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IOC-Präsident Bach zu Athleten-Forderungen
"Athleten sind keine Angestellten des IOC"

IOC-Präsident Thomas Bach erteilt Zahlungen an Athleten eine Absage. In Deutschland werde auf "vielleicht hohem Niveau geklagt". Beim Finanzierungskonzept gelte es die Mission der Olympischen Spiele im Auge zu behalten, sagte Bach im Dlf. Dazu gehöre die Sicherung der Universalität der Spiele.

Thomas Bach im Gespräch mit Marina Schweizer |
IOC-Präsident Thomas Bach bei einer Pressekonferenz nach der 131. IOC Session in Lima, Peru.
IOC-Präsident Thomas Bach (imago/LixMing)
Marina Schweizer: Mit Marina Schweizer, und ich glaube, ich verspreche nicht zu viel, wenn ich sage, wir sprechen heute übers große Ganze im Sport. Und das ist so, weil wir heute einen Gast haben, der sich im Prinzip ums große Ganze im Sport kümmert.
Thomas Bach sitzt mir gegenüber hier in Berlin. Er ist der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees und damit der Chef des organisierten olympischen Weltsports. Mit ihm wollen wir natürlich ganz viele Dinge heute besprechen. Thomas Bach war der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes, bevor er IOC-Chef wurde, und war auch ein Weltklasse-Fechter, zum Beispiel Fecht-Olympiasieger mit der deutschen Florett-Mannschaft in Montréal. – Herzlich willkommen, Herr Bach. Schön, dass Sie Zeit für uns haben.
Thomas Bach: Vielen Dank, Frau Schweizer. – Ein Vergnügen!
Schweizer: Wir sind in Berlin, eine Stadt, die sich ähnlich wie die Region Rhein-Ruhr gerade laut Gedanken macht, ob sie sich bewerben soll für Olympische Spiele. Sind Sie hier, auch um zu ermutigen?
Bach: Nein. Ich bin hier aus meiner alten Rolle noch als DOSB-Präsident, um am Parlamentarischen Abend des Sports und der 30-Jahre-Feier des Programms "Integration durch Sport" teilzunehmen. Aber natürlich freue ich mich über diese lauten Gedanken, wenn man sieht, wie hier in verschiedenen Regionen Deutschlands darüber nachgedacht wird, wie man wieder einmal Gastgeber der besten Athleten der Welt sein könnte.
Gespräche über möglichen deutsche Olympia-Bewerbung
Schweizer: Das heißt, Sie haben überhaupt keine Gespräche jetzt hier über Olympia? Oder doch?- Über Olympia in Deutschland natürlich.
Bach: Ich weiß nicht, ob ich das sagen darf - ich komme gerade aus einer Präsidiumssitzung des DOSB -, wie dort die Vertraulichkeitsregeln sind. Aber ich wage es mal zu sagen, dass dort natürlich auch über das Thema einer möglichen Olympia-Bewerbung Deutschlands gesprochen worden ist.
Schweizer: Sie sind ja seit 2013 IOC-Präsident. Was hat sich verändert? Merken Sie, wie viel Skepsis inzwischen auch Olympischen Spielen in Deutschland entgegengebracht wird?
Bach: Wir sehen im Gegenteil sehr viel weniger Skepsis, gerade international in Bezug auf die Olympischen Spiele. Sie sehen die letzten Vergaben, die wir gemacht haben, an Paris/Frankreich, an Italien mit den Winterspielen, an die USA mit Los Angeles für 2028. Wir sehen das Interesse auch in Deutschland für die Spiele danach, und das ist ein Zeichen, dass die Reformen, die wir vor fünf Jahren unternommen haben, dass sie wirken und dass sie anerkannt werden.
Der Gouverneur von Tokio, Yuriko Koike, der Präsident von Tokio 2020, Yoshiro Mori, der Präsident des IOC, Thomas Bach, und der japanische Premierminister, Shinzo Abe, nehmen an der Zeremonie "One Year to Go" für die Olympischen Spiele von Tokio 2020 teil.
Der Gouverneur von Tokio, Yuriko Koike, der Präsident von Tokio 2020, Yoshiro Mori, der Präsident des IOC, Thomas Bach, und der japanische Premierminister, Shinzo Abe, nehmen an der Zeremonie "One Year to Go" für die Olympischen Spiele von Tokio 2020 tei (picture-alliance / Zuma Press / Rodrigo Reyes Marin )
Schweizer: Die Reformen sind vor fünf Jahren beschlossen worden. Es ist aber tatsächlich ja auch so, dass alle Spiele, die jetzt vergeben wurden, auch Spiele sind an Orten, an denen es zum Beispiel kein Referendum gab. In Deutschland gab es ja zwei Referenden, seit Sie IOC-Präsident sind, und in diesen Befragungen hat sich die Bevölkerung dagegen ausgesprochen.
Bach: Ich muss jetzt nicht in die Analyse dieser Referenden eintreten in den Einzelheiten.
"Referenden sind nicht wirklich eine Aussage der Deutschen über das Thema Olympische Spiele"
Schweizer: Aber wenn Sie sagen, dass es praktisch eine Zustimmung gibt, oder ein großes Interesse, dann muss ich das ja schon erwähnen.
