Wie viel Widerstand gegen das System, wie viel aus der aktuellen Bewegung kommt aus dem Sport? Der iranische Sport habe zweifelsohne einen großen Anteil an der Demokratiebewegung, bestätigte Farid Ashrafian, deutscher Journalist mit iranischen Wurzeln, im Dlf. "Durch den Sport wird oftmals der Unmut der Menschen kanalisiert, der in allen weiteren Bereichen der Gesellschaft unterdrückt bzw. keine Reflektion findet."
In iranischen Stadien, sei es beim Fußball oder bei anderen Sportarten, verlangten die Menschen zunehmend nach Gleichberechtigung und Grundrechten. Diese würden nach nahezu vier Jahrzehnten in der Islamischen Republik Iran nicht den internationalen Maßstäben entsprechen. Man versuche auf allen Ebenen, den Wunsch nach Gleichberechtigung durch den Sport zum Ausdruck zu bringen.
Kaum Veränderungen unter Präsident Rohani
Unter Präsident Rohani habe sich für die Iraner bisher nicht viel geändert. "Man hat sich sehr sehr viel erhofft, aber die Bilanz ist ernüchternd, was die Demokratiebemühungen im Sport anbelangt." Frauen dürften nach wie vor keine Stadien besuchen, iranische Sportlerinnen müssten sich auch auf internationaler Ebene weiterhin an strenge Kleidervorschriften halten.
Zahlreiche iranische Sportvereine seien unter der Führung des Staates und der Revolutionsgardisten organisiert. Man wolle den Sport auf diese Weise kontrollieren und Strömungen oder Bewegungen unterbinden. Die Situation habe sich nach der Qualifikation der Fußballnationalmannschaft für die WM im Jahre 1997 verschärft. "Damals gingen Hunderttausende auf die Straße und feierten diesen nationalen Stolz. Das kam relativ überraschend für den Staat – ab diesem Moment hat der Staat den Hebel umgelegt und sämtliche Sportaktivitäten in die Organisationseinheit der Revolutionsgardisten verlagert, damit alles kontrollierbar bleibt."
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