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Investmentbanking rettet Deutsche-Bank-Bilanz

Ausgerechnet das viel gescholtene Investmentbanking hat der Deutschen Bank zu einem Gewinnsprung verholfen. 1,1 Milliarden Euro verdiente das Institut vor Steuern im ersten vollen Quartal unter der neuen Doppelspitze.

Von Michael Braun |
    Zugegeben: Die Ausgangsbasis war niedrig, das vergangene Jahr auch wegen der Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen belastet. Das erklärt, warum die Deutsche Bank im dritten Quartal recht gut abgeschnitten hat: Der Gewinn vor Steuern ist um immerhin 20 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro gestiegen.

    Doch es gibt ja noch die Finanzämter. Und deshalb sah es nach Steuern mit dem Gewinn nicht so gut aus: Er ging leicht, um 2,8 Prozent, zurück auf 755 Millionen Euro. Das war aber nichts, was Analysten irritierte. Dieter Hein vom bankunabhängigen Analysehaus fairesearch:

    "Die Situation - Stichwort: Eurokrise, Ängste, dass wir in eine Rezession abgleiten in vielen europäischen Ländern, sind wir da schon? – die Deutsche Bank ist aktiv noch mit einem Filialkundengeschäft in Italien und Spanien. Das hat sie vor einigen Jahren restrukturiert und steht da relativ gut da. Aber das ist natürlich ein schwieriges Umfeld. Also von daher: Die Zahlen der Deutschen Bank sind zufriedenstellend, wenn man das Umfeld betrachtet."

    Schaut man auf die Gewinnquellen, so brachte die Vermögensverwaltung für private und institutionelle Kunden wenig ein. Die Sparte, die nicht verkauft werden konnte, verdiente mit 64 Millionen Euro nur noch etwa ein Drittel des Vorjahresquartals. Das Privatkundengeschäft rund um die Postbank steuerte dagegen einen ordentlichen Batzen bei, vor Steuern einen Gewinn von 492 Millionen Euro, ein Plus von fast 60 Prozent.

    Dramatisch besser lief das Investmentbanking. Hier verachtfachte sich das Vorsteuerergebnis von 70 auf 662 Millionen Euro. Finanzvorstand Stefan Krause war in einer Telefonkonferenz heute früh mehr als zufrieden: Die Deutsche Bank habe nie ein besseres Quartalsergebnis im Investmentbanking vorgelegt. In den ersten neuen Monaten habe es nur zwei Tage mit roten Zahlen gegeben.

    Doch es gibt Zweifel an der Solidität solcher Ergebnisse. Bankanalyst Dieter Hein hat sich die Geschäftsberichte einiger Jahre noch mal vorgenommen und festgestellt, dass alle Großbanken, auch die Deutsche, ihre Ertragslage viel zu gut darstellten. So hat er etwa festgestellt,

    "dass wohl alle Investmentbanken Aufwendungen in die Zukunft verschoben haben und die Erträge aus diesen Geschäften aber schon jeweils in den Vorjahren verbucht haben. Also von daher: Wenn man diese Aufwendungen, wie es eigentlich die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung fordern, richtig eingerechnet hätte, wäre die Profitabilität deutlich niedriger. Man sieht: Die Investmentbanker sind grandiose Verkäufer – hauptsächlich in eigener Sache."

    Warum die Banken so handelten: Weil sie seit Jahren von ehemaligen Investmentbankern geführt würden. Und zuweilen auch kontrolliert.