Susanne Kuhlmann: Wenn fremde Arten in einen Lebensraum eingeführt werden, kann das unabsehbare Folgen haben. Ein bekanntes Beispiel dafür sind die Kaninchen, die vor gut 150 Jahren als Jagdwild in Australien ausgesetzt wurden und sich bald zur Landplage entwickelten. Was passiert, wenn fremde Tiere und Pflanzen planmäßig in ein Ökosystem eingeführt werden, liefert Wissenschaftlern gerade Nahrung für einen internationalen Expertenstreit, ausgetragen im Fachblatt "Nature". Entzündet hatte sich die Auseinandersetzung am Artikel des amerikanischen Biologen Mark A. Davis, der mit 19 Forscherkollegen forderte, Tiere und Pflanzen nicht nach ihrer Herkunft zu bewerten. Das rief den Protest von 141 Wissenschaftlerkollegen hervor. Einer davon ist Dr. Ingolf Kühn vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle an der Saale. Guten Tag!
Ingolf Kühn: Guten Tag, Frau Kuhlmann.
Kuhlmann: Was hat Sie denn so aufgebracht?
Kühn: Aufgebracht hat uns insbesondere die relativ undifferenzierte Anklage, die die Kollegen um Mark Davis herum gebracht haben, weil pauschal gesagt worden ist, die Invasionsbiologie, also die Wissenschaft, die sich mit den gebietsfremden Arten und ihren Auswirkungen beschäftigt, würde insbesondere nur danach gucken "Ist eine Art heimisch oder gebietsfremd?" und wenn sie gebietsfremd ist, ist sie böse, und dann wird alles darauf verwendet, um diese Art auch wieder auszurotten oder zu bekämpfen, und das ist einfach nicht der Fall. Es gibt einfach nicht genügend Ressourcen, sowohl finanzielle Ressourcen als auch Personalressourcen, dass man sich mit allen gebietsfremden Arten beschäftigen kann, und es sind auch nicht alle gebietsfremden Arten schlimm. Aber es gibt eben eine ganze Reihe von schlimmen gebietsfremden Arten, und um die muss man sich auch kümmern, und da ist es dann auch wichtig, dass man auf die Herkunft schaut, während es bei anderen Fragestellungen tatsächlich irrelevant ist, ob Arten einheimisch oder gebietsfremd sind.
Kuhlmann: Welche Beispiele gibt es denn für Tier- oder Pflanzenarten, die angesiedelt worden sind und jetzt Probleme verursachen?
Kühn: Probleme verursachen zum Beispiel der Riesen-Bärenklau. Das ist eine große, weiß blühende Art, die mal als Zierpflanze eingebracht worden ist, die in feuchten Wiesentälern die einheimische Vegetation überwuchern kann, aber auch zu Verbrennungen bei Menschen führen kann, wenn man mit UV-Licht in Berührung kommt oder in Verbindung kommt, nachdem man diese Art berührt hat. Oder der japanische Staudenknöterich, eine Art, die entlang von Flussufern oder von Eisenbahnlinien alles zuwuchert, die auch als Zierpflanzen eingeführt worden sind. Bei den Tieren ist es zum Beispiel der Waschbär, der im Zweiten Weltkrieg oder vorm Zweiten Weltkrieg in Deutschland eingeführt worden ist und sich jetzt überall ausbreitet.
Kuhlmann: Wie schnell stellt sich denn eigentlich heraus, ob eine neue Art invasiv wirkt und andere verdrängt?
Kühn: Das kann manchmal sehr lange dauern. Es gibt so eine sogenannte Verzögerungszeit, und die kann teilweise 100 Jahre betragen, und in dieser Zeit ist die Art relativ unproblematisch, und dann stellt man heraus, dass die Art problematisch werden kann, weil sich entweder das Klima oder die Umwelt geändert hat, oder in der Zeit die Art sich an die Umwelt angepasst hat.
Kuhlmann: Kann man dann noch irgendetwas tun, wenn man nach so einer langen Zeit feststellt, dass eine Gefährdung vorliegt?
Kühn: Wenn die Arten vereinzelt auftreten, ist es das einfachste, wirklich wieder das Vorkommen der Art quasi zu entfernen, die Art da rauszureißen, oder zu töten. Wenn Arten so weit verbreitet sind, wie es jetzt der japanische Staudenknöterich, der Riesen-Bärenklau oder das Drüsige Springkraut sind, dann bleibt wirklich nichts anderes zu tun, als die Arten aus den empfindlichen Ökosystemen, den empfindlichen Lebensräumen zurückzuhalten.
Kuhlmann: Was heißt das denn für die Invasionsbiologen, also für die, die sich mit dem Einwandern neuer Arten beschäftigen und mit ihren Auswirkungen? Zu welchem Schluss kommen diese Kollegen angesichts neu eingeführter Arten?
Kühn: Das kommt immer darauf an. Wir versuchen, möglichst frühzeitig zum Beispiel anhand der Merkmale der Arten zu erkennen, ob das eine Art ist, die potenziell Probleme machen kann, oder ob diese Art vielleicht schon in Nachbarländern Probleme gemacht hat. Dann wird auch zugesehen, dass diese Art so schnell wie möglich wieder ausgerottet wird an den Orten, wo sie vorgekommen ist, oder es wird zumindest versucht. Bei anderen Arten, hatte ich ja schon gesagt, müssen wir gegebenenfalls erst mal abwarten und schauen, und wenn das Arten aus einem Verwandtschaftskreis sind, wo noch nie Probleme aufgetaucht sind, werden die meisten von uns das wahrscheinlich auch eher gelassen sehen.
