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Investitionen in deutsche Firmen
China auf Einkaufstour

Ob Energiewirtschaft, Maschinenbau oder Gesundheitswesen: Chinesische Investoren sind in Deutschland auf Einkaufstour. Sie übernehmen erfolgreiche Firmen, teilweise für Milliardenbeträge. Was machen sie daraus und welche Auswirkung hat das auf die Arbeitsplätze?

Von Agnes Handwerk |
    Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping (M) steht in Duisburg (Nordrhein-Westfalen) zwischen Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link, Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Erich Staake, Geschäftsführer des Duisburger Hafens Logport. Im Hintergrund ein gerade eingefahrener Zug aus China.
    Eines der chinesischen Prestigeprojekte ist die "Neue Seidenstraße". Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping (M) war dabei, als der erste Zug aus China in Duisburg eintraf. (picture alliance / dpa / Bernd Thissen)
    LKW-Fahrer rangieren ihre Fahrzeuge an der Rampe und bringen sie in Stellung. Jetzt öffnet ein LKW-Fahrer die Tür seines Anhängers und eine feuchte Mischung aus Tüten, Kartons, Stofffetzen, Glas, Metall quillt heraus und rutscht langsam in die Tiefe.
    Wenn die Hansestadt Hamburg und die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg ihre Hausabfälle an ein chinesisches Unternehmen abgeben, dann heißt das heute nicht, dass der Müll verschifft und auf Deponien in fernen Ländern verbrannt wird, sondern er wird in der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld am Stadtrand von Hamburg fachgerecht recycelt und verstromt. Stapelfeld gehört zusammen mit 17 weiteren Anlagen zum Unternehmen EEW. Bisheriger Eigentümer der EEW war der Finanzinvestor EQT. In einer Presseerklärung vom Februar 2016 gibt er bekannt:
    "EQT Infrastructure II hat sich mit der Beijing Enterprises Holdings ("Beijing Enterprises") über den Verkauf von EEW Energy from Waste ("EEW") geeinigt. Der Anteilskaufpreis beläuft sich auf 1.438 Millionen Euro. Die Transaktion ist die bislang größte Direktinvestition aus China in ein deutsches Unternehmen."
    China will kein Billiglohnland mehr sein
    Bernard Kemper, Geschäftsführer der EEW, hat das Unternehmen in einem monatelangen internationalen Bieterverfahren vor potenziellen Kaufinteressenten präsentiert.
    "Wir sehen auf den internationalen Märkten, dass insbesondere für infrastrukturnahe Branchen wie wir es sind, die Produktion von Energie aus Abfall ein Geschäft ist, wo das Wissen um die Anwendung dieser Technologie in Südostasien eine enorme Nachfrage hat. Und die Gründe sind offensichtlich. Es gibt dort ein Abfallproblem und ein Luftreinhaltungsproblem und man kann mit der Technologie in großen Ländern wie China dazu beitragen, dass diese Technologie vernünftig eingesetzt wird und zur Verbesserung der Lebensumstände führt. Und das ist auch das erklärte Ziel der chinesischen Regierung."
    Chinesische Investoren interessieren sich nicht nur für den Maschinenbau, sondern auch für Unternehmen aus der Recyclingwirtschaft, der Lebensmittelindustrie oder dem Gesundheitswesen, sprich Krankenhäuser. Beijing Enterprises, der Wasser- und Gasversorger für die Kommune Peking hat im Bieterverfahren für die EEW das Rennen gemacht. Die Holding ist an der Börse von Hongkong gelistet. Die Mehrheit der Aktien ist in Staatsbesitz. Im Fall der EEW geht der Geschäftsführer Bernhard Kemper davon aus, dass sich daran auch mit dem neuen Eigentümer, der Beijing Enterprises, der Kurs des Unternehmens sogar noch weiter ausgebaut werden kann.
    "Heute haben wir einen strategischen Investor als neuen Gesellschafter gefunden. Das vermittelt auch unserer Belegschaft an den Standorten und in der Hauptverwaltung ein hohes Maß an Komfort, weil sie wissen, dass man gemeinsame Dinge auf dem deutschen und dem internationalen Markt entwickeln will, dass das Unternehmen weiter wachsen will und wachsen soll. Das ist das erklärte Ziel des Gesellschafters."
