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Proteste im Iran
"Von der Sportwelt massiv unterstützt"

Im Iran protestieren Tausende nach dem Tod einer jungen Frau in Polizeigewahrsam. Auch bekannte Sportler spielten dabei eine Rolle, erklärt Farid Ashrafian, der für die Deutsche Welle als Sportjournalist über den Iran berichtet. Besonders Ex-Bundesligaspieler Ali Karimi sei ein wichtiger Faktor.

Farid Ashrafian im Gespräch mit Raphael Späth |
Demonstranten blockieren eine Straße in Teheran, Rachwolken sind zu sehen
Demonstranten blockieren eine Straße in Teheran, Rachwolken sind zu sehen (picture alliance / AA / Stringer)
Im Iran gehen tausende Menschen auf die Straße. Sie demonstrieren gegen den Tod von Mahsa Amini, die von der Sittenpolizei festgenommen wurde und in Polizeigewahrsam ums Leben kam. Fast stündlich überschlagen sich die Ereignisse, Aktivisten sprechen von 50 Todesopfern und hunderten Festnahmen im Zuge der Proteste.
Farid Ashrafian beschäftigt sich als Sportjournalist für die Deutsche Welle schon lange mit der Situation im Iran. Vor allem der Fußball ist ein prägender Bestandteil des Lebens dort. Ashrafian sagt:
"Die Freiheitsbewegung, die aktuell auf den Straßen von vielen, vielen iranischen Städten zu beobachten ist, wird von der Sportwelt des Iran massiv und breitgefächert unterstützt."

Nationalmannschaft sendet Zeichen der Solidarität mit Demonstrierenden

Besonders hervorstechend: Ali Karimi, der zwischen 2005 und 2010 auch für Bayern München und Schalke 04 in der Bundesliga spielte: Er poste in sozialen Netzwerken nahezu minütlich Videos von den Protesten, in denen vor allem die Brutalität der Staatsmacht deutlich werde.
Doch auch die aktuellen iranischen Topspieler sind beteiligt, wenn auch deutlich zurückhaltender: Bei einem Testspiel der Nationalmannschaft gegen Uruguay, das in Österreich stattfand, durften auf Druck des iranischen Verbands keine iranischen Fans ins Stadion kommen. Die Sorge dahinter: Fans könnten ihrem Unmut gegenüber dem iranischen Staat mit Gesängen oder Bannern Luft machen.
Die Nationalspieler, die sich bis dahin sehr zurückgehalten hatten, färbten im Anschluss an das Spiel geschlossen ihre Instagram-Profilbilder schwarz. Ein eindeutiges Zeichen der Solidarität mit der demonstrierenden Bevölkerung, sagt Ashrafian.

"IOC wird sich klar positionieren müssen"

In der internationalen Sportwelt sei nun Druck wie durch die neuerlichen Sanktionen der USA gegen den iranischen Staat sinnvoll - auch für FIFA und IOC. Nur auf Druck reagiere das Regime in Teheran. Als Beispiel: Frauen hätten nur wegen des Drucks der FIFA eingeschränkten Zugang zu Stadien, auch wenn der eher vorgeschoben als durchgängig gewährleistet sei.
Ashrafian sagt, das IOC müsse den Iran nun verstärkt unter Druck setzen, Menschenrechte zu respektieren. Der Verband müsse iranische Mannschaften komplett auszuschließen, wenn Sportler:innen bei internationalen Wettbewerben nicht gegen israelische Sportler:innen antreten, wie es der iranische Staat seit vielen Jahren vorgibt:
„Auf den großen internationalen Druck hin, gehe ich davon aus, dass das IOC kurz-, mittel- oder langfristig nicht darum herumkommen wird, auch hierbei sich klar zu positionieren und die nicht aufhörenden Diskriminierungen, die seitens des iranischen Regimes auch im Bereich des Sports zu sehen sind, zu unterbinden.“