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Sportvereine und die Energiekrise
"Sport wird teurer werden"

Die gestiegenen Energiepreise bereiten auch Sportvereinen in Deutschland Sorge. Frank Fechner, Vorsitzender des Eimsbütteler Turnverbandes in Hamburg, rechnet mit einer Verfünffachung der Energiepreise für seinen Verein. Man sei deshalb in einer Situation, in der man die Beiträge anheben müsse.

Frank Fechner im Gespräch mit Marina Schweizer |
Kinder laufen in einer Turnhalle an der Zuleitung eines Heizkörpers vorbei, in dessen Umgebung bereits der Putz abgebröckelt ist.
Viele Vereine haben Sorge, dass sie ihre Hallen im Winter nicht mehr heizen können. (picture-alliance/ dpa / Uwe Anspach)
Nach der Coronakrise kommt die Energiekrise – das ist für Sportvereine schwer aufzufangen. Denn viele haben noch nicht einmal die Auswirkungen der Corona-Pandemie überwunden. Angesichts steigender Energiepreise prognostiziert auch Frank Fechner, Vorsitzender des Eimsbütteler Turnverbandes, einem der größten Sportvereine Hamburgs, erhebliche Mehrkosten für den Unterhalt der Sportstätten.
Frank Fechner vom Eimsbütteler TV in Hamburg
Frank Fechner vom Eimsbütteler TV in Hamburg (privat)
Um die Mitglieder während der Corona-Pandemie zu entlasten, habe man in den vergangenen Jahren die Beiträge nicht erhöht. Jetzt sei man aber in der Situation, in der man die Beiträge anheben müsse, „nur weil wir wissen, dass Energiekosten-Steigerungen auf uns zukommen.“ Man müsse aktuell mit einer Verfünffachung der Kosten rechnen. Zwar habe man ein gewisses Eigenkapital, das man für Krisensituationen zurückhalte, aber als gemeinnütziger Verein dürfe man eigentlich nur zweckgebundene Rücklagen bilden, sagt Fechner.
Zudem rechnet er mit dauerhaften Steigerungen: „Sport wird teurer werden. Auch der gemeinnützige Sport im Sportverein wird teurer werden.“ Er hofft deshalb, dass der Sport auch weiter wertgeschätzt werde, weil man sonst das Angebot nicht aufrechterhalten könne.

Mögliche Einschränkungen im Winter

Um Energie zu sparen, müsse man sich im Verein auch auf kleinere Einschränkungen einstellen. So wurden beispielsweise schon Saunen später eingeschaltet, auch geringere Temperaturen in den Sporthallen im Winter seien denkbar. Kritisch werde es jedoch, wenn es um die Wassertemperatur beim Kinderschwimmen gehe. Dafür brauche man um die 25 oder 26 Grad. Sonst könnten die Kinder dort nicht schwimmen lernen - nach zwei Jahren Pandemie ohne Schwimmkurse wäre das keine gute Entwicklung, warnt Fechner.

Hoffnung auf mehr Förderung für energetische Sanierung

Mit Blick auf energetische Sanierung seien die Vereine in Deutschland schon sehr ambitioniert, meint Fechner. Man habe die eigenen Vereinsanlagen schon systematisch auf LED umgerüstet. „Ich würde mich sehr freuen, wenn es da attraktive Förderprogramme gibt, dass wir solche energetischen Sanierungen fortsetzen können.“

Wieder auf Solidarität der Mitglieder angewiesen

Fechner ist optimistisch, dass den Mitgliedern der Vereine, trotz Preissteigerungen der Sport in Zukunft weiter wichtig bleibt. Man habe gemerkt, wie sehr den Menschen der Sport in der Corona-Zeit gefehlt habe. „Der soziale Aspekt ist vielen in den letzten zwei Jahren erst bewusst geworden. Viele waren sehr solidarisch mit ihren Vereinen.“ Auf diese Solidarität sei man leider nun wieder angewiesen.