    Mit 101 Milliarden US-Dollar in den ersten drei Monaten des Jahres 2016 hat China seine bisherigen Ausgaben für Auslandsinvestitionen übertroffen. Allein in Deutschland hat der Staatskonzern ChemChina im Januar für 925 Millionen Euro den deutschen Maschinenbauer KraussMaffei übernommen und danach übernahm Beijing Enterprises für 1,4 Milliarden Euro die EEW.
    Seit Ende 2001 ist die Volksrepublik China Mitglied der Welthandelsorganisation WTO und hat sich zum größten Wachstumsmarkt für westliche Industrieländer entwickelt. Doch seit dem letzten Jahr sind die Wachstumsraten erstmals rückläufig. Der Einbruch des Börsenkurses in Hongkong und Schanghai im zweiten Halbjahr 2015 hat die Probleme der chinesischen Wirtschaft offenbart, unter anderem mit der Überproduktion in der Bau- und Stahlindustrie.
    China will kein Billiglohnland mehr sein. Ziel von "going out", das heißt, von direkten Auslandsinvestitionen ist es, zu westlichen Industrieländern konkurrenzfähig zu werden. Die chinesische Führung will qualitatives Wachstum fördern und Anschluss an High-Tech-Produktion finden. In Deutschland hat der chinesische Baumaschinenkonzern Sany die erste große Firmenübernahme getätigt.

    Es beginnt damit, dass Sany 2010 in Bedburg, vierzig Kilometer nordwestlich von Köln, ein neues Werk auf die grüne Wiese setzt, um dort Autobetonpumpen herzustellen. Die einfache Version kennt man von Baustellen, wenn der LKW mit einem sich drehenden Behälter Beton anliefert. Betonpumpen sind für die Qualität des Betons entscheidend und kommen bei Großbaustellen zum Einsatz. Sany erklärt:
    Der Gründer der Betonpumpen-Firma Putzmeister, Karl Schlecht, und der Chairman der Sany Group, Wengen Liang im April 2012 in Aichtal.
    Der Gründer der Betonpumpen-Firma Putzmeister, Karl Schlecht, und der Chairman der SANY Group, Wengen Liang – April 2012 in Aichtal. (picture alliance / dpa)
    "In der Vergangenheit haben sich europäische Unternehmen im Fernen Osten niedergelassen, um ihre Produktionskosten zu reduzieren. Sany nimmt den Weg in umgekehrter Richtung."
    600 qualifizierte Arbeitsplätze sollen in dem ehemaligen Braunkohleabbaugebiet entstehen; für Bedburg eine hoch willkommene Industrieansiedlung. Die Stadt übernimmt die Erschließung der Gewerbefläche.
    Der Bauboom in China machte den Sany-Gründer zum Milliardär
    "Sany Allee" wird das 200 Meter lange Stück Straße genannt, das von der L 213 direkt auf das Werksgelände führt. Vorne an der Halle prangt der weithin sichtbare Schriftzug: "Quality Changes the World".
    In der Halle selbst ist wenig los. Als sie 2012 in Betrieb gehen sollte, ergab sich für Sany eine unerwartete Wende, erklärt Xiangyang Jiang, Geschäftsführer von Sany Europe.
    "Putzmeister zu übernehmen, war für Sany eine strategische Entscheidung. Sany möchte Nummer eins in der Welt sein. Als Putzmeister zum Verkauf stand, nahm Sany die Gelegenheit wahr. Nun gehören wir zusammen und sind Nummer eins auf dem Weltmarkt."
    Das mittelständische Unternehmen Putzmeister im schwäbischen Aichtal gehört zu den Weltmarktführern für die Produktion von Betonpumpen. Von der Finanzkrise und dem Rückgang in der Bauwirtschaft war das Unternehmen direkt betroffen: Die Produktion brach ein. Als Sany dann Putzmeister übernimmt, protestieren die Mitarbeiter. Daraufhin erklärt sich Sany bereit, einen Standortsicherungstarifvertrag zu unterzeichnen. Inzwischen ist er bis zum Jahr 2020 fortgeschrieben, erklärt IG-Metall Sekretär Thomas Maier in Esslingen bei Stuttgart.
