Hintergrund sind Enthüllungen durch frühere Leistungsturnerinnen. Zuletzt hatte Lara Hinsberger am Silvesterabend via Instagram erschütternde Details aus ihrer Zeit am Bundesstützpunkt Stuttgart offenbart. Die heute 20-Jährige turnte 2019 bei den deutschen Meisterschaften, "mit einem Gewicht von 37 kg auf einer Größe von 1,60 m". Geredet habe darüber im deutschen Turnen "wirklich jeder". Eingeschritten, um die damals 14-Jährige zu schützen, "ist aber leider niemand". Auch der Hilferuf der Eltern verhallte.
"Behandelt wie ein Gegenstand, bis ich kaputt war"
Lara Hinsberger schreibt, sie sei behandelt worden "wie ein Gegenstand. Ich wurde benutzt und das so lange, bis ich körperlich und geistig so kaputt war, dass ich für die Trainer (und irgendwann auch für mich selbst) sämtlichen Wert verlor." Dabei sei Stuttgart nur die Spitze des Eisbergs, denn "ich weiß sicher, dass es auch an anderen Standorten und Landesverbänden zu solch enormen Missständen kommt, über die einfach hinweggesehen wird".
Bui sagte, es sei für eine aktive Turnerin schwierig, den psychischen Missbrauch zu erkennen: "Man ist noch so jung, man sieht die Ergebnisse, die Trainingsmethoden scheinen den Trainern rechtzugeben, also hinterfragt man nicht. Man verinnerlicht, dass man als Sportlerin den Mund zu halten und zu funktionieren hat."
Auf Instagram schrieb die 35-Jährige: "An alle, die sich jetzt öffnen: Ihr seid nicht allein. Wir stehen zusammen – mit jeder Stimme und jeder Erfahrung. Und wir tun es für uns, für alle, die vor uns kamen, und für die, die nach uns kommen werden." Zusammen könne man den Turnsport zu einem Ort machen, an dem Respekt, Wertschätzung und Menschlichkeit an erster Stelle stünden.
Seit Tagen machen ehemalige Leistungsturnerinnen Details über den Umgang mit jungen Sportlerinnen öffentlich. Tabea Alt und Michelle Timm hatten das Thema in der vergangenen Woche aufgebracht. Ähnliche Vorwürfe gab es auch schon vor vier Jahren.
Diese Nachricht wurde am 02.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.