Bach: Ja, ja! Das ist richtig, dass Sie es erwähnen. Ich habe ja auch auf die internationale Lage Bezug genommen und weiß um die besonderen Befindlichkeiten und die Skepsis der Deutschen. Das ist ja deutlich geworden. Aber diese Referenden haben, glaube ich, insbesondere das in Hamburg, unter sehr spezifischen Umständen stattgefunden und sind nicht, glaube ich, eine Aussage wirklich der Deutschen über das Thema Olympische Spiele. Das sieht man auch daran, dass jetzt, wie Sie so schön sagen, laut nachgedacht wird.
Schweizer: Also würden Sie der Annahme gar nicht zustimmen, dass das Internationale Olympische Komitee auch hierzulande durchaus momentan ein Image-Problem hat?
Bach: Es gibt insbesondere hierzulande große Skepsis, aber da ist das IOC nicht alleine. Es gibt hier große Skepsis gegen fast alles und insbesondere alles, was eine große Zukunftsentwicklung betrifft. Aber der stellen wir uns auch. Wir haben mit unseren Reformen das Angebot gemacht und wir freuen uns, dass das sowohl hier in Berlin wie in Rhein-Ruhr angekommen ist und positiv aufgenommen wird. Ansonsten wird es immer Skepsis geben gegen große Projekte. Sie werden nie in der Lage sein und waren nie in der Lage zu sagen, 100 Prozent der Bevölkerung stehen hinter der Organisation Olympischer Spiele.
IOC-Präsident Thomas Bach und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet
Rhein-Ruhr-Bewerbung 2032: Zukunftsvision Olympia
Handball-Hype. Während der Heim-WM bestimmten die Spieler der deutschen Handballer die Schlagzeilen der Medien. Funktionäre und Politiker schöpfen neuen Mut, über Olympia nachzudenken.
Hamburger stimmen gegen Olympia-Bewerbung
Hamburger Olympiabewerbung: Nachlese des Scheiterns
Hamburgs Bürger sagten mehrheitlich "nein" zu Olympischen Sommerspielen in ihrer Stadt. Schon vor Weihnachten hatte sich der Sportausschuss des Deutschen Bundestages mit dem Scheitern beschäftigt, jetzt stand Teil zwei der Ursachenforschung an.
"Die Frage des Umgangs mit dem Doping-Skandal in Russland war eine Grundsatzentscheidung"
Schweizer: Viele machen ja einen Punkt aus 2016, was Sie ein bisschen hat umentscheiden lassen, was die Einstellung angeht gegenüber Olympia. Das waren die Spiele in Rio de Janeiro. Da gab es mehrere Punkte, die in der Kritik standen. Zum einen der Umgang des Internationalen Olympischen Komitees mit dem Doping in Russland, dass man einen Komplettausschuss des russischen Teams ablehnte – ein Handeln, das viele den Glauben an den ernst gemeinten Anti-Doping-Kampf hat verlieren lassen. Dazu kamen dann die Korruptionsermittlungen in Rio, auch gegen unterschiedliche Politiker vor Ort, aber auch den Chef des Organisationskomitees. Und dann die Tatsache, dass die Bevölkerung dort leiden muss, weil sich Rio finanziell völlig übernommen hat mit diesen Spielen. Würden Sie im Nachhinein auch die Spiele in Rio als den Tiefpunkt für die Reputation des IOC bezeichnen?
Bach: Das ist eine ganze Menge an Annahmen, die Sie jetzt präsentiert haben.
Schweizer: Ich habe es mal flugs aufgezählt.
Bach: Lassen Sie uns mal eins nach dem anderen anschauen. Die Frage des Umgangs mit dem Doping-Skandal in Russland war eine Grundsatzentscheidung, die in weiten Teilen auch mitgetragen worden ist, die auch Kritik erfahren hat. Es ist eine Grundsatzentscheidung zugunsten der individuellen Gerechtigkeit gegenüber Athleten, dass man nicht Athleten bestraft, die an diesem System nicht beteiligt waren, dass man hier nicht einfach mit der Sense drüberfährt, sondern dass jeder das Recht hat auf individuelle Gerechtigkeit, und das insbesondere in einem Zeitpunkt, als für diesen Skandal nur ein Zwischenbericht vorlag, der hinterher in Teilen sogar korrigiert wurde.
Schweizer: Da hake ich ganz kurz ein. Sie bleiben bei der Annahme, dass es praktisch damals überhaupt klärbar war, ob da alle sauber waren oder nicht?
