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Irak
US-Bericht steigert Zuversicht

Die Lage der Jesiden in den Sindschar-Bergen hat sich laut den USA verbessert, eine Rettungsaktion sei nicht mehr notwendig. Den Berichten von Flüchtlingen und Beobachtern widerspricht diese Darstellung allerdings. Martin Zagatta über die Lage in der Region.

Von Martin Zagatta |
    Zahlreiche Menschen stehen um zwei große Töpfe, aus denen Essen ausgegeben wird.
    Jesidische Flüchtlinge aus dem Nordirak werden in der kurdischen Stadt Dohuk versorgt. (AFP / Safin Hamed)
    Offizielle Stellungnahmen aus Bagdad oder von den Kurden gibt es noch nicht. Aber die Aussagen in Washington, dass sich weit weniger Flüchtlinge in den Sindschar-Bergen aufhalten als bisher angenommen, dürften im Nordirak für Erstaunen sorgen, wenn nicht gar für Unglauben. Vor allem die Angaben, dass die noch von den Islamisten eingeschlossenen Menschen in relativ guter Verfassung sein sollen. Zumindest das widerspricht den Aussagen von Jesiden, denen in den zurückliegenden Tagen erst die Flucht gelungen ist, und die berichten: Kinder und ältere Menschen seien in der sengenden Sonne völlig ausgezehrt und dem Tod nahe.
    "So viele Kinder sind gestorben, so viele ältere Menschen. Wir haben es mit Ach und Krach geschafft, einen alten Mann mitzunehmen und ihm bis hierher zu helfen", so ein Jeside, dem es mit Hilfe kurdischer Milizen gelungen ist, sich bis zur nahegelegenen syrischen Grenze durchzuschlagen.
    Die kurdischen Peshmerga-Truppen werden heute wohl versuchen, mit eigenen Hubschrauberflügen herauszufinden wie viele Flüchtlinge tatsächlich noch in dem Bergzug ausharren. Deren Zahl war von der UNO zuletzt noch mit 20.000 bis 30.000 angeben worden.
    Die Zuversicht steigt
    Sollte es stimmen, dass die Rettungsaktionen der kurdischen Truppen so erfolgreich waren, wie nun in den USA behauptet wird, dürfte das die Zuversicht erheblich steigern, der Terrororganisation islamischer Staat nun doch die Stirn bieten zu können. In Erbil jedenfalls, der Hauptstadt der irakischen Kurden, haben Hunderte gestern schon gefeiert, dass es gelungen ist, die strategisch wichtige Stadt Makhmur südlich von Mossul zurückzuerobern
    "Der Islamische Staat hat verloren, der Feind hat verloren und die Peshmerga und Kurdistan haben gewonnen", so ein Mann im Überschwang. Doch davon kann wohl noch keine Rede sein. Denn während die Kurden einige Städte und Dörfer zurückerobert haben, sind die Islamisten an anderer Stelle vorgerückt. Und sie haben nach wie vor den Mossul-Staudamm, den größten Staudamm des Landes unter ihrer Kontrolle.
    Die Kampfflieger der USA haben unterdessen weitere Angriffe geflogen. Dabei soll es jetzt allerdings auch erste zivile Opfer gegeben haben. Nahe der Stadt Kirkuk - so berichten kurdische Medien - wurden drei Mitglieder einer Familie getötet, darunter ein fünfjähriger Junge.