Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigt Bemerkenswertes: Der Sportfunktionär und Wirtschaftsanwalt Thomas Bach ist mit einem deutschen Diplomatenpass unterwegs - und nicht erst, seit er 2013 Präsident des Internationalen Olympischen Komitees wurde. Schon 1994 erhielt der damalige IOC-Frischling und Industrieberater das mit goldenen Lettern versehene Reisedokument. Das IOC bestätigt den Sachverhalt, ließ aber Kernfragen unbeantwortet - darunter die, wofür Bach einen Diplomatenpass überhaupt benötige und ob bzw. wie er gegebenenfalls zwischen Sport-Mission und beruflich bedingten Reisen in der Vergangenheit wie auch gegenwärtig unterscheide. Bach selbst hat stets betont, Ämter und Beruf nie vermischt zu haben.
Kein besonderes deutsches Interesse bei Bach
Das Auswärtige Amt hat auf Anfrage nur vage Erklärungen parat, warum ein Sportfunktionär an so einen in der Regel für Politiker und Diplomaten gedachten Pass gelangt, der für erhebliche Reiseerleichterungen und andere Privilegien sorgt. Zwar erhalten das Papier in Sonderfällen auch Personen "für Reisen, die sie im amtlichen Auftrag oder im besonderen deutschen Interesse ausführen". Gerade ein besonderes deutsches Interesse an Bachs langjähriger IOC-Tätigkeit lässt sich aber kaum erkennen. Seit seiner IOC-Zugehörigkeit sind drei deutsche Olympia-Bewerbungen krachend gescheitert, eine vierte - mit Hamburg für den Sommer 2024 - am Bürgervotum. Wobei sich der Unmut weniger gegen die Spiele als gegen die intransparente Politik des IOC richtete.
Zudem vertritt ein IOC-Mitglied laut Charta keineswegs deutsche Interessen im Olymp, es nimmt vielmehr "von Regierungen keinen Auftrag oder Weisungen entgegen". Ein IOC-Mitglied hat also in Deutschland IOC-Interessen zu vertreten.
Das IOC will nun seine diplomatische Funktion aus der "Stellung als permanenter Beobachter bei den Vereinten Nationen" herleiten. Den Status hat das IOC jedoch erst seit 2009. Und in den Vorgaben zur Ausfertigung deutscher Diplomatenpässe findet sich auch keine entsprechende Regel.