Bach: Nein! Das ist nicht die Frage. Die Frage ist die Grundsatzentscheidung, die Sie treffen müssen: Gehen Sie hin und sagen Sie, hier, alle weg, jeder, der den russischen Pass hat, hat bei Olympia nichts zu suchen? Oder gehen Sie hin in einer Haltung, die, glaube ich, unserer Verantwortung gerecht wird, zu sagen, die Schuldigen müssen hart bestraft werden und die Unschuldigen müssen ihr Recht bekommen, zumindest ihre Unschuld zu beweisen. Wir haben damals gerade diese Unschuldsvermutung umgekehrt und haben die Beweislast auf die Athleten gelegt. Insoweit ist das eine Entscheidung, zu der wir stehen und die wir auch in anderen Fällen, wo es Verstöße innerhalb eines Nationalen Olympischen Komitees gibt – sei es in Bezug auf Good Governance oder sei es in Bezug auf Autonomie des Sports -, wo wir immer darauf achten, dass die Athleten nicht bestraft werden für das Verhalten von Verantwortungsträgern.
Der zweite Punkt, den Sie angesprochen haben, sind die laufenden Ermittlungen gegen den damaligen Chef des Organisationskomitees. Die laufen. Die beziehen sich auf Vorgänge, die einigermaßen weit zurückliegen. Ich muss gerade mal nachrechnen: Das müsste 2009 gewesen sein. Hier ist das IOC sehr an einer Aufklärung interessiert. Wir haben uns auch dort bei den Staatsanwaltschaften entsprechend positioniert. Und wir haben inzwischen dieses System der Vergabe, das betroffen ist, nicht nur verändert, sondern revolutioniert, um das auszuschließen, und werden die Altfälle aufklären, aber bauen jetzt auf dem neuen System auf.
IOC-Präsident Thomas Bach am Flughafen in Tokio mit Tsunekazu Takeda vom japanischen Olympischen Komitee
Bestechungsverdacht um Tokio 2020
Die französische Justiz ermittelt gegen den Präsidenten das japanischen Olympischen Komitees. Der Fall produziere erneut negative PR, sagte Sportpolitik-Experte Robert Kempe. In jüngster Zeit gebe es eine massive Häufung von Ermittlungen gegen IOC-Mitglieder.
Schweizer: Das ist ja das, was bei vielen Beobachtern hängen bleibt: Zum Beispiel auch, dass in Tokio der Chef des Organisationskomitees Takeda eineinhalb Jahre vor den Spielen gehen musste - auch da Korruptionsverdacht. Das ist für Sie keine Linie?
Bach: Was wir sehen: Beide Fälle drehen sich um eine Person, und das ist der frühere Präsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes.
Schweizer: Lamine Diack.
Bach: Lamine Diack mit seinem Sohn, der in beiden Fällen die zentrale Figur ist. Hier liegt jedenfalls nach gegenwärtigem Ermittlungsstand das Zentrum dieser Fälle. Wir haben Lamine Diack, als das bekannt wurde, ganz zu Beginn – er war dort mal schon aus dem IOC ausgeschieden -, sofort dennoch sanktioniert. Er hat keinerlei Funktion in diesen Bereichen mehr. Und wir sind bei der französischen Staatsanwaltschaft eine Art Nebenkläger, weil wir hier die Wahrheit auf dem Tisch haben wollen, um dort einen Schlussstrich ziehen zu können, haben aber noch mal unabhängig davon dieses Verfahren vollkommen reformiert, um einer solchen Wiederholung eines solchen Falls, um einem solchen Mann dann weitestgehend vorzubeugen.
Lamine Diack, Ex-Präsident des Leichtathletik-Weltverbands.
Vorwurf der Korruption und Geldwäsche: Lamine Diack, Ex-Präsident des Leichtathletik-Weltverbands. (picture alliance / dpa / EPA/ WU HONG)
Schweizer: Das ist das eine, die Sache mit dem Stimmenkauf – ein Vorwurf, gegen den sich das IOC schon lange erwehren muss. Sie haben ein paar Dinge verändert im Bewerbungsprozess. Das haben Sie angesprochen. Was bleibt sind die Garantien, die ein Ausrichter geben muss. Wenn es schiefgeht, dann halten die Ausrichter den Kopf hin. Ist es nicht nachvollziehbar, dass diese Fallhöhe viele nach wie vor abschreckt?
Bach: Man muss sehen, was diese Garantie bedeutet. Die Garantien sind entgegen landläufiger Meinung keine aus der Luft gegriffenen finanziellen Garantien. Das sind schlichtweg die Garantien, die sicherstellen sollen, dass die Bewerber um Olympische Spiele das dann auch liefern, was sie versprechen. Und ich glaube, das ist das Mindeste, was man verlangen kann, wenn jemand Kandidat ist und Versprechungen macht, dass er dann dafür auch im Interesse der Athleten und der Organisation der Spiele dafür geradesteht.
Wir haben aber auch dort eine Stellschraube verändert. Es gab dort früher tatsächlich sowohl ein Schlupfloch, das diese Garantien hätte ausweiten können, und das war, dass vorher in dem Vertrag mit dem Ausrichter das IOC sich das Recht vorbehielt, nach Abschluss des Vertrages beispielsweise neue Sportarten aufzunehmen oder neue Disziplinen aufzunehmen. Das haben wir abgestellt und haben nun klar definiert, dass hier nachträglich einseitig keine Veränderungen mehr vorgenommen werden können, sondern dass das nur in Abstimmung mit den Organisatoren besteht, hier wirklich sicherzustellen, dass diese Garantie schlichtweg die Garantie ist für die Verwirklichung der eigenen Vorschläge der Organisatoren.
