In diesem neuen IOC-Passus stehe, dass Menschenrechte allgemein geschützt werden müssen, insbesondere Medienfreiheit, die Rechte von Schwulen und Lesben und dass Arbeiter während der Bauarbeiten nicht ausgebeutet werden dürfen, erläuterte Wenzel Michalski von Human Rights Watch. "Also wirklich grundlegende Menschenrechte, die wir bisher vermisst haben. Das würde das erste Mal in der Geschichte des Sports bedeuten, dass der Sport etwas schaffen kann, was er bisher immer behauptet hat - nämlich die Verhältnisse im Land durch seine Mega-Sport-Events zu verbessern."
Ab 2024 dürfte es dem Passus nach keine Spiele mehr in Ländern geben, die Menschenrechte verletzten oder sich nicht gegen Korruption einsetzen. "Wenn sich das Land darauf einlässt, ist das ein riesengroßer Gewinn. Das bedeutet eine grundlegende Veränderung für dieses Land." Sollten trotzdem weiterhin in kritisch gesehenen Ländern Olympische Spiele stattfinden, dürften zumindest im Zeitraum der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung keine Menschenrechtsverletzung stattfinden, die irgendwie in einem Zusammenhang mit den Olympischen Spielen stehen.
Wer kontrolliert?
Man müsse genau beobachten, wie der neue Passus durchgesetzt werde. "Ich bin da nicht unskeptisch, denn die Olympischen Werte richten sich zum großen Teil an die allgemeinen Menschenrechte. Das IOC hat sich nie daran gehalten." Man habe immer schon gesehen, wie die Olympische Bewegung ihre eigenen Werte verraten hat.
Zudem stellte Michalski klar: "Wir sind nicht vom IOC vereinnahmt worden. Wir haben immer wieder formuliert, dass Menschenrechte eingehalten werden. Wir sind froh, dass dieser erster Schritt gemacht wurde, wir werden das IOC nicht in Ruhe lassen, bis ein robustes Überwachungssystem eingerichtet ist."
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