    "Es gibt eine tiefe Einsicht auch bei der Geschäftsleitung, dass sie diese qualifizierten Beschäftigten brauchen und was an Leistung in ihnen steckt. Ganz viele denken, so eine Betonpumpe ist ein einfaches Produkt. Da hängt man eine Pumpe dran und leert oben Beton rein! So ein kleines lachendes Auge haben wir da schon, wenn jemand kommt, und sagt, das kopieren wir jetzt einfach mal!"
    Verhandlungspartner für die Absicherung des Standorts Aichtal sind gegenüber der IG-Metall die Geschäftsführer der Putzmeister Holding GmbH, Gerald Karch und Renate Neumann-Schäfer.
    "Wir haben festgelegt, dass alle Standorte von Putzmeister gleichzeitig wachsen und wir haben auch festgelegt, wie viel Arbeitsstunden im Werk sind und damit wie viele Beschäftigte für fünf Jahre bis 2020. Es war niemand da aus China. Die vertrauen ihren Geschäftsführern am Standort und die haben die Verhandlungen in ihrem Sinne geführt."
    Für die Sany-Niederlassung in Bedburg gilt diese Vereinbarung nicht. Hier gibt es weder eine Tarifbindung noch einen Betriebsrat, erklärt der zuständige IG-Metall-Sekretär Carsten Kretschmann in Köln.
    "Man ist nicht hierhergekommen und hat gesagt, ich trete in den Arbeitgeberverband ein und ich erkenne die Tarifverträge in der Metall- und Elektroindustrie an, sondern man ist mit Einzelarbeitsverträgen an die Mitarbeiter herangetreten mit einer höheren Arbeitszeit und mit einem Eingruppierungsraster der Firma Sany. Von daher: Investitionen aus China sicherlich nicht schlecht, aber die mittel- und langfristige Entwicklung bereitet uns Sorge."
    Gründer und Hauptaktionär von Sany ist Wendgen Liang. Der Bauboom in China hat ihn zu einem vielfachen Milliardär gemacht. Seinen guten Beziehungen zur Kommunistischen Partei tut das keinen Abbruch. In Bedburg erklärt der Geschäftsführer der Europaniederlassung von Sany, Xiangyang Jiang:
    "Wendgen Liang wollte von Anfang an etwas bewirken und Produkte mit hoher Qualität nicht nur auf den chinesischen Markt bringen, sondern auch weltweit vertreiben. Unser Konzern hat ein Ziel und das lautet: 'Qualität verändert die Welt'."
    Doch in der Produktion in Bedburg tut man sich schwer damit. Eine kleine Gruppe von Arbeitern ist mit der Fertigmontage eines Containercrawlers beschäftigt. Projektmanager Liu Lan zeigt auf ein rot gestrichenes Stahlteil:
    "Diese Konstruktionsteile wurden in China gebaut und machen wir hier einfach zusammenbauen. Viele Komponenten müssen wir nach deutschen oder europäischen Standards bei uns umbauen lassen."
    Verstehen, wie die "hidden champions" funktionieren
    Mit der Übernahme von Putzmeister wurde der Standort Bedburg nicht mehr gebraucht. Dennoch hält Sany ihn aufrecht. Eine Art Versuchsstation für Qualitätsproduktion? Carsten Kretschmann von der IG-Metall war selbst bei einem großen Betonpumpenhersteller, der Firma Schwing in Herne, in Nordrhein-Westfalen beschäftigt. Ein Unternehmen, das ebenfalls 2012 von einem chinesischen Unternehmen, dem Baumaschinenhersteller XCMG übernommen wurde.
