IOC-Session bei Olympia
Die Beweggründe für Thomas Bachs Ausscheiden als Präsident

2025 ist wie geplant Schluss: Thomas Bach klammert sich nicht an seinen Posten als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Bachs Statement und die Gründe für seine Entscheidung beleuchtet Dlf-Olympiareporterin Marina Schweizer.

Marina Schweizer im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), gestikuliert während einer Pressekonferenz in Paris am Rande der Olympischen Sommerspiele.
Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), strebt keine dritte Amtszeit an und macht planmäßig nach zwölf Jahren Schluss. (IMAGO / Kyodo News / IMAGO)
Kurz vor dem Ende der Olympischen Spiele in Paris hat auch das IOC selbst nochmal für Gesprächsstoff gesorgt – und zwar in Person von Präsident Thomas Bach. Wie der 70-jährige Deutsche auf der IOC-Session verkündete, peilt er keine dritte Amtszeit an. Damit respektiert Bach die Olympische Charta, nach der er seinen Posten 2025 planmäßig räumen muss.
Zuvor hatte er offengelassen, ob er sich nochmal zur Wahl stellen würde. Dlf-Olympiareporterin Marina Schweizer ordnete Bachs Entscheidung so ein: "Das hat schon einen gewissen Überraschungseffekt. Wenn man Thomas Bach schon ein paar Jahre in seinem Amt beobachtet, wartet man in solchen Situationen eigentlich noch auf die besondere Wendung. Er begründet seine Entscheidung auch damit, dass es wichtig sei für die Glaubwürdigkeit der Organisation und der guten Verbandsführung."

Bach: Wechsel in IOC-Spitze "am besten"

So unterstrich es Bach am Samstag auch selbst: "Ich war einer der Befürworter und Autoren der Revision der Olympischen Charta. Bis heute glaube ich fest daran, dass nach zwölf Jahren im Amt des IOC-Präsidenten unserer Organisation am besten mit einem Wechsel in der Führung gedient ist."
Bach erklärte weiter, er sei nicht mehr der "beste Kapitän" für das neue, digitale Zeitalter: "Neue Zeiten brauchen neue Anführer." Olympia-Reporterin Schweizer berichtete über die Reaktionen auf Bachs Rede: "Es hat im Plenum lange Applaus gegeben und Standing Ovations aus der IOC-Mitgliedschaft."

IOC-Präsidentschaftswahl voraussichtlich im März 2025

Wie wird nun die IOC-Spitze nach der Ära Bach aussehen? Die Nachfolge wird wohl nächstes Jahr geklärt. Bach, der einen reibungslosen Übergang einleiten möchte, wird den IOC-Vorstand darum bitten, im März 2025 Präsidentschaftswahlen durchführen zu lassen. Der Antritt der neuen Präsidentschaft ist dann für den Juni 2025 geplant.

Schweizer: Bach schreibt dem IOC "was ins Logbuch"

Allerdings schreibe Bach dem IOC mit seinem planmäßigen Ausscheiden auch "was ins Logbuch", unterstrich Dlf-Sportredakteurin Schweizer: "Man muss sich verändern, bevor man verändert wird. Dieses Mantra, was er ja immer ausgerufen habe, das müsse auch auf ihn angewandt werden. Und er spricht Herausforderungen wie Konflikte an, wachsende Versuche, das IOC auf eine Seite zu ziehen. Er macht da einen Aufruf an die Mitgliedschaft, auch um die Glaubwürdigkeit zu behalten."

Bach bleibt Argumentationslinie bei Boxerin Khelif treu

Eine Pressekonferenz für eventuelle Nachfragen zu Bachs Rückzug fand am Samstag nicht statt. Der Präsident hatte bereits am Freitag auf der IOC-Bilanz-Pressekonferenz zu einigen Themen Stellung bezogen.
So blieb er seiner Argumentationslinie in der Debatte um die algerische Boxerin Imane Khelif, die nun Gold im Weltergewicht gewann, treu. Seit fast zwei Wochen wird vor allem in den Kommentarspalten der sozialen Medien und vom Boxverband IBA, den das IOC 2019 schon wegen mangelnder Transparenz und fehlender Integrität suspendiert wurde, Khelifs Geschlecht in Zweifel gezogen. Auch Lin Yuting aus Taiwan wurde unterstellt, keine Frau zu sein.
Khelif sagte nach dem Gewinn der Goldmedaille: "Ich bin eine starke Frau, eine Frau mit besonderer Kraft. Meine Antwort auf alles habe ich heute im Ring geliefert. Ich bin als Frau geboren, war immer eine und habe nur gegen Frauen gekämpft."
Bach betonte erneut, dass "nie ein Zweifel daran" bestand, dass Khelif und Lin "Frauen sind". Olympia-Reporterin Schweizer fasste Bachs Position nochmal zusammen: "Er ist ziemlich deutlich geblieben: Die wissenschaftliche Grundlage für Geschlechtstests, auch anhand von Chromosomen, sei überholt und er verweist darauf, wie übergriffig solche Zweifel seien."

jti