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Irak
Obama schickt Sondereinheit

Sie sind zurück: Vor zweieinhalb Jahren zogen die USA ihre Truppen aus dem Irak ab, nun entsendet Präsident Barack Obama angesichts der Dschihadisten-Offensive 275 Mann "Militärpersonal" nach Bagdad. Die Einheit ist auch für Kampfeinsätze ausgerüstet.

    US-Präsident Obama bei einer Rede im Rosengarten in Washington
    Obama begründet die Truppenentsendung mit dem Schutz von US-Bürgern (dpa / Michael Reynolds)
    Wie US-Präsident Barack Obama in einem Brief an den Kongress mitteilte, entsendet seine Regierung angesichts des Vormarschs der Isis-Islamistenmiliz eine 275 Mann starke Spezialeinheit des Militärs in den Irak, vor allem um die Botschaft in Bagdad und die dort arbeitenden Amerikaner zu schützen. Die Truppe sei wenn nötig auch für den Kampf gerüstet. "Diese Einheit wird im Irak bleiben, bis die Sicherheitslage es nicht länger erfordert", hieß es in dem Schreiben. Die irakische Regierung habe dem Schritt zugestimmt. Den Einsatz von Bodentruppen im Kampf gegen die Extremisten hatte Obama ausgeschlossen.
    Nach Angaben der Verteidigungsministeriums erreichten 170 der Soldaten Bagdad bereits am Wochenende. Rund 100 weitere sollen falls erforderlich Flugplätze verwalten, logistische Maßnahmen unterstützen und zur Sicherheit beitragen. Nach Abzug der US-Truppen 2011 waren im Irak noch zwischen 200 und 300 US-Soldaten stationiert, um amerikanische Einrichtungen zu schützen und irakische Sicherheitsleute zu unterstützen.
    Weiteres US-Kriegsschiff im Golf
    Nach einem Verband um den Flugzeugträger "George H.W. Bush" entsandte Washington am Montag zudem das Kriegsschiff "USS Mesa Verde" in den Persischen Golf. Es ist für amphibische Einsätze konzipiert und trägt nach Militärangaben derzeit ein senkrecht startendes Flugzeug. Offenbar ziehen die USA zudem Drohnenangriffe gegen Stellungen der Isis in Betracht.
    Die Isis hatte vergangene Woche große Teile des Iraks eingenommen. Experten schätzen ihre Stärke auf rund 10.000 Mann. Die zahlenmäßig weitaus größere irakische Armee begann am Wochenende eine Gegenoffensive, um mit Kurdenverbänden, den Peschmerga, und Tausenden Freiwilligen unter anderem die nördliche Millionenmetropole Mossul zurückzuerobern. Die Gefechte dauerten am Montag an - unter anderem in der Region Bakuba, 60 Kilometer vor den Toren Bagdads. Auch am Bagdader Flughafen gab es Gefechte. Nach ersten Erfolgen drängten die irakischen Kurden auf eine Erweiterung ihres Autonomiegebiets.
    Gespräche zwischen USA und Iran
    Unterdessen haben sich erstmals Vertreter der USA und des Irans zu direkten Gesprächen über die Krise im Irak getroffen. Abgesandte hätten am Rande der Atomverhandlungen in Wien kurz über den Vormarsch der Islamistenmiliz Isis geredet, sagte ein hochrangiger Vertreter des US-Außenamtes in der Nacht auf Dienstag.
    Die USA sorgen sich um einen Zerfall des irakischen Staates und die Stabilität der Region. Auch der schiitische Iran befürchtet eine Machtübernahme im schiitisch regierten Bagdad durch die radikalen Sunniten der Isis. Präsident Hassan Ruhani hatte sich grundsätzlich offen für eine Zusammenarbeit mit den USA im Kampf gegen die Gruppe gezeigt.
    Washington sei bereit, sich sowohl mit Teheran als auch mit anderen Mächten in der Region über das Vorgehen gegen die Isis-Kämpfer abzustimmen, sagte der Vertreter des US-Außenamtes weiter. Eine militärische Zusammenarbeit mit der Islamischen Republik werde es aber nicht geben. Zuvor hatte Außenminister John Kerry noch dem Portal Yahoo erklärt, er würde "nichts ausschließen, was konstruktiv wäre."
    Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen, nannte es im Deutschlandfunk "das Gebot der Stunde", jetzt eine regionale Koalition oder Kooperation herbeizuführen. Hierbei könnten Deutschland und der Westen ihren Beitrag leisten, so der CDU-Politiker.
    Medienberichte: Siemens.Mitarbeiter aus Rebellengebiet ausgeflogen
    Wie "Spiegel Online" berichtete, wurden 50 ausländische Mitarbeiter der Firma Siemens aus einem von Isis-Kämpfern kontrollierten Gebiet evakuiert, unter ihnen acht Deutsche. Irakische Militärhubschrauber und ein von Siemens gechartertes Flugzeug flogen die Gruppe von Sonntagmittag an aus der Gefahrenzone rund 200 Kilometer nördlich von Bagdad. Die Techniker führten dort an einem Kraftwerk Modernisierungsarbeiten durch. Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte dem Internetportal demnach am späten Montagabend, dass nunmehr alle Deutschen sicher in Bagdad und dem nordirakischen Erbil angekommen seien.