Der derzeitige Erfolg der Extremistengruppe IS beruhe darauf, dass es dieser gelungen sei, die unzufriedenen Teile der sunnitischen Gemeinde im Irak mit sich zu vereinen, erklärte der frühere Botschafter und heutige Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für auswärtige Politik (DGAP). Diese sähen sich von der bisherigen Regierung unter Ministerpräsident Nuri al-Maliki benachteiligt.
"Es kommt nun darauf an, dass die relativ geringe Zahl der Hardliner getrennt wird von den Sunniten, die sich ihnen aus Unzufriedenheit angeschlossen haben", sagte von Maltzahn. Nötig sei also eine politische Lösung - also eine Regierung unter neuer Führung. Da die politischen Bemühungen der USA bislang wirkungslos geblieben seien, könne dies nur von den Irakern selbst unter Mitwirkung Irans bewerkstelligt werden.
Eigeninteressen stehen im Vordergrund
Al-Maliki sei zwar laut Verfassung erste Wahl bei der anstehenden Regierungsbildung - es gebe aber auch zahlreiche weitere Politiker, die in Frage kämen. "An Kandidaten mangelt es nicht", so von Maltzahn. "Die Frage ist, ob sie die nötige Mehrheit bekommen können." Dies sei schwierig in einem Parlament aus Schiiten, Sunniten und Kurden, in dem Partikularinteressen eine viel größere Rolle spielten als nationale, in dem die Eigeninteressen von Clans oder Glaubensgemeinschaften im Vordergrund stünden.
Das komplette Interview können Sie noch mindestens fünf Monate in unserem Audio-on-Demand-Bereich oder über den Audio-Player oben rechts anhören.