"Wir wollen nachhaltige Spiele"
Schweizer: Das IOC will ja laut eigenem Bekunden weg von gigantischen Spielen, aber Ausrichter versprechen immer noch gigantische Infrastruktur-Projekte für ganze Regionen. Das haben wir jetzt zum Beispiel auch im Gebiet Rhein-Ruhr, wo über Olympia nachgedacht wird. Das ist doch ein Widerspruch eigentlich. Sehen Sie das nicht?
Bach: Ich sehe Ihre Annahme nicht. Schauen Sie auf die Vergaben von 2024 und 2028. Dort in beiden Städten, Paris und Los Angeles, sind die Sportstätten, die Olympischen Stätten zu über 90 Prozent bereits vorhanden. Das ist Teil unserer Reformen, wo wir hier deutlich gesagt haben, wir wollen nachhaltige Spiele, und eine wichtige Maßnahme, um nachhaltige Spiele zu haben, ist, dass auf bestehende Sportstätten zurückgegriffen wird und damit auch die sogenannte Legacy, das Erbe der Spiele gesichert wird. Hier sind wir deutlich auf dem richtigen Pfad – im Übrigen nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter, wo wir deshalb erlaubt haben für Italien, die Spiele in Mailand und Cortina zu veranstalten, um möglichst auf bestehende Sportstätten zurückgreifen zu können.
"Das Vermächtnis von Pyeongchang sind hervorragende Winterspiele"
Schweizer: Herr Bach, man kann das IOC ja momentan nur daran messen, was schon war und was schon steht und wie ausgerichtet wurde und wird. Deshalb spreche ich natürlich auch die Austragungsorte an, für die man schon tatsächlich die Zahlen kennt. Paris und Los Angeles liegen noch relativ weit in der Zukunft. – Meine Frage an Sie: Wie würden Sie denn das Vermächtnis von Pyeongchang beschreiben?
Bach: Das Vermächtnis von Pyeongchang sind hervorragende Winterspiele auf höchster sportlicher Qualität mit der besonderen Botschaft der Kraft des olympischen Sports, zu vereinen, zusammenzuführen, was wir gesehen haben durch den Einmarsch der beiden koreanischen Mannschaften, den gemeinsamen Einmarsch durch das gemeinsame Damen-Eishockey-Team. Dieser Erfolg der Spiele wird jetzt weitergetragen durch eine Legacy Fundation, die einige der Sportstätten im Begriff ist, anderweitig zu benutzen als als Sportstätte, die aber in dem Sportstätten-Bereich auch gute Auslastung hat. Und im Übrigen zur Sicherung dieser Legacy hat sich Südkorea beworben um die Austragung der Jugend Olympischen Spiele, der Winter Olympischen Spiele für 2024.
Bauarbeiten am Berg Gariwang vor den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang
Bauarbeiten am Berg Gariwang vor den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang (Katrin Erdmann, ARD)
Schweizer: Aber so etwas wie Weltcups finden zum Beispiel auf dieser neu gebauten, sehr großen Rodelbahn nicht statt. Außerdem gibt es zum Beispiel eine Schnellzug-Station, die kaum genutzt wird. Das sind Dinge, die dem IOC und den Ausrichtern vor Ort tatsächlich auch vorgehalten werden.
Bach: Mit der Rodelbahn sprechen Sie ein sensibles Thema an, weil das war eine meiner ersten Maßnahmen nach meiner Wahl, ein Gespräch mit dem damaligen Organisationschef zu führen, um ihm deutlich zu erklären, dass das neue IOC hier keine Bob- und Rodelbahn wünscht – wegen der mangelnden Auslastung im Nachhinein.
Schweizer: Da konnten Sie sich nicht durchsetzen?
Bach: Da konnte ich mich nicht durchsetzen. Das hat zu lautstarken Auseinandersetzungen geführt in verschiedenen Gesprächen, und beim letzten Gespräch wurde ich darüber informiert, dass es ihm schrecklich leidtue, aber sie hätten vor 14 Tagen mit dem Bauen angefangen. Das war eine rein koreanische Entscheidung und hier endet die Macht des IOC.
Hier finden die alpinen Ski-Wettbewerbe statt.
"Es sind Stätten gebaut worden, die man nie wieder braucht"
Umweltschutz und Nachhaltigkeit funktioniert bei Olympischen Winterspielen nur selten. Es gebe aber zumindest Ansätze, den ökologischen Raubbau nicht mehr so ausufern zu lassen.
Schweizer: Wäre ja möglicherweise auch was für einen Ausrichter-Vertrag.
Bach: Nein, das können Sie nicht machen. Sie können nicht und gerade unter unserer neuen Herangehensweise, wo wir sagen, wir wollen, dass die Spiele in die langfristige Entwicklungsplanung der Gastgeber passt – dann können Sie dem Gastgeber nicht auch noch ihre langfristige Regionalentwicklung vorschreiben. Das geht ein bisschen weit dann.
