Ilja Kaenzig sieht mit dem neu vorgelegten Investorendeal keine Verzerrung des Wettbewerbs zwischen großen und kleinen Clubs, da die Gelder nur noch an die Liga und nicht mehr an die Vereine fließen sollen.
Das Geld sei notwendig, um dringend anstehende Investitionen zu tätigen bei der Digitalisierung, dem Aufbau einer Streaming-Plattform oder im Social Media-Bereich. Darum brauche es nun eine Entscheidung, die dann auch klar ist:
"Es ist eigentlich ein Verhandlungsmandat und auch ein Abschlussmandat. Man muss ja sagen, es ist nicht denkbar, dass man jetzt die beiden Geschäftsführer weiter laufen lässt, versucht da gute Bedingungen auszuhandeln und nachher dann wieder den Rückwärtsgang einlegt. Ich glaube, das Commitment muss jetzt kommen. Und wenn nicht, dann ist das Thema in der Form erstmal auch auch beerdigt."
Auch mit Investor keine Augenhöhe mit der Premier League
Dabei will Kaenzig keine unbegründet großen Hoffnungen schüren: "Es geht nicht darum, dass man jetzt auf Augenhöhe mit der englischen Premier League kommt. Das ist nicht das Ziel und es ist auch nicht realistisch. Aber man muss daran arbeiten, dass die deutschen Klubs Mehr-Einnahmen generieren können, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Weil gleichzeitig Frankreich, Italien, Spanien sehr aktiv sind und mit Investoren zusammenarbeiten, um von deren Know-how auch zu profitieren."
Vor allem gehe es dabei um das Auslandsgeschäft, im speziellen um die internationale Vermarktung der Medienrechte: "Wir haben es ja schwarz auf weiß, dass wir wissen, wo wir Schwächen haben. Konkrete Felder, konkrete Zahlen, konkrete Projekte, die fehlen. Es ist nicht Wunschdenken. Es ist keine Phantasie, es ist definitiv keine Hoffnung. Es ist wirklich, dass die Mittel fehlen, um das anzugehen. Nichts anderes."
Laut Kaenzig ist eine Verdopplung der Medienerlöse in den nächsten 15-20 Jahren möglich. Auch das seien nicht die Dimensionen der englischen Premier League, aber immerhin Aussichten wie in Frankreich, Italien, Spanien.
Dafür müsse man im Ausland präsent sein. Die meisten Klubs hätten bisher keine mehrsprachigen Social-Media-Kanäle oder Homepages. Auch Piraterie werde im internationalen Vergleich kaum bekämpft. In diesen Bereichen sei bares Geld zu holen. Und die Vereine brauchten das Geld:
"Sie müssen sich modernisieren, sie müssen in den Nachwuchs investieren. Also insofern waren wir uns beim letzten Mal, als das Geschäft gescheitert ist, alle 36 einig: ‚Es muss was passieren.‘ Das ist, glaube ich, auch unbestritten. Jetzt geht es eigentlich nur noch darum: In welcher Form muss die Finanzierung erfolgen? Aber dass die Bundesliga Finanzierung braucht, dass unterschreiben alle 36 Clubs."
Kein Vorteil durch alternative Finanzierungen
Vereine wie Köln oder Freiburg hatten alternative Finanzierungen wie den Verkauf des Namensrechts an der Liga oder ähnlich Binnenfinanzierungen im Verbund mit Krediten vorgeschlagen: Das ist aus Sicht von Kaenzig aber ein großes Risiko für die Vereine und finanziell kein echter Vorteil. Gerade die Binnenfinanzierung aus eigenen Mitteln sei für kleinere Clubs noch problematischer, die alle Mittel bräuchten. Und eine Kreditfinanzierung schloss er aus. Zudem seien die Konditionen im Vergleich zu den Renditeerwartungen der Private Equity-Firmen nicht besser, zugleich bekäme man deren Know-How und Netzwerk für die Auslandsvermarktung dann nicht.
In dem Zusammenhang kritisierte er: "Jetzt werden andere Finanzierungsmöglichkeiten ins Spiel gebracht mit der Taktik, das so lang zu verzögern, bis das Geschäft dann auch tot ist."
Und was, wenn es keinen Beschluss für einen Deal gebe? Es werde womöglich eine Verstimmung größerer Clubs geben, das dürfe man aber nicht überbewerten:
„Es ist am Schluss ein Geschäft. Das hat nichts mit Fußballromantik zu tun. Es wird zwar so diskutiert, aber wenn das Geschäft nicht zustande kommt, gehen wir zur Tagesordnung über und weiter geht's." Die Entscheidung habe nicht die Dimension, den Fußball in seinen Grundfesten erschüttert, sagt Kaenzig. Problematisch sei es eher für kleine Vereine:
"Die Großen können auch ohne dieses Private Equity Geschäfte leben. Die werden auch so Lösungen finden. Deshalb ist es für mich persönlich schwer nachvollziehbar, dass gerade viele Kleine dagegen rebellieren. Weil sachlich werden wir, glaube ich, im Verhältnis überproportional profitieren."
Keine Sorge vor einer Spaltung in der DFL
Auch eine Spaltung Bundesliga und zweite Liga sieht Kaenzig nicht als unmittelbare Gefahr, selbst wenn vor allem die Zweitligavereine für das Scheitern des Investorenplans sorgten. Die Entscheidung werde mutmaßlich sehr knapp, glaubt er. Nach der letzten Abstimmung habe es wie eine Formalität gewirkt, einen Investoreneinstieg Änderungen am Konzept voranzutreiben. Nun ist sich Kaenzig nicht mehr sicher, ob es die erforderliche 2/3-Mehrheit gibt.
Wichtig sei es nun, keine vehemente Diskussion in die Kurven zu tragen. Es sei ein nüchternes Geschäft und keine Fußballromantik.