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Irak-Krise
Isis ruft islamisches Kalifat aus

Die Terrororganisation Islamischer Staat im Irak und in Syrien (Isis) hat in beiden Ländern offenbar einen Gottesstaat Kalifat ausgerufen und ihren Chef Abu Bakr al-Bagdadi zum "Kalifen" und damit zum Anführer aller Muslime ernannt.

    Vermummte, mit Raketenwerfern und Maschinengewehren bewaffnete Männer stehen vor einer Mauer.
    Sunnitische Kämpfer haben bereits große Teile des Irak erobert. (picture alliance / dpa / Mohammed Jalil)
    Es sei die Pflicht aller Muslime, ihm Gefolgschaft zu schwören, erklärte Isis-Sprecher Abu Mohammed in einer im Internet verbreiteten Audiobotschaft, deren Authentizität zunächst aber nicht überprüft werden konnte. Zugleich verkündete Al-Adnani, die Gruppe werde ihren Namen in Islamischer Staat ändern.
    Die Botschaft dürfte die Rivalität mit Al-Kaida weiter anheizen. Ursprünglich war Isis ein Ableger des Terror-Netzwerks, doch im Frühjahr überwarfen sich die beiden Gruppen. Nun kämpfen beide um die Führungsrolle in der Dschihad-Bewegung. Isis kontrolliert schon seit längerer Zeit Teile des Bürgerkriegslands Syrien und ist seit Anfang des Monats auch im Norden und Osten des Iraks auf dem Vormarsch.
    Russische Kampfflugzeuge für den Irak
    Um diesen zu stoppen, haben die irakischen Streitkräfte eigenen Angaben zufolge eine erste Lieferung von fünf gebrauchten russischen Kampfflugzeugen erhalten. Die Flugzeuge sollen die Truppen im Kampf gegen die Islamisten unterstützen – doch der Einsatz steht in Frage.
    Die Jets vom Typ Suchoi Su-25 seien bald einsatzbereit, teilte das Verteidigungsministerium in Bagdad mit. Die Flugzeuge sind in erster Linie für Bodenangriffe ausgelegt. Unklar ist jedoch, ob die irakische Luftwaffe über ausreichend ausgebildete Piloten verfügt.
    Ein russischer Su-34 Kampfjet fliegt bei einer Flugveranstaltung in Zhukovsky.
    Inmitten des Kampfs gegen die Dschihadisten hat der Irak die ersten kürzlich von Russland gekauften Suchoi-Kampfjets erhalten. (dpa picture alliance / Vladimir Astapkovich)
    Militär erwartet auch noch Flugzeug-Lieferung aus den USA
    Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki hatte am Donnerstag im Sender BBC angekündigt, aus Russland mehr als ein Dutzend Suchoi-Flugzeuge für schätzungsweise bis zu 500 Millionen Dollar (umgerechnet 368 Millionen Euro) zu kaufen. Das irakische Militär wartet auch noch auf eine bereits zugesagte Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen und Apache-Kampfhubschraubern aus den USA.
    Bagdad bittet die USA zudem seit Woche um Hilfe im Kampf gegen die Extremisten der Terrorgruppe Isis. Die US-Regierung verlegte zunächst jedoch nur 180 Militärberater in den Irak, um sich ein besseres Bild von der Lage zu machen und die einheimischen Sicherheitskräfte zu unterstützen.
    Irakische Armee nimmt Teile von Tikrit ein
    Am Samstag hatten Regierungseinheiten eine Offensive auf die Stadt Tikrit begonnen und dabei eigenen Angaben zufolge Teile der nordirakischen Stadt eingenommen, die am 11. Juni von ISIS-Truppen erobert wurde. Diese haben inzwischen große Teile im Norden und Westen des Landes unter ihrer Kontrolle und planen einen Marsch auf die Hauptstadt Bagdad.
    Der Leiter des irakischen Krisenstabs gegen die Isis-Extremisten, General Ali al-Saidi, sprach sich dafür aus, den Irak in autonome Teilgebiete zu spalten. Schiiten, Sunniten und Kurden sollten jeweils ihre eigene Region erhalten, sagte der schiitische General der Zeitung "Welt am Sonntag".
    (tj/bor/wes)