"Wir sind kein politischer Akteur, wir sind politisch strikt neutral"
Schweizer: Herr Bach, was die politischen Gesten angeht, da ist noch unklar, wo sich das IOC genau sieht. Sehen Sie sich als politischen Akteur, denn dagegen hatte man sich ja auch lange Zeit eher gewehrt?
Bach: Nein, wir sind kein politischer Akteur. Wir sind politisch strikt neutral und müssen diese Neutralität bewahren, um die Universalität der Spiele zu sichern. Wenn wir uns in die eine oder andere politische Richtung bewegen würden, würden wir die Spiele einer Zerreißprobe aussetzen. Deswegen müssen wir hier strikte politische Neutralität bewahren. Wir dürfen aber auch nicht so naiv sein, dass wir, wie in der Vergangenheit manche sagten, apolitisch sein müssen. In dieser Welt ist alles politisch und die Welt wird von Politikern regiert und nicht von Sportorganisationen, und deswegen müssen wir erkennen und dem auch Rechnung tragen, dass unsere Entscheidungen politische Auswirkungen haben können, und müssen in unseren Gesprächen mit den Politikern dafür Sorge tragen, dass die Politiker bereit sind, unsere Neutralität zu respektieren, dass sie uns nicht über Gebühr dann belasten mit politischen Botschaften.
Das ist die Schwierigkeit gerade im Augenblick – in einer Zeit, in der die Politik nicht auf unbedingt einigende Kräfte schaut, wie es die Olympischen Spiele sind als das einzige Weltereignis, dem es gelingt, die gesamte Welt noch zu vereinen in einem friedlichen Wettstreit, sondern wo es in dieser Welt mehr um Konfrontation geht, wo es mehr um Isolierung geht, wo es mehr um die Durchsetzung egoistischer, nationalistischer Interessen geht. Dort dann zu appellieren, bitte zerstört dieses letzte einigende Band nicht, das uns noch alle verbindet, das ist eine Aufgabe in fast täglichen Gesprächen mit Politikern und das war auch die Botschaft, die ich kürzlich versucht habe, beim G20-Gipfel herüberzubringen.
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Fünf Jahre IOC-Präsident: durchwachsene Bilanz
Am 10. September 2013 wurde Thomas Bach Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Er hatte sich viel vorgenommen: nicht weniger als die Glaubwürdigkeit und Integrität der Sportorganisationen wollte er wieder herstellen – mit mäßigem Erfolg.
IOC: Sponsoren-Armut sieht anders aus
Das IOC hat einen Rekord-Sponsoringvertrag mit den Getränkegiganten Coca-Cola und China Mengniu Dairy unterschrieben – entgegen aller Prognosen. Aber auch Konkurrenten wurden bei dem Deal ausgetrickst.
Schweizer: Das ist für einige, glaube ich, immer noch nicht so ganz klar, wo Sie sich da ansiedeln. Es ist ja tatsächlich so, dass Sie den UN-Beobachterstatus auch dankend annehmen, dass Sie auch große Gesten gezeigt haben hinsichtlich der beiden Koreas, aber dann kein Wort zu Menschenrechtsverletzungen in Ausrichterländern verlieren. Im Gegenteil: Sie haben die Spiele erneut an China vergeben.
Bach: Ich habe nicht die Spiele vergeben.
Schweizer: Nein, aber die Organisation, der Sie vorstehen.
Bach: Die Verantwortung des IOC bezieht sich auf die Olympischen Spiele. Wir sind keine Weltregierung, die dafür Sorge tragen kann, dass ein souveränes Land Gesetze verabschiedet, bestimmte Standards einhält. Das ist die Aufgabe der Politik und deswegen sind wir bei den UN auch nur Beobachter und nicht Entscheider.
Die chinesische Olympiaanlage in Peking, dekoriert für die Bewerbung um die Winterspiele 2022.
Die chinesische Olympiaanlage in Peking, dekoriert für die Bewerbung um die Winterspiele 2022. (picture alliance / dpa - Chinafotopress)
In diesem Bereich der Olympischen Spiele tragen wir dafür Sorge, dass diese Standards eingehalten werden. Wir haben auch hier reformiert. Wir haben auch hier den Ausrichter-Vertrag, den Host-City-Vertrag verändert, wo die Ausrichter sich zur Einhaltung der Standards zum Beispiel bei Arbeitern, auch bei Zulieferern verpflichten müssen und wo insbesondere die Ausrichter sich verpflichten müssen, die Olympische Charta zu sichern. Das heißt: Non Discrimination, keine Diskriminierung aus egal welchem Grund für keinen Teilnehmer der Spiele, freie Presseberichterstattung und dort nicht einmal die Hoheit über die Visa-Vergabe, sondern wo die Akkreditierung des IOC als Visa anerkannt werden muss, und viele andere Schritte mehr.
Schweizer: Warum fällt es Ihnen trotzdem dann so schwer, jetzt im Falle Chinas einfach auch mal zu sagen, dass bestimmte Dinge auch sonst in so einem Land nicht gehen, oder ähnlich wie zum Beispiel in Russland damals, als kurz vor den Sotschi-Spielen ein Homosexuellen-Erlass oder ein Anti-Homosexuellen-Gesetz, wurde es, glaube ich, genannt, verabschiedet wurde? Warum fällt es Ihnen so schwer, wenn Sie gegen Diskriminierung stehen oder für Antidiskriminierung, wirklich auch zu sagen, dass das nicht im Sinne des IOC ist?
