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Iran 1979
Ein autoritäres Regime folgte dem nächsten

Vor 40 Jahren, im Januar 1979, begann im Iran der Umsturz, der als Islamische Revolution in die Geschichte einging. Ajatollah Ruhollah Chomeini und seine islamistische Bewegung kämpften sich an die Macht. Sie vertrieben den Schah - und veränderten die Welt.

Von Christian Röther |
    Demonstranten feiern in Teheran am 17. Januar 1979 die Flucht des Schahs nach Ägypten
    Demonstranten feiern in Teheran am 17. Januar 1979 die Flucht des Schahs nach Ägypten (imago stock&people)
    Er werde die Regierung stürzen, verkündet Ruhollah Chomeini seinen begeisterten Anhängern. Am 1. Februar 1979 kehrt der schiitische Geistliche aus dem Exil zurück in den Iran. Genau zwei Monate später ruft er die Islamische Republik aus. Die seit Jahren schwelende Revolution hatte über das Schah-Regime gesiegt – mit Auswirkungen weit über den Iran hinaus.
    "Die Islamische Revolution im Iran hatte einen enormen Einfluss auf die islamisch geprägte Welt, und zwar nicht nur auf die schiitische geprägte Welt, sondern auch auf die Sunniten", erklärt die Ethnologin Susanne Schröter, Direktorin des "Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam".
    Sunniten und Schiiten, die beiden großen Strömungen des Islams, sie stehen sich oft ablehnend gegenüber, teils als Todfeinde. Doch der schiitische Erfolg im Iran macht den Jahrhunderte alten Konflikt für den Moment vergessen,
    Sieg über verhasste Diktatoren
    Schröter: "Zum ersten Mal war es gelungen, einen autokratischen Herrscher, den Schah, der mit Hilfe und massiver Unterstützung des Westens an der Macht war, zu stürzen. Selbst in sunnitischen Ländern haben Aktivisten Bezug genommen auf den Iran, obwohl das natürlich auch in gewisser Weise problematisch war, sich mit Schiiten so gemein zu machen."
    Auch in vielen sunnitisch geprägten Ländern herrschen damals autoritäre Regime, die vom Westen unterstützt werden. Sie sind nicht nur undemokratisch, sondern in den Augen vieler auch unislamisch. Und sie unterdrücken die islamistischen Bewegungen, die es damals in vielen Staaten gibt. Doch die erfolgreiche Revolution im Iran nährt die Hoffnungen der Islamisten, dass auch sie die verhassten Diktatoren besiegen können.
    "Das galt als Ermutigung für religiöse Aktivisten, mit einer religiösen Agenda einen politischen Kampf zu führen. Weil man gesagt hat: Im Iran hat das doch funktioniert. Und die Parole, die da weltweit dann kursiert ist, war: ,Der Islam ist die Lösung.'"
    Die Revolution im Iran ist gewissermaßen die Geburtsstunde des politischen Islams, wie wir ihn bis heute kennen.
    Schröter: "Selbst heute sieht man in vielen islamischen Ländern politische Funktionäre, die immer wieder auch sagen: Ja, im Iran, obwohl das Schiiten sind, da hat etwas geklappt, was wir auch wollen."
    Allerdings ist keine der islamistischen Bewegungen, die sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten auch am Vorbild Iran orientieren, so erfolgreich wie die dortige Revolution. Die Taliban herrschen einige Jahre über Afghanistan, die Hamas bis heute über den Gaza-Streifen. Die Muslimbrüder kommen in Ägypten demokratisch an die Macht – aber werden vom Militär wieder weggeputscht. Auch der selbsternannte Islamische Staat hat den Zenit seiner Macht bereits überschritten. Eine religiöse Ideologie alleine reicht offenbar nicht aus, um die politische Macht dauerhaft zu erringen. Doch gerade das hätten Islamisten in der ganzen islamischen Welt geglaubt, erklärt Susanne Schröter, nach dem Motto:
    "Mit Gottes Hilfe und mit Frömmigkeit wird es gelingen, die gesamte Welt zu ändern. Da können wir den Westen zurückdrängen. Und der Iran hat uns das gezeigt, wie wir das machen. Also in völliger Verkennung der Tatsachen, dass es ja wirklich eine breite, auch säkulare Bewegung war, ist es so angekommen. Das war die iranische Propaganda von Anfang an, dass eben die islamischen Massen mit dem Koran in der Hand und Gott im Rücken den Schah gestürzt haben."
    Säkulare werden getötet
    Tatsächlich sind an der Revolution im Iran auch andere politische Strömungen beteiligt: Säkulare, Nationalisten, Linke. Gemeinsam schaffen sie es, den Schah zu vertreiben. Das unterscheidet die Revolution im Iran von vielen anderen islamistischen Bewegungen, die zumeist auf sich allein gestellt waren, ohne Verbündete aus anderen politischen Lagern. Auch im Iran hält das Zweckbündnis nicht lange: Viele Linke und Säkulare müssen fliehen oder werden getötet, als Chomeini und seine Anhänger die Macht übernehmen – und die Revolution zu einer islamischen erklären.
    (Sprechchöre von 1979: Allahu akbar, Chomeini akbar)
    Die Revolution im Iran hatte nicht nur auf die islamische Welt großen Einfluss, sondern auch auf den Westen – denn viele linke Oppositionelle waren aus dem Ausland gekommen, um sich an der Revolution zu beteiligen, erklärt Susanne Schröter, Direktorin des "Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam":
    "Deutsche, Engländer, Franzosen die in den Iran gegangen sind während der Revolution, und dann, nach sehr kurzer Zeit, gerade noch rausgekommen sind, muss man tatsächlich sagen, und entsetzt waren."
    Viele im Westen hatten auf eine demokratische und/oder sozialistische Wende im Iran gehofft. Stattdessen folgt auf ein autoritäres Regime das nächste.
    Schröter: "Und über die Linke hinaus glaube ich, dass diese Islamische Revolution für viele Politiker auch ein Schock war, weil sie niemals damit gerechnet haben, dass so etwas passieren kann. Der Islam, das war kein Thema."
    Seit 1979 ist der politische Islam ein Thema – eines, das die Welt seitdem nicht mehr loslässt.