"Der letzte Diktator Europas" – diese Bezeichnung trägt der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko seit vielen Jahren. Das Internationale Olympischen Komitee hat Lukaschenko trotzdem hofiert, Lukaschenko ist schließlich auch Chef des Nationalen Olympischen Komitees in Belarus. Aber nach monatelangen Protesten hat das IOC Lukaschenko jetzt doch sanktioniert. Er darf nicht mehr zu Olympischen Spielen und das IOC zahlt kein Geld mehr an das NOK – nur noch an die Sportlerinnen und Sportler, von denen sich mehr als 1000 an den Protesten beteiligt haben.
Maximilian Klein zeigt sich erfreut über die Reaktion des IOC. Die Frage sei nun, ob die Maßnahmen durchgesetzt würden und ob versprochene Hilfen wirklich bei den Athleten ankämen. Für ihn gibt es außerdem eine größere Frage zum Verhalten des IOC:
"Ob das jetzt eine grundsätzliche Kehrtwende im Umgang mit autoritären Herrschern und Staaten bedeutet, das müssen wir noch sehen. Und das ist ja auch Kern unserer Kritik oder unserer Forderungen, dass die Situation Belarus ja nur symptomatisch ist für die menschenrechtliche Verantwortung, die das IOC eben hat."
Empfehlungen liegen vor
Kleine fordert eine proaktivere Rolle: Das IOC müsse aktiv nach Risiken für die Menschenrechte in seinem Bereich suchen und nicht nur auf die Aktionen Anderer reagieren.
Bei anderen Ländern fordert Klein zunächst keine Sanktionen, sondern dass das IOC Stellung beziehe zu Verstößen gegen die Menschenrechtsbestimmungen – etwa in China. Denn das IOC hat für solche Fälle mittlerweile Empfehlungen, die von Experten erarbeitet wurden und die das IOC im Frühjahr erhalten hat.
"Und jetzt muss eben das IOC handeln: Also die Messlatte ist jetzt gesetzt, die Empfehlungen wurden beauftragt, sie liegen vor. Jetzt müssen sie umgesetzt werden."
"Wäre unfair, den AthletInnen die handelnde Rolle zuzuschieben"
Auch den Internationalen Eishockeyverband sieht Klein in der Pflicht. Für ihn sei es nicht nachvollziebar, dass der Verband Belarus noch nicht die Austragung der WM im kommenden Jahr entzogen hat.
Generell hätten auch Athletinnen und Athleten in solchen Fällen einen Hebel. Doch er sieht sie nicht in der Pflicht:
"Ich fände es nur hier an dieser Stelle unfair, sozusagen den Sportlerinnen und Sportlern das Heft in die Hand zu drücken, hier Entscheidungen herbeizuführen. Das ist natürlich in der Verantwortung der Funktionäre, die auch Verantwortung für ihren Sport tragen. Es wäre unfair, den AthletInnen die handelnde Rolle zuzuschieben."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.