Zusätzlich zu den etwa 250 bisherigen amerikanischen Militärberatern sind jetzt weitere 130 in den Irak verlegt worden, wie es aus dem US-Verteidigungsministerium hieß. Sie sind bereits in Erbil eingetroffen. Die Militärberater sollen Wege sondieren, wie man den jesidischen Flüchtlingen auf dem Berg Sindschar helfen kann.
Der ehemalige NATO-Oberkommandierende James Stavridis hält dies jedoch für zu wenig. Um der Terrormiliz ISIS möglichst schnell etwas entgegensetzen zu können, müsse man die Zahl amerikanischer Militärberater mindestens verdreifachen, meinte er gegenüber einer militärischen Fachzeitschrift.
Eine weitere Stimme, die die Debatte über den sogenannten "Mission Creep" befeuert. So bezeichnet man es, wenn ein militärischer Einsatz aufgrund tatsächlicher oder vermeintlicher Sachzwänge eine Eigendynamik bekommt.
"Luftangriffe werden ISIS kaum beeinträchtigen"
Klar ist, wo die Obama-Administration die Grenze zieht. Einen Einsatz von amerikanischen Bodentruppen werde es nicht geben, so betonte Außenminister Kerry gestern noch einmal. Aber:
"Die USA stünden natürlich bereit, eine neue, breit aufgestellte irakische Regierung voll zu unterstützen, besonders im Kampf gegen die ISIS-Miliz", so John Kerry.
Wie weit aber muss diese Unterstützung gehen, damit sie auch wirksam wird? In ihrem jetzigen Ausmaß seien die Luftangriffe nicht geeignet, die Terrormiliz zurückzudrängen oder gar zu schlagen, dies musste auch Pentagon-Sprecher Mayville zugeben.
"Diese Luftangriffe werden die militärischen Fähigkeiten der ISIS im Irak und in Syrien wahrscheinlich kaum beeinträchtigen."
Seitdem Präsident Obama am Donnerstag letzter Woche Luftschläge angekündigt hat, ist die militärische Unterstützung bereits mehrfach ausgeweitet worden. Sowohl die irakische Regierung in Bagdad als auch die Kurden bekommen direkte Waffenlieferungen.
Der Einsatz amerikanischer Bodentruppen wäre nach dem verlustreichen Irak-Krieg in den USA politisch nicht vermittelbar. Experten halten allerdings zumindest eine Ausweitung der Luftangriffe für nötig, um der irakischen Armee und den kurdischen Peschmerga Luft für ihre Operationen am Boden zu verschaffen.
"Nicht nur ein amerikanisches Problem"
Der Politikwissenschaftler Stephen Biddle arbeitet beim Council on Foreign Relations, einer Forschungseinrichtung. Er rät dazu, die internationale Gemeinschaft und die Nachbarn des Iraks stärker einzubeziehen:
"Das ist nicht nur ein amerikanisches Problem. Das ist ein regionales und internationales Problem. Die Kämpfer aus anderen Ländern werden wieder nach Indonesien, Tschetschenien, Westeuropa oder in die USA zurückkehren. Was ich nicht verstehe, ist, warum wir nicht die Vereinten Nationen einbeziehen. Oder warum wir nicht die sunnitischen Nachbarstaaten in die Verantwortung nehmen. Wir sollten das nicht ganz alleine stemmen."
Das setzt aber in der Tat voraus, dass es eine handlungsfähige Regierung in Bagdad gibt. Die Nachbarn des Irak wären angesichts der Bedrohung durch die Terrormiliz ISIS wahrscheinlich nur allzubereit, mit den USA zusammen zu arbeiten.