Nach dem Tod der Kurdin Mahsa Amini nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei im Iran protestieren Tausende im Land gegen das iranische Herrschaftssystem und die systematische Unterdrückung von Frauen.
Daraufhin hat es auch in deutschen Fußballstadien Solidaritätsbekundungen gegeben. "Es freut zu sehen, dass diese Menschen nicht vergessen werden, dass auch auf der anderen Seite der Welt an diese Menschen gedacht wird und an ihre Kämpfe. Das ist enorm wichtig in diesen schwierigen Zeiten", sagte Shoan Vaisi im Deutschlandfunk. Vaisi ist ehemaliger Ringer und ist vor zehn Jahren selbst aus dem Iran geflohen. Heute arbeitet er für die Linkspartei in Nordrhein-Westfalen.
Nationalmannschaft trägt schwarze Jacken
Unter der Woche sorgte das iranische Fußball-Nationalteam der Männer für Aufsehen, als sie in schwarzen Jacken während der Nationalhymne auf dem Rasen standen. Sardar Azmoun von Bayer Leverkusen solidarisierte sich bei Instagram deutlich in einem später gelöschten Post.
Das sei nicht ungefährlich, sagte Vaisi: "Wer das Regime im Iran kritisiert oder sich mit den Demonstranten solidarisiert kann damit rechnen, festgenommen zu werden." So wie der ehemalige Fußball-Nationalspieler Hossein Mahini. "Er wurde festgenommen und nun fordern auch die iranischen Nationalspieler seine Freilassung. Das heißt, es ist damit zu rechnen, dass weitere Fußballspieler vom Regime abgeholt oder festgenommen werden." Das Regime versuche gerade jede kritische Stimme zu verbieten, so Vaisi. "Und Fußballspieler sind keine Ausnahme."
Laut Vaisi gebe es auch Bericht, dass sich in der Nationalmannschaft - kurz vor der WM - zwei Lager gebildet hätten. Ein Lager wolle sich mit den Protesten solidarisieren, das andere wolle sich auf den Fußball konzentrieren. Dafür habe es Kritik gegeben. "Es gibt sehr viele Fußballfans, die mit der Nationalmannschaft nichts zu tun haben wollen, weil die in dieser schwierigen Zeit einfach geschwiegen haben."
WM-Ausschluss "keine gute Idee"
Die Frauenrechtsorganisation "Open Stadiums" hat nun sogar den Ausschluss der iranischen Nationalmannschaft von der Weltmeisterschaft gefordert. "Keine gute Idee", sagte Vaisi. "Eine bessere Idee wäre, wenn die Nationalmannschaft sich auf so einer großen Bühne mit den Menschen im Iran solidarisieren. Das bringt viel mehr Druck, als wenn die ganze Mannschaft ausgeschlossen werden. Das würde sich das Regime eher zunutze machen."
Sport generell sei im Iran sehr politisch, sagte Vaisi. Das Regime setzt Sportlerinnen und Sportler unter Druck und versucht sie aufgrund von hohen Reichweiten in den sozialen Medien an die Seite des Regimes zu bringen. "Alles ist politisch im Iran. Sport ist auch politisch und wird natürlich auch missbraucht." Sportlerinnen und Sportler hätten eine besondere Rolle. Stellen sie sich auf die Seite des Volkes würden sie wertgeschätzt. "Es gibt natürlich auch einige Sportler, die sich komplett der Propaganda des Regimes angeschlossen haben. Und die werden in der Mehrheit der Bevölkerung verachtet."