Oke Göttlich ist Präsident des FC St. Paulis und macht im NDR Sportclub seinem Ärger Luft.
„Es gibt noch nicht mal einen Business-Plan, der klar vorliegt. Das heißt, es sind natürlich noch sehr viele Fragen offen, die erst noch besprochen werden müssen!“
Die 36 Proficlubs der Deutschen Fußball-Liga DFL sollen Gesprächen mit Investoren zustimmen, obwohl sie noch nicht wissen, wie das eingenommene Kapital verwendet werden soll. Die Liga rechnet mit bis zu drei Milliarden Euro an Erlösen für 15 Prozent Beteiligung an den Medienrechten der Bundesliga. Eine solche Beteiligung wäre auf 25 Jahre zeitlich begrenzt.
Mehrheiten sind schwierig
Dass mit Oke Göttlich ausgerechnet ein DFL-Präsidiumsmitglied daran Kritik äußert, zeugt von einer kontroversen Diskussion unter den Profiklubs:
„Ich glaube, dass es derzeit sehr schwierig ist, eine Zwei-Drittel-Mehrheit pro Investor zu bekommen. So lange wir hier keine Regularien haben, ist das Thema für mich, sehr schwierig!“
24 Stimmen für einen Einstieg braucht die DFL unter den Profiklubs, eine einfache Mehrheit reicht für solche weitreichenden Beschlüsse nicht. Nach Informationen des Deutschlandfunks finden deshalb jetzt seitens der DFL mit den Mitgliedsklubs sogenannte Informationsgespräche statt, die die möglichen Optionen eines Geldgeber-Einstiegs aufzeigen.
"Ein Modell entwickeln, wo sich dann alle hinter versammeln können"
So sollen alle besser mitgenommen und die kontroverse Debatte erst einmal beruhigt werden:
„Am Ende ist es wichtig, dass man ein Modell entwickelt, mit dem die 36 Klubs alle zurechtkommen“, betont Alexander Wehrle. Er ist Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart und sitzt ebenfalls im DFL-Präsidium.
„Was wir uns nicht leisten können, ist in dem Fall eine knappe Entscheidung. Weil dann wird es auch für keinen Investor, der interessiert ist, zu investieren, zukunftsträchtig sein, wenn die Liga zerrissen ist. Sondern wir sollten im Vorfeld ein Modell entwickeln, wo sich dann alle hinter versammeln können.“
Lücke zu anderen europäischen Ligen soll geschlossen werden
Mit den Milliarden will die DFL die Lücke zu anderen europäischen Ligen ein Stück weit schließen und neue Wachstumsfelder etablieren. Konkret wird dazu nichts gesagt, nur unter anderem auf die Digitalisierung verwiesen. Bisher soll es sechs Interessenten geben, mehrheitlich Privat-Equity-Fonds.
Doch die Sorge unter den Skeptikern eines Liga-Investors ist groß, dass durch dessen Einfluss der Spieltag ähnlich wie in Spanien noch weiter zerstückelt wird. Damit der Gewinn weiter maximiert werden kann. Stuttgart-Chef Wehrle versucht zu beschwichtigen:
„Andere Ligen wie die spanische, französische, oder italienische Liga beschäftigen sich bzw. haben schon teilweise Anteile veräußert. Deshalb müssen wir uns damit beschäftigen. Ich persönlich sag aber auch, dass wir das nicht um jeden Preis durchziehen müssen.“
"Kommerz und Geld darf nicht die treibende Kraft sein"
Welcher Preis am Ende für eine Mehrheit in der Liga tragfähig ist, dürfte noch heftig diskutiert werden. Einen Fingerzeig könnte, wenngleich das alle Beteiligten dementieren, die Wahl von Christian Keller in den DFL-Aufsichtsrat darstellen. Keller ist ein Skeptiker des Investoreneinstiegs.
„Fußball ist wirklich was für Alle! Und entsprechend sollte dieser Gedanke auch prägend sein, warum kommen die Menschen zu Fußball, wegen dem Spiel“, stellt bei Sport 1 der Geschäftsführer des 1. FC Kölns auch direkt klar, dass das Spiel immer im Mittelpunkt stehen müsse.
„Es darf nicht so sein, dass das Spiel irgendwann nur noch Mittel zum Zweck ist und der Kommerz und das Geld die treibende Kraft ist. Sondern ganz im Gegenteil. Das Geld und der Kommerz ist ein Mittel zum Zweck, damit das Spiel im Idealfall besser funktioniert!“
Dennoch sieht er sich mit seiner neuen Aufgabe in der Pflicht das weitere Vorgehen für einen etwaigen Anteilsverkauf entsprechend ergebnisoffen zu begleiten. Und weist auch noch einmal deutlich zurück, dass innerhalb der Liga darüber eine große Kontroverse herrsche.
Unsicherheit über die Geldverteilung
Allerdings steht im Zentrum der Unsicherheit der Klubs vor allem die Geldverteilung. Bei einem ähnlichen Modell in Frankreich ist dafür der TV-Verteilerschlüssel genutzt worden.
Dadurch haben die sportlich erfolgreichen Klubs viel mehr Geld bekommen, als die in der Tabelle weiter unten platzierten.
„Da ist es ja auch kein Geheimnis, dass wir dafür plädieren, dass die, die viel in die Marke Fußball-Bundesliga investieren, weil sie eben sehr fanintensiv sind, die sollten dann eben auch entsprechend berücksichtigt werden bei der Ausschüttung“, fordert deshalb Stuttgarts Alexander Wehrle, der die Sorge, dass durch einen Liga-Investor das Tabellenbild auch in der Bundesliga weiter zementiert wird, nicht teilt:
„Denn eins ist auch klar: Wir können es uns nicht leisten, dass immer die gleichen Mannschaften unter den Top 3 stehen. Sondern wir brauchen eben mehr Ausgeglichenheit, mehr Spannungselemente, mehr Unsicherheit im Spielausgang. Dann wird die Fußball-Bundeliga als Produkt insgesamt gut funktionieren!“
Im April schon soll über einen möglichen Einstieg eines Investors auf einer außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung entschieden werden. Alternativen wie Kredite oder Anleihen, um neue Wachstumsfelder zu erschließen, sind dabei bisher noch nicht diskutiert worden.