    "Man lässt die handelnden Personen vor Ort in Ruhe, man hat ein Invest getätigt, beobachtet es auch, aber man forciert nicht den Abfluss nach China. Aber es ist ein hohes Interesse, Ingenieurleistungen zu transformieren und dass auf diesem Niveau auch woanders gefertigt werden kann."
    Chinesischen Unternehmen geht es nicht nur um die Übernahme von Patenten. Sie wollen viel mehr verstehen, wie die "hidden champions" funktionieren, das heißt, wie es mittelständischen Unternehmen gelingt, mit ihren Produkten Weltmarktführer zu werden. Das hat System, stellt Markus Taube fest. Er hat den Lehrstuhl für Ostasienwirtschaft und China an der Universität Duisburg-Essen inne. Aufgrund von Terminschwierigkeiten war nur ein Interview per skype möglich.
    "Das ist etwas, was wir bei zahlreichen chinesischen Übernahmen in Europa beobachten können, dass die chinesische Seite sich darauf konzentriert, Kapital beizuschießen, eine lockere Finanzkontrolle zu bewahren und eine generelle Ausrichtung in der strategischen und operativen Tätigkeiten vorzugeben. Ansonsten lässt man diese Unternehmen einfach laufen, weil man sagt, sie sind am Ende besser geführt und effizienter, kreativer, innovativer als unsere chinesischen Unternehmen. Und man lässt sie deshalb in ihrer ursprünglichen Form weiterexistieren, weil man sagt, so sind sie uns am wertvollsten. Und so lange das der Fall ist, so lange deutsche und europäische Unternehmen eine sehr viel höhere Produktivität, sehr viel kreativer sind als chinesische Unternehmen, wird das auch so bleiben."
    Markus Taube kennt China und seine 'Sozialistische Marktwirtschaft'.
    "Ein Unternehmensführer wird nie in der Lage sein, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Sie muss immer die Genehmigung, den Konsens der entsprechenden Parteiorgane haben."
    Wie sich dieser Einfluss auswirken kann, zeigt der Fall des Fosun-Managers Guo Guangchang. Die Finanznachrichtenagentur awp setzt am 11. Dezember 2015 diese Meldung ab:
    "Nach Spekulationen über das Verschwinden des chinesischen Star-Investors Guo Guangchang sind die Aktien seines Unternehmens Fosun am Freitag in Hongkong vom Handel ausgesetzt worden. Das chinesische Wirtschaftsmagazin "Caixin" berichtete zuvor, der Milliardär sei seit Donnerstagmorgen nicht mehr zu erreichen. Nutzer von sozialen Netzwerken hätten beobachtet, wie er am Flughafen von Shanghai von Polizisten abgeführt worden sei. Das Magazin schrieb von möglichen Korruptionsermittlungen gegen den Investor."

    Die Fosun-Aktie bricht nach diesem Zwischenfall ein. Das hat auch Auswirkungen auf eine Beteiligung, die der Mischkonzern Fosun einige Monate zuvor getätigt hatte. Im Juni 2015 hat er neun Prozent an der Ackerbau-Aktiengesellschaft KTG Agrar übernommen, die große Anbauflächen in Ostdeutschland bewirtschaftet. Auch die KTG-Aktie an der Frankfurter Börse bricht ein. Eine offizielle Erklärung zum Verschwinden des Fosun-Managers gibt es nicht, moniert Robert Halver, Kapitalmarktanalyst der Baader-Bank in Frankfurt.
    "Man kennt so etwas ja nicht, dass Manager auf einmal verschwinden. Wo man nicht weiß, wo sie sind, warum sie nicht mehr da sind: Ist man krank oder politisch kaltgestellt worden? Wusste man zu viel? Das sind so die Dinge, die man als Kapitalmarktanalyst, als Unternehmensanalyst gar nicht einschätzen kann! Sie wissen es nicht! Aus diesem Grund hat man auf westlichen Kapitalmärkten das Instrument der ad hoc Berichterstattung. So was muss berichtet werden. Wenn bei einem DAX-Konzern ein führender Vorstand ausscheidet, gäbe es eine ad hoc Mitteilung. Man würde informiert, damit der Markt sich darüber eine Meinung bilden kann."
