Zur neuen Bundesregierung hat Stefan Klett klare Vorstellungen. "Wir haben auf der DOSB-Mitgliederversammlung in Saarbrücken ein Zehn-Punkte-Programm verabschiedet, das eine Forderung darstellt an die künftige Bundesregierung", holte der LSB-Präsident aus NRW im Dlf-Interview aus. Besondere Relevanz habe hierbei die künftige Bedeutung des Sports: "Was wichtig ist, ist, dass man den Wert des Sportes zukünftig auch in einer Bundesregierung anerkennt."
Dafür müsse ein neues Amt her: "Da ist ein Thema ganz vorne, nämlich die Schaffung eines Staatsministers für Sport im Kanzleramt, so wie wir das in Nordrhein-Westfalen auch erleben. Hier ist 2017, die Sportabteilung, mit einer eigenen Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt beim Ministerpräsidenten gelandet in der Staatskanzlei. Das hat sich als sehr, sehr gut erwiesen, weil wir auf Augenhöhe agieren."
Engere Kooperation nötig
Nach dem Modell, das in NRW bereits exisitiert, könnte in Zukunft auch Bundesebene besser kooperiert werden:
"Weil die Aufgaben des Sports in enger Abstimmung über eine Vereinbarung mit dem Land auch durchgezogen werden. Das ist notwendig auch auf Bundesebene, damit eben all diese Themen wie: Wie fördern wir Breitensport? Wie können wir die Situationen der Trainerinnen und Trainer verbessern? Wie können wir eine Vergütung von Trainerinnen und Trainern festlegen und gute Rahmenbedingungen schaffen? Und wie können wir gegen den Bewegungsmangel von Kindern und Jugendlichen vorgehen? Wie können wir die Themen Bildung, Schule, Sport mit unter einen Hut kriegen? Das alles wird ressortübergreifend passieren müssen in Berlin und dazu braucht es eine koordinierende Stelle. Und das kann wie in NRW ein eigens dafür geschaffene Staatsminister oder Staatsministerin sein."
Sport im Innenministerium "nur ein Anhängsel"
Aktuell habe man im Bundesinnenministerium nur begrenzte Kapazitäten für den Sport: Man bekäme bei dem "Weg, es über eine Teil-Abteilung in einem so gewaltigen Ministerium zu machen, das eben auch noch für innere Sicherheit und diese Dinge zuständig ist, ein Stück weit den Eindruck, dass der Sport nur ein Anhängsel ist", sagte Klett.
In NRW sei der Sport "Chefsache": "Dann kann man sich auch darauf verlassen, dass die Gespräche, dass die Prioritäten, die man für den Sport gemeinsam setzt, dass die dann auch wirksam werden. Und diese Wirksamkeit, die fehlt mir in einem Ministerium."
Klett glaubt noch an Olympia in Deutschland
Auf die Chance einer möglichen Olympia-Ausrichtung in NRW angesprochen, reagierte der Präsident des Landessportbundes NRW optimistisch: "Ich glaube, dass es die aus vielerlei Gründen gibt."
Der Grundpfeiler dafür liege bei den Bürgern: "Wir haben erstens eine sehr sportbegeisterte Bevölkerung. Allein in den 14 Kommunen und Kreisen, die ihren Oberbürgermeistern und Landräten schon bei der Ruhr Bewerbung aktiv waren, hat man gemerkt, wie die Bevölkerung für das Thema brennt."
Dazu sei auch auf politischer Ebene der Wille da: "Wir haben einen breiten politischen Konsens mit der jetzigen Landesregierung, mit unserem Ministerpräsidenten und Sportminister Hendrik Wüst, der die Spiele auch nach Nordrhein-Westfalen holen will."
Klett: NRW besser geeignet als München oder Berlin
Auch die nötigen Sportstätten seien "zum großen Teil vorhanden". Klett sieht nur zwei Mängel: "Was wirklich fehlt und was dann auch nachgewiesen werden muss. ist natürlich das Leichtathletik-Stadion und die Frage, wo das Athletendorf hinkommt, also wo die Athletinnen und Athleten untergebracht sind. Da gibt es gute Ideen in NRW."
Generell sieht Klett sein Bundesland im Vorteil gegenüber anderen Regionen: "Ich glaube, wir haben im Gegensatz zu Berlin und München wirklich die Möglichkeit zu zeigen, wie man eben neue Spiele in einer offenen Gesellschaft, wie sie in Nordrhein-Westfalen ist, durchführen kann", so Klett, der nachschob: "Ich habe nur ein bisschen Zweifel, wie man in Berlin mit Sportstätten aus den 30er-Jahren und einer sehr starken Anti-Olympia-Bewegung das hinbekommen will. Und in München ist es letztlich nicht anders, da sind Sportstätten aus den 70er-Jahren. Ich kann mir gut vorstellen, dass NRW bei einer Bewerbungen regional die Nase vorne haben kann."