Bach: Wir haben das vor Sotschi gesagt und wir haben in unseren Gesprächen mit Russland erreicht, dass dieses Gesetz bei den Olympischen Spielen nicht angewendet worden ist.
Schweizer: Tun Sie das denn im Fall Chinas auch?
Bach: Das ist unsere Aufgabe. Es bezieht sich auf die Spiele. Ansonsten: Wenn wir uns nicht auf die Spiele konzentrieren, gehen wir schlichtweg über unsere Verantwortung hinaus, und wir müssen das respektieren, um die Universalität zu sichern und um auch am Ende dafür Sorge tragen zu können, dass bei den Spielen diese Rechte dann eingehalten werden.
Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) spricht bei der Zeremonie zur Enthüllung der "Mauerwand des olympischen Friedens", die im Olympischen Dorf (Olympic village) aufgestellt sind. Zwei "Mauerwände des olympischen Friedens" sollen die Athleten bei den Winterspielen in Pyeongchang einladen, ihre Botschaften für eine friedlichere Welt mitzuteilen. 
05.02.2018, Südkorea, Pyeongchang
Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) spricht bei der Zeremonie zur Enthüllung der "Mauerwand des olympischen Friedens" (picture alliance / dpa / Peter Kneffel)
Im Umfeld der Spiele in Korea haben ein paar Beobachter augenzwinkernd gesagt, Thomas Bach will sich gerade für einen Friedensnobelpreis empfehlen. Ich weiß nicht, was Ihre Antwort dazu wäre. Da wurde Ihnen eine Taktik unterstellt, dass Sie den Segen von außen bekommen wollen.
Bach: Das entringt mir nicht einmal ein müdes Lächeln. Karl Valentin hätte gesagt, solche Äußerungen ignoriere ich noch nicht einmal.
Schweizer: Okay. – Dann lassen Sie uns jetzt zu einem Thema kommen, das Ihnen auch sehr am Herzen zu liegen scheint, und zwar die Athleten, die ja auch laut der Agenda 2020 im Mittelpunkt stehen sollen. Wie erklären Sie sich denn, dass sich gegenläufig zu Ihrer Agenda momentan eine Athleten-Bewegung formt, die sich von den Strukturen des Internationalen Olympischen Komitees oder der Nationalen Olympischen Komitees lossagen möchte?
Bach: Es gibt niemals "Die Athleten" und es gibt auch innerhalb der Athleten Gruppen sehr unterschiedliche Strömungen. Hier haben wir ein demokratisches Verfahren, um das zu regeln, in transparenter Art und Weise. Die Athleten wählen bei den Olympischen Spielen ihre Vertreter, ihre Athleten-Kommission. Die Vertreter dieser Athleten-Kommission werden dann zu Mitgliedern, zu voll stimmberechtigten Mitgliedern des IOC und der selbst gewählte Vorsitzende ist Mitglied in der Exekutive des IOC.
Schweizer: Hat aber nur eine Stimme.
Bach: Ja! Das ist schon eine ganze Menge. Es haben auch 206 Nationale Olympische Komitees nur eine Stimme in einem 15-köpfigen Exekutiv-Komitee. Und wenn Sie mal die Vorsitzende der Athleten-Kommission fragen und stellen ihr mal die Frage, ob ihr eine Entscheidung erinnerlich wäre in einer von mir geführten Exekutive, die gegen das Votum der Athleten-Kommission gefallen ist, werden Sie eine klare und eindeutige Antwort bekommen, und die lautet: Nein!
Schweizer: Nun gut. – Es gab ja zum Beispiel von Claudia Bokel, die damals in der Athleten-Kommission den Vorsitz hatte, als es um die Russland-Entscheidung ging, durchaus Aussagen, dass da nicht so stark auf sie gehört wurde, als es um ihre Bedenken ging gegenüber Russland.
Bach: Langsam, langsam! Es hat dort mehrere Diskussionen gegeben und sie hat sich am Ende der Stimme enthalten – genau aus dem Grunde, dass nämlich es nicht die Meinung der Athleten gab, sondern dass die Athleten sehr gespalten waren in ihrer Auffassung, und sie deswegen hier nicht zwischen den beiden Athleten-Gruppierungen offensichtlich entscheiden wollte.
Schweizer: Ich glaube, der Kernpunkt für die Athleten momentan ist die Tatsache, dass sie sich zu wenig repräsentiert fühlen, auch in den Abstimmungsverhältnissen. Ein Zugeständnis an die Athleten wäre ja, die Regel 40 zum Beispiel international zu lockern, und zwar von sich aus und nicht, wenn wie in Deutschland ein Bundesgerichtshof das durchsetzt, damit Athleten im Umfeld der Spiele werben können und dadurch besser Geld verdienen können zu einer Hochzeit, einer Bühne, die sie nur alle vier Jahre bekommen. Wäre das für Sie nicht denkbar, um den Athleten entgegenzukommen?
