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Iran-Besuch von Erdogan
Viele Streitigkeiten und eine Hoffnung

Noch am Wochenende befürwortete der türkische Präsident Erdogan die Militärintervention im Jemen gegen die vom Iran unterstützte Schiiten-Miliz der Huthis. Es ist nicht der einzige Dissens zwischen Istanbul und Teheran. Nun besucht Erdogan den Iran. Willkommen ist er eigentlich nur aus einem Grund.

Von Reinhard Baumgarten, ARD-Hörfunkstudio Istanbul |
    Irans Präsident Hassan Ruhani und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Anfang 2014,
    Irans Präsident Hassan Ruhani und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Anfang 2014 - das Verhältnis der beiden ist seitdem nicht besser geworden. (picture alliance/dpa/Abedin Taherkenareh)
    "Die Grenze zwischen der Türkei und dem Iran ist die älteste Grenze der Welt. Sie verläuft seit Jahrhunderten unverändert", stellt der Publizist Ümit Kıvanç fest. Gut 500 Kilometer ist diese Grenze lang. Festgelegt wurde sie im Vertrag von Kasr-e Shirin vor 375 Jahren. Damals wurde der bittere Konkurrenzkampf zwischen den iranischen Safawiden und dem Osmanischen Reich beigelegt. Ein Konkurrenzkampf, der in unseren Tagen wiederbelebt werden könnte.
    Der Iran versuche, die gesamte Region zu beherrschen, wetterte unlängst der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan: "Sie bereiten sich darauf vor. Kann man das zulassen? Das ärgert Saudi-Arabien und die Golfstaaten. Das ist nicht hinnehmbar, und der Iran muss das einsehen."
    Erdogan hat sich in den vergangenen Monaten wiederholt verbal auf den Iran eingeschossen. Salopp formuliert lässt sich sagen: Erdogan ist von der iranischen Politik ziemlich angefressen: "Der Iran muss seine Haltung ändern. Er sollte all seine Kräfte aus dem Jemen, aus Syrien und dem Irak abziehen. Der Iran sollte die territoriale Einheit dieser Länder respektieren."
    Der Publizist Kıvanç kann den Ärger seines Staatspräsidenten nachvollziehen. Er erklärt: "Der Iran ist in Syrien und im Irak viel effektiver, viel erfolgreicher als die Türkei. Der Iran hat viel nachhaltigere Schritte unternommen. Wenn das so weitergeht, wird der Irak bald komplett vom Iran regiert. Die Türkei konnte so etwas nicht erreichen - deswegen dieser Zorn."
    Der Iran stützt in Syrien Präsident Bashar al-Assad. Die Türkei betreibt dessen Sturz. Teheran bekämpft mittels schiitischen Milizen im Irak die Terrormiliz "Islamischer Staat". Ankara steht im Verdacht, deren Extremisten gewähren zu lassen.
    Und nun der Konflikt im Jemen. Der schiitische Iran stehe auf der Seite der Huthi-Rebellen, so Präsident Erdogan: "Es ist fast zu einem Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten geworden. Wir wollen keinen konfessionellen Konflikt. Jemen steuert auf eine Spaltung zu."
    Die Huthis im Jemen sind mehrheitlich Zaiditen - sogenannte Fünfer-Schiiten. Konfessionell betrachtet stehen sie den Sunniten deutlich näher als den Zwölfer-Schiiten Irans. Teheran benutzt die Huthis, um Druck auf Saudi-Arabien auszuüben.
    Erdogan hat sich auf die Seite der Saudis geschlagen und bastelt gemeinsam mit dem wahabitischen Königreich an einer sunnitischen Front gegen den schiitischen Iran. 65 Abgeordnete des iranischen Parlaments haben deshalb gefordert, Erdogans Besuch abzusagen.
    Ankaras Präsidialamtssprecher Ibrahim Kalın mahnt zur Gelassenheit. Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern beläuft sich auf rund 13 Milliarden Dollar, Tendenz steigend. "Die Lockerung der Wirtschaftssanktionen (nach dem Atomdeal, Anm. d. Red.) werden zweifellos positive Auswirkungen auf die Türkei haben. Das hoffen wir jedenfalls", betont Kahn.
    Der Iran hofft das auch. Beide Länder haben noch vor Kurzem die Verdopplung ihres Handelsvolumens bis Ende des laufenden Jahres angepeilt. Aber das war vor dem Siegeszug der Huthis im Jemen.