Amerika könne nicht jedes Mal intervenieren, wenn es eine Krise auf der Welt gebe - in diesem Fall müsse Amerika jedoch handeln, sagte US-Präsident Obama im Weißen Haus. Er genehmigte die Luftschläge für den Fall, dass Kämpfer der sunnitischen Terrorgruppe "Islamischer Staat" auf die Stadt Erbil vorrücken sollten, in der sich US-Militärberater aufhalten. Es werde sich um gezielte Operationen handeln, so Obama. Ob die US-Luftwaffe bereits erste Angriffe geflogen hat, sagte er nicht. Er bekräftigte aber, dass er keine Bodenkampftruppen in den Irak schicken werde. Man arbeite eng mit der Führung in Bagdad und den Kurden im Norden des Landes zusammen und unterstütze deren Anstrengungen zur Lösung der Krise. Im Nordirak sind angesichts des Vormarschs der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) Zehntausende Christen und Angehörige der religiösen Minderheit der Jesiden auf der Flucht.
Wende in der Strategie der USA
Die Luftschläge bedeuten eine Wende in der Strategie der USA. Das Land hatte seine Truppen Ende 2011 nach fast einem Jahrzehnt vollständig aus dem Irak abgezogen. Zugleich haben die USA damit begonnen, Hilfsgüter über der betroffenen Region abzuwerfen. Dabei handele es sich um Lebensmittel, Wasser und Medikamente, erklärte ein Regierungssprecher.
Zuvor hatte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Angriffe der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) im Irak scharf verurteilt. "Wir müssen prüfen, ob die Attacken Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind. Dann müssen die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden", sagte der derzeitige Ratspräsident, Großbritanniens UN-Botschafter Mark Lyall Grant.
UNO-Sicherheitsrat schockiert
Die Versammlung rief alle Staaten dazu auf, den Irak und seine Regierung zu unterstützen. Die Staatengemeinschaft müsse alles tun, um dabei zu helfen, das Leiden der Bevölkerung zu lindern, hieß es in einer einstimmig verabschiedeten Erklärung. Zugleich äußerte sich das Gremium "schockiert" über das Schicksal tausender Jesiden und Christen, die vor den Dschihadisten geflohen sind. Erst am Wochenende hatten die sunnitischen Extremisten das Hauptsiedlungsgebiet der kurdischen Minderheit der Jesiden überfallen und laut Augenzeugen viele von ihnen getötet.
Im Sindschar-Gebirge sind nach UN-Angaben 200.000 Menschen vor IS auf der Flucht. Die IS-Kämpfer nahmen gestern weitere Städte unter Kontrolle und rückten auf Erbil vor, die Hauptstadt des autonomen Kurdengebietes. Auch die größte christliche Stadt im Nordirak, Karakosch, fiel ihnen in die Hände. Die Kämpfer der Terrorgruppe gehen nicht nur gezielt gegen Angehörige anderer Religionen vor, sondern auch gegen Schiiten und gemäßigte Sunniten.
(tzi/nin)