Bach: Wir freuen uns zunächst mal, dass es in Deutschland hier eine Lösung gegeben hat, die den Anforderungen entspricht hierzulande und auch den gesetzlichen Anforderungen, und dass die bis 2026 gilt. Man darf bei dem Ganzen aber auch nicht vergessen, dass das Bundeskartellamt in dieser Entscheidung ausdrücklich anerkannt hat, dass diese Regel 40 ihre Berechtigung hat, um die Organisation der Olympischen Spiele zu sichern, und auf der nationalen Ebene auch, um die Förderung und Unterstützung der Athleten zu sichern.
"Die Athleten sind keine Arbeiter und schon gar nicht Angestellten des IOC"
Schweizer: Aber es geht ja um eine Lockerung.
Bach: Ja! Hier ist ja eine erfolgt. Aber bei all diesen Lockerungen muss man nationale Gegebenheiten berücksichtigen. Hier haben Sie weit verbreitet Systeme, wo die Athleten durch ihre Nationalen Olympischen Komitees direkt gefördert werden. Die Nationalen Olympischen Komitees bekommen das Geld dafür durch Sponsoren und diese Sponsoren nehmen das Recht der Exklusivität in Anspruch. Nun kann ein Athlet nicht dankend über vier Jahre hinweg diese Unterstützung annehmen und dann sagen, wenn es zu den Olympischen Spielen geht, dann mache ich selbst was mit dem Wettbewerber meines Sponsors des Nationalen Olympischen Komitees. Das sind national sehr, sehr unterschiedliche Systeme und deswegen muss das auch von Fall zu Fall behandelt werden, und so haben wir das mit Deutschland gemacht und so sind wir in Deutschland froh über die Lösung.
Schweizer: Sie wurden natürlich auch ein Stück weit dazu getrieben. – Es ist so, dass die Athleten möchten, zum Beispiel der Verein "Athleten Deutschland", der Sie ja auch besucht hat und Ihnen vom Vorhaben erzählt hat, dass man einfordern möchte, tatsächlich direkt eine Art Tantiemen zu bekommen vom Internationalen Olympischen Komitee – eine Bezahlung für die Arbeiter. Dem haben Sie im Prinzip eine Absage erteilt. Warum?
Bach: Die Athleten sind keine Arbeiter und schon gar nicht keine Angestellten des IOC.
Max Hartung im Dezember 2018 auf einer DOSB-Mitgliederversammlung
Max Hartung: "Würde mir wünschen, dass mehr Reibung erzeugt wird"
Eigentlich soll sich die IOC-Athletenkommission für die Belange der Sportler einsetzen. Doch der Umgang mit dem russischen Staatsdoping ließ Fechter Max Hartung genau daran zweifeln.
A view of the Olympic rings overlooking the Beach Volley Arena in Rio de Janeiro during the women's beach volleyball qualifying match between Brazil and the Czech Republic on August 6, 2016, for the Rio 2016 Olympic Games. / AFP PHOTO / Leon NEAL
Athletenkommission fordert Beteiligung an Erlösen
Die Athletenkommission im DOSB macht im Zuge des Streits um die Regel 40 der Olympischen Charta weiter mobil. In einem offenen Brief an das Internationale Olympische Komitee fordert sie eine Beteiligung von 25 Prozent an den Erlösen der Vermarktungs- und Übertragungsrechte.
Die Olympischen Ringe.
Mehr Werbemöglichkeiten für Athleten
Das Bundeskartellamt gesteht deutschen Sportlern mehr Werbemöglichkeiten bei Olympischen Spielen ein. Moritz Geisreiter von der Athletenkommission ‚Athleten Deutschland e.V.‘ freute sich im Dlf über "Bewegung in dieser wichtigen Sache".
"Vielleicht wird auf hohem Niveau geklagt"
Schweizer: Das sind sie nicht! Aber sie sind im Prinzip vielleicht Ihre Gladiatoren, die die Wettkämpfe ausführen, die Sie vermarkten?
Bach: Unsere Athleten sind auch keine Gladiatoren. Wir bieten mit den Olympischen Spielen den Athleten, wie Sie vorhin gesagt haben, die Bühne ihres Lebens und sie werden dafür weitgehend unterstützt durch ihre nationalen Olympischen Komitees. Dort haben sie ihre Trainer, dort werden sie zu Wettkämpfen geschickt, dort haben sie ihre medizinische Betreuung, dort können sie sich der Bundeswehr anschließen oder der Polizei, sie haben freie Reise zu den Olympischen Spielen, Unterkunft, Verpflegung, medizinische Versorgung und und und. Deshalb gilt es, bei dem gesamten Finanzierungskonzept die Mission der Olympischen Spiele im Auge zu behalten, und das ist die Sicherung der Universalität der Spiele und auch die Darstellung der großen Diversität der Sportarten.
