Nach der Eroberung nördlicher Landesteile des Iraks vor gut vier Wochen haben sunnitische Dschihadisten damit begonnen, Grabmäler und schiitische Moscheen zu zerstören. Die Isis-Organisation verbreitete im Internet unter anderem Fotos von der Sprengung religiöser Gebäude. Korrespondenten bestätigten das unter Berufung auf Anwohner. Weiter heißt es, die Dschihadisten hätten Kirchen besetzt und anstelle der Kreuze schwarze Flaggen gehisst. Zu sehen sind außerdem Planierraupen, mit denen Gebäude dem Erdboden gleich gemacht werden.
Die Terrorgruppe "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" (Isis) habe die Einrichtungen als "heidnische Tempel" bezeichnet, berichtete das irakische Nachrichtenportal "Al-Mada".
Isis-Chef zeigt sich der Öffentlichkeit
Unterdessen hat sich Isis-Chef Abu Bakr al-Baghdadi offenbar das erste Mal seit langer Zeit in der Öffentlichkeit gezeigt. Isis verbreitete im Internet ein Video, das ihn angeblich bei der Freitagspredigt in einer Moschee in der nordirakischen Stadt Mossul zeigt. Eine Bestätigung von unabhängiger Seite, dass es sich bei dem Prediger in einer Moschee tatsächlich um den Isis-Chef handelt, gab es nicht.
Bislang hatte sich Abu Bakr al-Baghdadi vor der Öffentlichkeit verborgen. Von ihm gibt es nur sehr wenige Fotos, weshalb er auch der "unsichtbare Scheich" genannt wurde. Irakische Medien hatten am Freitag berichtet, der Isis-Chef sei wahrscheinlich bei einem Luftangriff verletzt worden.
Grenzüberschreitender Gottesstaat ausgerufen
Ende vergangener Woche hatten die Isis-Kämpfer ein Kalifat ausgerufen und ihren Anführer Abu Bakr al-Baghdadi zu ihrem Kalifen, dem geistigen und weltlichen Oberhaupt, ernannt. Ziel der Gruppe ist es, einen grenzüberschreitenden Gottesstaat im Nahen Osten zu errichten. Bei Islamgelehrten stößt das auf Widerstand. In Katar teilte der sunnitische Prediger Qaradawi mit, dieses Vorgehen sei nicht vereinbar mit der Scharia.
Derweil bat in Syrien die Rebellengruppe "Freie Syrische Armee" den Westen um Unterstützung im Kampf gegen die Isis.
(ach/tgs)