Aus Staatsführung und vom nun gesperrten stellvertretenden Ministerpräsidenten Witalij Mutko ist bislang nichts zu hören. Dennoch hat die Diskussion über die Konsequenzen aus der IOC-Entscheidung begonnen. Uneinigkeit besteht vor allem in der Frage, ob russische Athleten unter neutraler Flagge und ohne eigene Hymne überhaupt nach Südkorea fliegen sollten.
Die Biathletin Jana Romanowa, die selbst unlängst wegen Dopings lebenslang gesperrt worden war, brach im Sender "Match TV" am Abend in Tränen aus: "Es zerreißt die Sportler, es ist schrecklich. Einerseits sollen sie das Land unterstützen und andererseits sind die Spiele für die meisten Sportler die einzigen ihres Lebens. Es ist barbarisch, sie in eine solche Situation zu bringen, sie zu so einer Entscheidung zu zwingen."
Erniedrigung für das ganze Land
Im Ersten Kanal, einem der reichweitenstärksten Sender Russlands, ist die Nachricht aus der Schweiz sofort in einer Talkshow aufgenommen worden. Der stellvertretende Dumavorsitzende Piotr Tolstoj, Mitglied der Kreml-Partei Einiges Russland, argumentierte dafür, den Olympischen Spielen gänzlich fernzubleiben:
"Kinder, die vor dem Fernseher sitzen und die Olympischen Spiele sehen; ich möchte nicht, dass diese Kinder Sportler aus Russland mit fremder Flagge und ohne Hymne sehen. Das ist eine Erniedrigung für das ganze Land. Deshalb habe ich keine Zweifel, dass die Sportler die richtige Entscheidung treffen."
Entscheidung am 12.12.
Diese Entscheidung soll nach russischen Medienberichten am 12. Dezember fallen, im Rahmen einer Versammlung russischer Sportler. Bislang ist allerdings unbekannt, welchen russischen Sportlern das IOC gestattet, in Südkorea zu starten.