Es sind schwere Vorwürfe, die der türkische Boxverband gegen das IOC und seine Task Force für die Olympiaqualifikation erhebt: Beim Turnier in London habe es für die etwa 350 Kämpfer weder in der Halle noch in den Athletenhotels ausreichende medizinische Vorkehrungen gegeben – so berichtet der Verbandspräsident im englischen "Guardian".
Das IOC wehrte sich gegen die Anschuldigungen. Man sei sich keiner Verbindung zwischen einem olympischen Box-Turnier und eines positiven Coronavirus-Tests bewusst. In seiner Stellungnahme betont der Olympische Dachverband, es sei "nicht möglich, die Quelle der Infektion zu kennen".
Dem "Guardian" sagte ein Sprecher des Organisationskomitees, man habe während der Wettkämpfe umfassende Maßnahmen zum Schutz der Teilnehmenden getroffen.
Kritik an osteuropäischen Athleten und Funktionären
Erich Dreke, Präsident des Deutschen Boxverbandes DBV, hatte während des Turniers auch das Verhalten der osteuropäischen Athleten und Funktionäre kritisch gesehen. Er sagte im Deutschlandfunk:
"Die verhalten sich hier sehr, sehr unvorsichtig, würde ich mal sagen. Ja, also immer noch Händereichen und Umarmungen und so weiter. Die sind da so ein bisschen unbedacht muss man sagen."
DBV: Kaum Kontakt zum türkischen Team
Dazu kam: An den ersten beiden Tagen waren Zuschauer zugelassen. Am dritten Tag hatten bereits einige Delegationen mit Abreise gedroht, ehe sich die IOC-Task Force zum Abbruch des Turniers entschloss.
Kontakt zum türkischen Team gab es nach Aussage von DBV-Präsident Dreke kaum. Wie er dem Deutschlandfunk jetzt sagte, habe das türkische Team in einem anderen Athletenhotel gewohnt. Lediglich Leichtgewichtler Kastriot Sopa traf auf einen türkischen Gegner, bisher sei noch keine Ansteckung festgestellt worden, so DBV-Geschäftsführer Michael Müller. Der Olympiakader hatte sich nach der Rückkehr in eine 14-tägige Quarantäne begeben und trainiert seitdem individuell zu Hause.