Wenn das Ganze organisiert würde nach einem Business-Modell und dann Beiträge bezahlt würden nach dem Beitrag zum Erfolg der Spiele, hätten Sie nicht 206 nationale Olympische Komitees. Dann hätten Sie vielleicht 80 oder 100. Und Sie hätten nicht 33 olympische Sportarten, sondern Sie hätten vielleicht 10 oder 12. Das ist die Mission der Spiele und deswegen gibt das IOC 90 Prozent aller seiner Einnahmen an den Sport zurück. Um das deutlich zu machen: Das ist im Rahmen einer Olympiade, im Rahmen dieser laufenden Olympiade, dieser vier Jahre fünf Milliarden US-Dollar, die in die Förderung der Athleten und des Sports weltweit fließen und von dem auch und insbesondere, kann ich sagen, der DOSB und damit die deutschen Athleten sehr profitieren.
Kira Walkenhorst (R) and Laura Ludwig jubeln und schwenken eine Deutschlandflagge, nachdem sie Gold im Beachvolleyball gewonnen haben.
Kira Walkenhorst (r.) and Laura Ludwig haben bei den Olympischen Spielen in Rio die Goldmedaille im Beach-Volleyball gewonnen - eine Bühne, die Sportler nur alle vier Jahre bekommen. (picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert)
Schweizer: Die Athleten machen deutlich, dass sie nicht wissen, wie sie ihr Auskommen bestreiten sollen, und sie haben Sorgen vor der Zukunft.
Bach: Nun sollten die Athleten dann auch mal ein bisschen das große Ganze sehen. Wenn ich das ein bisschen flapsig sagen kann: Vielleicht wird auf hohem Niveau geklagt. Wenn Sie das vergleichen mit Athleten in 200 anderen nationalen Olympischen Komitees, mit Athleten aus Afrika, aus Südamerika, aus Fernost, dann gibt es dort nicht diese Möglichkeiten, wie es sie hierzulande gibt. Dort gibt es keine Sporthilfe. Dort gibt es keine Bundeswehr. Dort gibt es keine Polizei. Dort gibt es keinen Zoll, die die Athleten anstellen. Dort gibt es keine besondere Förderung an Universitäten. Dort gibt es keine Freistellungen von Arbeitgebern und und und.
Hier muss man den Blick, glaube ich, etwas weiten und auch im Eigeninteresse dazu beitragen, dass diese Spiele universal sind, denn nur daraus beziehen sie ihre Attraktivität, ihre Faszination, und nur daraus können die Athleten, die dann erfolgreich sind bei den Olympischen Spielen, hinterher auch ihren kommerziellen Erfolg erzielen – sei es, dass sie Prämien bekommen von der Sporthilfe hierzulande, sei es, dass sie dann die Gelegenheit haben, sehr viel bessere Sponsorenverträge abzuschließen, als wenn sie bei einer Weltmeisterschaft oder bei einem sonstigen Weltcup eine Medaille gewinnen.
Schweizer: Sie stützen sich da im Prinzip hauptsächlich auch auf die Mithilfe der einzelnen Nationen wie zum Beispiel in Deutschland, wo jetzt gerade die Sporthilfe etwa Geld vom Bund mit auszahlt an Athleten.
Bach: Wir fördern die Olympia-Teams und wir zahlen erhebliche Beträge – und da befindet sich Deutschland in absoluter Spitzenposition – an das Nationale Olympische Komitee. Und es ist am Nationalen Olympischen Komitee, dann zu entscheiden, wie diese Gelder am besten für die Förderung des Sports im Land eingesetzt worden sind. Hier hat der DOSB – ich weiß nicht, wie jetzt die Sachlage im Augenblick ist, aber als ich DOSB-Präsident war, haben wir damals auch zum Beispiel einen Beitrag an die Sporthilfe entrichtet, damit die ihre Förderung vornehmen kann. Aber das ist eine Sache, die Sie nicht von Lausanne aus regeln können für 206 nationale Olympische Komitees. Die wissen am besten, was sie brauchen. Das ist in Afrika Nahrung, Sportausrüstung, das sind Basisdinge, und hier wird um ganz andere Dinge diskutiert.
Zu früh, um über eine Wiederwahl zu entscheiden
Schweizer: Eine letzte Frage habe ich an Sie, Herr Bach. Wir könnten jetzt noch Stunden tatsächlich sprechen. Über den Anti-Doping-Kampf haben wir zum Beispiel im Einzelnen noch gar nicht gesprochen. Aber zum Schluss die Frage, einfach weil die Zeit knapp ist: Ihre Wiederwahl würde ja anstehen in zwei Jahren, wenn Sie eine Kandidatur anstreben. Sagen Sie uns, ob Sie es machen?
Bach: Nein!
Schweizer: Warum?
Bach: Weil das zu früh ist. Das muss man sehen. Dafür habe ich noch Zeit, das zu entscheiden, und darüber denke ich im Augenblick wirklich noch nicht nach. Das werden wir dann sehen und Sie werden unter den ersten sein, die es erfährt.
Schweizer: Was soll am Ende Ihrer Amtszeit für eine Überschrift stehen?
Bach: Das ist eine unfaire Frage. Lassen Sie mich doch noch ein bisschen arbeiten und dann kann man ein Fazit ziehen.
Schweizer: Das war das Sportgespräch, heute mit IOC-Präsident Thomas Bach hier im Deutschlandfunk.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.