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Inventur im Wald

Welche Baumarten wachsen in welchen Mengen, wie groß ist der Holzvorrat und wie viel Kohlendioxid ist im Wald gespeichert - Antworten darauf soll die Bundeswaldinventur geben. Überall im Land machen sich Messtrupps auf den Waldweg. Fachleute warten gespannt auf ihre Daten.

Von Mirjam Stöckel |
    Der Metalldetektor in Christian Herdicks Hand schlägt Alarm: Im Waldboden, fast unsichtbar, steckt ein Eisenstab. Um ihn herum müssen Herdick und sein Mitarbeiter Daniel Rosenitsch jetzt den Wald vermessen. Die beiden sind eines von etwa 60 Inventur-Teams in ganz Deutschland. Als erstes geht Christian Herdick fünf Meter in den Norden und überprüft, ob hier junge Bäumchen wachsen.

    "Das ist doch aber schnell zu überblicken, dass hier gar nichts ist."

    Jetzt sind die ausgewachsenen Bäume dran. Der Blick durch ein Spezialgerät verrät Christian Herdick, welche er untersuchen muss. Die Weißtanne da hinten zum Beispiel.

    "Jetzt messe ich den Durchmesser mit einem Maßband, was uns gleich den Durchmesser anzeigt, also nicht den Umfang. Auf dem Maßband ist eine Skala, die uns gleich den Durchmesser anzeigt. 421 - Das sind jetzt Angaben in Millimetern."

    Daniel Rosenitsch wiederholt jede Zahl, um Fehler zu vermeiden - und gibt sie dann in einen tragbaren Computer ein. Später gehen die Daten an die Forstverwaltung in Freiburg und danach an das Bundesinstitut für Wald in Braunschweig - die zentrale Sammelstelle für Deutschland. Die groß angelegte Erhebung werde zeigen, wie es um das Ökosystem Wald bestellt ist, sagt Gerald Kändler, der Landesinventurleiter in Baden-Württemberg. Außerdem seien die Daten eine wichtige Grundlage, um nationale Berichte in Sachen Klimaschutz zu verfassen - eine Pflicht im Zusammenhang mit dem Kyoto-Protokoll beispielsweise.

    "Da muss für den Wald auch dargestellt werden, wie viel Kohlenstoff gespeichert wird. Um diese Zahlen berechnen zu können, benötigt man Inventurdaten."

    Die Wälder sind nicht nur klimafreundliche Kohlenstoffspeicher, sondern auch Rohstofflieferanten für die Holzindustrie. Wie viel Holz zur Verfügung steht, hat große wirtschaftliche Bedeutung. In Bayern und Baden-Württemberg, wo es ohnehin große Vorräte gibt, erwartet Kändler kein Wachstum mehr.

    "Während in andern Bundesländern, die eine andere Waldstruktur, eine andere Altersklassenstruktur haben, da wird man wohl noch weiter mit Anstieg der Vorräte rechnen können. Sodass insgesamt für die Bundesrepublik der Holzvorrat auf hohem Niveau oder vielleicht leicht steigenden Niveau sich bewegen wird. Das ist eine Vermutung - aber genauer werden wir es in zwei Jahren wissen."

    Denn frühestens dann sind die Daten ausgewertet. Etwa 60.000 markierte Mess-Punkte tief in den Wäldern werden Inventur-Teams wie Christian Herdick und Daniel Rosenitsch bis dahin aufgespürt haben. Schätzungsweise 400.000 Bäume sind dann erfasst.

    "Fichte! Ja. Buche! Ja. Buche! Ja. Fichte! Ja."

    Gerade zählen die beiden Diplom-Forstwirte, wie viele verschiedene Bäume rings um ihren Probe-Punkt wachsen.

    "Das gibt auch einen Rückschluss auf die Stabilität der Wälder, weil gemischte Wälder in aller Regel stabiler sind als Monokulturen."

    Dann erfassen sie noch, welche Pflanzen auf dem Waldboden wachsen - Brombeeren in diesem Fall - und wie viel Totholz es gibt. Jetzt sind alle Standard-Fragefelder im Computer ausgefüllt. Doch die Arbeit geht noch weiter. Christian Herdick zeigt auf ein GPS-Gerät, das sie gleich zur nächsten Analysestelle lotsen wird.

    "Und da beginnt dasselbe von vorne. Und je nachdem, wie der Wald aussieht, ist alles ein bisschen anders: ein bisschen mehr oder ein bisschen weniger, was da aufgenommen werden muss."