Kuhlmann: Es kann Probleme geben, muss aber nicht, wenn neue Arten in ein Ökosystem eingeführt werden. Vielen Dank Dr. Ingolf Kühn vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle an der Saale.
Kühn: Vielen Dank!
Ingolf Kühn: Guten Tag, Frau Kuhlmann.
Kuhlmann: Was hat Sie denn so aufgebracht?
Kühn: Aufgebracht hat uns insbesondere die relativ undifferenzierte Anklage, die die Kollegen um Mark Davis herum gebracht haben, weil pauschal gesagt worden ist, die Invasionsbiologie, also die Wissenschaft, die sich mit den gebietsfremden Arten und ihren Auswirkungen beschäftigt, würde insbesondere nur danach gucken "Ist eine Art heimisch oder gebietsfremd?" und wenn sie gebietsfremd ist, ist sie böse, und dann wird alles darauf verwendet, um diese Art auch wieder auszurotten oder zu bekämpfen, und das ist einfach nicht der Fall. Es gibt einfach nicht genügend Ressourcen, sowohl finanzielle Ressourcen als auch Personalressourcen, dass man sich mit allen gebietsfremden Arten beschäftigen kann, und es sind auch nicht alle gebietsfremden Arten schlimm. Aber es gibt eben eine ganze Reihe von schlimmen gebietsfremden Arten, und um die muss man sich auch kümmern, und da ist es dann auch wichtig, dass man auf die Herkunft schaut, während es bei anderen Fragestellungen tatsächlich irrelevant ist, ob Arten einheimisch oder gebietsfremd sind.
Kuhlmann: Welche Beispiele gibt es denn für Tier- oder Pflanzenarten, die angesiedelt worden sind und jetzt Probleme verursachen?
Kühn: Probleme verursachen zum Beispiel der Riesen-Bärenklau. Das ist eine große, weiß blühende Art, die mal als Zierpflanze eingebracht worden ist, die in feuchten Wiesentälern die einheimische Vegetation überwuchern kann, aber auch zu Verbrennungen bei Menschen führen kann, wenn man mit UV-Licht in Berührung kommt oder in Verbindung kommt, nachdem man diese Art berührt hat. Oder der japanische Staudenknöterich, eine Art, die entlang von Flussufern oder von Eisenbahnlinien alles zuwuchert, die auch als Zierpflanzen eingeführt worden sind. Bei den Tieren ist es zum Beispiel der Waschbär, der im Zweiten Weltkrieg oder vorm Zweiten Weltkrieg in Deutschland eingeführt worden ist und sich jetzt überall ausbreitet.
Kuhlmann: Wie schnell stellt sich denn eigentlich heraus, ob eine neue Art invasiv wirkt und andere verdrängt?
Kühn: Das kann manchmal sehr lange dauern. Es gibt so eine sogenannte Verzögerungszeit, und die kann teilweise 100 Jahre betragen, und in dieser Zeit ist die Art relativ unproblematisch, und dann stellt man heraus, dass die Art problematisch werden kann, weil sich entweder das Klima oder die Umwelt geändert hat, oder in der Zeit die Art sich an die Umwelt angepasst hat.
Kuhlmann: Kann man dann noch irgendetwas tun, wenn man nach so einer langen Zeit feststellt, dass eine Gefährdung vorliegt?
Kühn: Wenn die Arten vereinzelt auftreten, ist es das einfachste, wirklich wieder das Vorkommen der Art quasi zu entfernen, die Art da rauszureißen, oder zu töten. Wenn Arten so weit verbreitet sind, wie es jetzt der japanische Staudenknöterich, der Riesen-Bärenklau oder das Drüsige Springkraut sind, dann bleibt wirklich nichts anderes zu tun, als die Arten aus den empfindlichen Ökosystemen, den empfindlichen Lebensräumen zurückzuhalten.
Kuhlmann: Was heißt das denn für die Invasionsbiologen, also für die, die sich mit dem Einwandern neuer Arten beschäftigen und mit ihren Auswirkungen? Zu welchem Schluss kommen diese Kollegen angesichts neu eingeführter Arten?
Kühn: Das kommt immer darauf an. Wir versuchen, möglichst frühzeitig zum Beispiel anhand der Merkmale der Arten zu erkennen, ob das eine Art ist, die potenziell Probleme machen kann, oder ob diese Art vielleicht schon in Nachbarländern Probleme gemacht hat. Dann wird auch zugesehen, dass diese Art so schnell wie möglich wieder ausgerottet wird an den Orten, wo sie vorgekommen ist, oder es wird zumindest versucht. Bei anderen Arten, hatte ich ja schon gesagt, müssen wir gegebenenfalls erst mal abwarten und schauen, und wenn das Arten aus einem Verwandtschaftskreis sind, wo noch nie Probleme aufgetaucht sind, werden die meisten von uns das wahrscheinlich auch eher gelassen sehen.
Kuhlmann: Es kann Probleme geben, muss aber nicht, wenn neue Arten in ein Ökosystem eingeführt werden. Vielen Dank Dr. Ingolf Kühn vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle an der Saale.
Kühn: Vielen Dank!