Die Motion Invest Arena im Wiener Vorort Maria Enzersdorf. Vor dem kleinen Stadion haben sich etwa 50 Iraner versammelt mit Lautsprecherboxen. Sie tragen T-Shirts und halten in den Händen Plakate mit dem Bild der getöteten Mahsa Amini. Sie skandieren auf persisch und auf deutsch: "Mullahs sind Terroristen, Mullahs sind Faschisten. Mord, Terror, Hinrichtung, islamische Regierung."
Viele Versuche - aber keine Eintrittskarte
Die Demonstranten wollten eigentlich auch ins Stadion zum Spiel Iran gegen Senegal, erzählen Hamed Ibrahimi und Schadi Khaghani. Beide sind vor 13 Jahren im Zuge der grünen Bewegung aus dem Iran geflohen und leben jetzt in Wien sie sagen, dass sie keine Tickets bekommen haben.
"Wir haben viel versucht, Mails, Anrufe – aber wir haben keine Antwort bekommen", sagt Ibrahimi. Khaghani sagt: "Es wurden nur 100 Tickets an den Botschafter geschickt und die normalen Iraner dürfen nicht reingehen, weil es ist natürlich so, dass wir demonstrieren werden." Aber immerhin seien sie hier vor dem Stadion laut hörbar, um auf den Tod von Mahsa Amini aufmerksam zu machen.
"Es ist eine 22-jährige junge Frau auf einer Reise in Teheran. Die Sittenpolizei hat sie getötet", sagt Ibrahimi. Khaghani fügt hinzu: "Es werden fast jedes Jahr Leute umgebracht, weil die das Kopftuch nicht richtig tragen. Es ist jetzt zu einem Symbol geworden, weil sie vor einer Woche gestorben ist. Sei war in Teheran, um Urlaub zu machen."
Spiel vor fast leeren Rängen
Das Spiel wird angepfiffen vor nahezu leeren Rängen, nur vereinzelte Zuschauer, darunter ein paar Senegalfans, wurden reingelassen. Die iranischen Demonstranten versammeln sich vor dem Stadionzaun und beginnen zu schreien. "Ihr habt keine Ehre" - rufen sie den Spielern zu.
"Schauen Sie, meine Hände zittern. Ich weiß nicht, wie ich meine Gefühle ausrücken soll. Ich kann verstehen, dass die Spieler Angst haben, weil sie auch im Iran leben und Familie dort haben. Aber es gibt auch viele Fußballspieler, die den Rücktritt bekanntgegeben haben", sagt Khaghani.
Einige Spieler zeigen Mut und Courage
Doch es gab auch einige noch aktuelle Spieler, die die Proteste unterstützt haben. Vahid Amiri von Persepolis Teheran und Sardar Azmoun von Bayer Leverkusen hatten sich kritisch auf Instagram geäußert. Azmoun färbte sein Titelbild schwarz. Er schrieb "ich kann es nicht länger ertragen". Es sei für ihn die größte Strafe, wenn er aus dem Nationalteam geworfen werde, aber das sei ein kleiner Preis, im Vergleich zu jeder einzelnen Strähne des Haars iranischer Frauen, so Asmoun.
"Schande über Euch ihre tötet leichtfertig, Lang leben die iranischen Frauen", schrieb Amiri. Das ist mittlerweile gelöscht. Sein Instagram-Account mit knapp 5 Millionen Followern ist gesperrt. Offenbar war der Druck auf den Spieler groß. Das iranische Regime kann politischen Ärger auf der ganz großen Bühne nicht gebrauchen. Die WM in Katar beginnt in knapp zwei Monaten.