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Olympische Spiele in Peking
„Alles drumherum ist zutiefst politisiert“

Die Olympischen Spiele in Peking seien zutiefst politisiert, kritisiert die Journalistin und Autorin Didi Kirsten Tatlow im Dlf. China habe sogar die Eröffnungsfeier genutzt, um die territorialen Ansprüche deutlich zu machen. Die Leidtragenden seien am Ende die Sportler.

Didi Kirsten Tatlow im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Russlands Präsident Wladimir Putin bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking
Russlands Präsident Wladimir Putin bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking (picture alliance/dpa/TASS)
Es war eine deutliche Botschaft der chinesischen Staatsführung bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking: Eine 20-jährige Uigurin durfte das Olympische Feuer entzünden. Die Langläuferin kommt aus Xinjiang, wo hunderttausende Uiguren in chinesischen Umerziehungslagern eingesperrt sind.
China habe damit gezeigt, dass es genau das machen werde, was es machen möchte, ungeachtet aller kritischen Stimmen, sagte Didi Kirsten Tatlow im Dlf. Sie ist gebürtige Hongkongerin und Senior Fellow im Asien-Programm der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Zudem war Tatlow lange als Reporterin und Kolumnistin tätig.
„China zeigt der internationalen Gesellschaft, dass es stolz ist, auf das, was es in Xinjiang tut, in den uigurischen Ländern." Es sei als klares Signal zu verstehen, dass man so weiter verfahren werde.

Weitere politische Signale bei der Eröffnungsfeier

Ein weiteres politisches Signal las eine Journalistin des chinesischen Staatsfernsehens angesichts der Choreographie mit künstlichen weißen Tauben bei der Eröffnungsfeier. Sie interpretierte eine weiße Taube, die symbolisch alleine wegflog und wieder zurück in den Schwarm geholt wurde als Taiwan. Tatlow sagte dazu, dass China auch an diesem Punkt die Eröffnungsfeier genutzt habe, um territoriale Ansprüche deutlich zu machen. Die Kommunistische Partei Chinas rede immer wieder davon, dass Taiwan zurück solle zum "Vaterland“. „Das mit der Taube hat das absolut symbolisch und künstlerisch dargestellt.“

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IOC hat sich entlarvt

Auch das IOC habe sich „wirklich entlarvt mit diesen Winterspielen“, sagt Tatlow. Man sehe, dass vor allem das Geld das Wichtigste sei. Zudem seien die Spiele hochpolitisch. „Ich denke, wir sind an so einem Punkt angekommen, wo man fast sagen könnte, dass durch China die Olympischen Spiele fast kaputtgehen. Diese Spiele sind sowas von politisiert“. Deutlich mache das auch das Treffen von Russlands Präsident Wladimir Putin und Xi Jinping vor der Eröffnung der Spiele, wo man eine neue internationale Ordnung angekündigt habe.

Das wahre Gesicht Chinas

Man könne deshalb „von einer Ausbeutung der Athleten" sprechen. „Alles drumherum ist zutiefst politisiert“. Bei den Sommerspielen 2008 sei die Situation noch eine andere gewesen, erklärt Tatlow, die damals als Journalistin vor Ort war. China habe sich –auch mit der neuen Führung - sehr verändert. „Es hat gewaltig an Selbstbewusstsein gewonnen“. 2008 habe sich das Land der Welt noch anders präsentieren wollen. Jetzt, in 2022, sehe man mehr das wahre Gesicht Chinas.
Tatlow findet auch, dass sich die Bundesregierung mit Blick auf einen Austragungsort, an dem Menschenrechte missachtet werden „direkter und couragierter“ hätte äußern müssen. Deutsche Politiker waren bei der Eröffnungsfeier nicht vertreten, wollten das aber nicht als diplomatischen Boykott verstanden wissen.
„Wir dachten alle nicht, dass es so schlimm kommen würde, wie es gestern war“, sagte Tatlow über die Eröffnungsfeier am 04. Februar. Damit gemeint ist auch das Treffen von Xi Jinping und Russlands Präsident Wladimir Putin. Diese "Tradition" kenne man bereits von den Spielen in Sotchi. Man müsse sich deshalb fragen, ob es noch nachzuvollziehen sei, dass Olympische Spiele so weitergeführt würden, meint Tatlow.
Präsident Wladimir Putin traf in Peking mit Chinas Staatschef Xi Jinping zusammen.
Der russische Präsident Wladimir Putin ist der prominenteste Politiker, der zu den Olympischen Spielen nach Peking gereist ist. Er traf sich mit Chinas Staatschef Xi Jinping. (picture alliance / AP / Alexei Druzhinin)

"Thomas Bach hat schwerwiegende Fragen zu beantworten"

Auch IOC-Präsident Thomas Bach war auf der Ehrentribüne dabei und hatte sich im Anschluss zum Bankettessen einladen lassen. „Thomas Bach hat glaube ich ziemlich schwerwiegende Fragen zu beantworten. Er trägt jetzt sehr viel Verantwortung für diese Situation.“ Putin und Xi Jinping seien nicht nur zusammen aufgetreten, man habe auch betont, dass man zusammen dort sei. „Das war ein symbolisch und politisch gemeinsames Event für diese zwei diktatorischen Mächte“. Tatlow hofft, dass diesbezüglich auch ernsthafte Fragen an das IOC gestellt würden, „dass sie sich auch rechtfertigen müssen. Es ist einfach zu weit gegangen.“
„Thomas Bach sagt, man solle die Spiele nicht politisieren, also sie nicht boykottieren, aber die Politisierung kommt doch von China aus dieses Mal“, kritisiert Tatlow.
Sich grundsätzlich von China abzuwenden, rät Tatlow aber nicht. „Ich rate dazu, dass man so freundlich bleibt, wie man kann und dass man zusammenarbeitet wo man kann. Aber ich denke, wir müssen besser verstehen, was dort los ist.“ Es sei zudem wichtig, dass man nicht weiter in Abhängigkeiten gerate.