    Guo Guangchang
    War im Dezember 2015 für mehrere Tage verschwunden: Der chinesische Milliardär Guo Guangchang. (picture alliance / dpa / Sun Xinming)
    China soll als Industrienation an die Weltspitze
    Die Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung mit Sitz in Köln hat sich zur Aufgabe gemacht, chinesischen Unternehmern den Zugang zum deutschen Markt zu erleichtern. Ihr Seminar für Existenzgründer ist ausgebucht. Vertreter führender Wirtschaftskanzleien erklären, welche rechtlichen Voraussetzungen zu beachten sind. Besondere Aufmerksamkeit genießt Keming Du. Er ist Wissenschaftler, auf Lasertechnologie spezialisiert, und hat ein Unternehmen gegründet.
    "Kapital und Marktzugang zu bekommen, ist äußerst schwierig. Man muss in Deutschland eine bestimmte Stufe der Marktreife haben. Wenn ich diese Stufe nicht habe, dann wird es schwierig."
    Dem jungen Publikum, darunter viele Naturwissenschaftler, gibt Keming Du mit auf den Weg, dass sie in Deutschland eine vollkommen andere Situation vorfinden als in China.
    "Wir sind nicht ein Immobiliengeschäft: Heute reinstecken und morgen kommt Geld raus! Bei einem Technologieunternehmen muss man Ausdauer haben. Das ist das Problem in China, die rotieren viel zu schnell."
    Wie der Einbruch der Aktienkurse an der Börse in Hongkong und Shanghai im Herbst 2015 gezeigt hat. Zum Beispiel hat sich der Aktienkurs von Beijing Enterprises halbiert. Das ist die Holding, die gerade die EEW übernommen hat. Der Aktienkurs von Sany verzeichnet einen Wertverlust von mehr als einem Drittel. Xiangyang Jiang, Geschäftsführer von Sany Europe, vertraut auf den großen Elan und Ehrgeiz seiner Landsleute.
    "1982 begann das Land, sich zu öffnen. Das motivierte die Menschen, für die Entwicklung des Landes und auch für die Verbesserung des eigenen Lebens zu arbeiten. Damals lag unser Verdienst bei etwa fünf Dollar. Wir hatten nicht genug zu essen und alles war rationiert. Man konnte nur ein Stück Seife kaufen oder hundert Gramm Zucker. Alles war Mangelware. Als dann die Leute für sich selbst arbeiten durften, wurde ein enormes Potenzial frei. Das steckt hinter dem schnellen Wachstum Chinas in den letzten dreißig Jahren."
    Die KP-Führung hat das Ziel, China als Industrienation an die Weltspitze zu bringen. Das stellt eine neue Herausforderung für Deutschland und seine Wirtschaft dar. Mit "going out", das heißt Direktinvestitionen im Ausland, befreit sich China von seiner Rolle als Billiglohnland. Ein neues Prestigeprojekt nennt sich die 'Neue Seidenstraße', das ist die Verbindung auf dem Landweg vom chinesischen Hinterland in die Mitte Europas.
    Auf dieser Route ist Duisburg-Rheinhausen der letzte Umschlagplatz. Jede Woche kommen Güterzüge aus Quandong, einer Industriemetropole mit 13 Millionen Einwohnern. 16 Tage dauert die Fahrt durch Kasachstan und Russland. In Duisburg wird die Fracht umgeladen und verteilt. Übernächtigte LKW-Fahrer mit litauischen oder polnischen Kennzeichen stehen schon bereit. Untermalt wird die Szenerie aus Gleisen, LKW-Verladeanlagen und Hafenterminals am Rhein von den Warnsignalen der Containerbrücken.
    "One belt, one road" – Xi Jinping, Chinas Staatspräsident und KP-Generalsekretär, will die Entwicklung einer Industrie- und Handelszone entlang der 'Neuen Seidenstraße' vorantreiben. Auf seinem Staatsbesuch 2014 war er in Duisburg-Rheinhausen und machte damit deutlich, dass die Volksrepublik ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen hat, die sie zielstrebig verfolgt.