oder zwei Sekunden leerer Umschaltzeit zwischen dem alten und dem neuen Kanal, fünf Sekunden Werbung zu zeigen."

    Der zweite, zurzeit in Deutschland noch durchaus gravierendere Nachteil von Zattoo ist ein Ländercode, das sogenannte "Geo- Targeting": Der Zattoo Server registriert, aus welchem Land sich ein Zuschauer einschaltet - und der bekommt nur die, in dem Land sowieso ausgestrahlten Fernsehprogramme zu sehen. Auch Weltreisende bekommen auf ihrem PC nur das örtlich angebotene Regionalfernsehen. Warum, so die Frage an Dominik Schmid, Zattoo-Generalmanager in Deutschland, warum bleib Zattoo nicht global empfangbar, wie das normale Streaming der Fernsehanstalten? Schmid:

    "Wir sind die ersten, die das unterstützen würden! Nur muss man sich Gedanken dazu machen, wie die rechtliche Situation aussieht: Die Sender haben natürlich die Drittrechte eingekauft für ihr Territorium und wenn wir jetzt – SF2, die viele Hollywood Filme zeigen, wenn wir die einfach in Deutschland streamen, oder in Spanien streamen würden, dann würde natürlich ein Riesengeschrei losgehen, zu Recht, von den Sendern dort vor Ort, die diese Rechte exklusiv eingekauft haben."

    Überwiegend unbekannte Sender tummeln sich deswegen zurzeit auf dem Portal, abgesehen von Al Jazeera, CNN oder MTV. Für Beat Knecht, CEO und Präsident, jedoch kein Grund zu verzagen:

    "Die ARD und ZDF haben sich geäußert, dass sie auf Zattoo aufsteigen wollen. Jetzt gibt es noch Detailpunkte, die zu klären sind. Es ist aber so, dass wir natürlich nicht so, wie Google oder Yahoo internationale gleich bleibende Angebote anbieten, sondern dass wir in jedem Land das zeigen, was eigentlich dort auch gezeigt werden darf, weil wir Geo-Targeting machen müssen, aus rechtlichen Gründen. Und das führt dazu, dass wir in Deutschland 20 Sender haben, aber in der Schweiz haben wir 50 Sender und insgesamt, in allen sieben Länder, die wir jetzt bedienen, haben wir ungefähr 150 Sender."

    Die wichtigsten seien dabei, meinen jedenfalls die Gäste der Eröffnungsparty. Von denen brauchte aber auch niemand mehr überzeugt zu werden:

    "Ich denke einfach nur im Sinne von Open Source: Da ist ein Unternehmen, das eine gute Idee hat, das Dinge mit der Welt teilen will, das das Internet nutzt, um Dinge zu verbreiten."

    "Also, ich weiß, dass MTV drauf ist, was ich schon mal sehr gut finde. Ja, aber dann ist schon mal der Wichtigste dabei, was ja für die junge Zielgruppe genau der richtige Sender ist. Wenn man arbeitet, kann man’s ja nebenbei laufen lassen. Das ist schon ziemlich klasse, finde ich."

    "Kann man arbeiten und sich trotzdem ein bisschen ablenken, zwischendurch."