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Iran
Trauer und Hass nach Tötung von Al-Kuds-General

Der Iran ist geschockt von der Tötung des Kommandeurs der Al-Kuds Brigaden, einer Eliteeinheit der Revolutionsgarden. Das zeigten nicht nur Demonstrationen in mehreren Städten des Landes, sondern auch die Tränen eines Sprechers der Revolutionsgarden im staatlichen Fernsehen.

Von Karin Senz |
    03.01.2020, Irak, Bagdad: Teilnehmerin einer Demonstration während eines Protestes gegen einen US-Luftangriff im Irak, bei dem der iranische General Soleimani getötet wurde
    Kaum einer hatte wohl mit so einem massiven Schritt der USA gerechnet. Im Bild: Teilnehmerin einer Demonstration am 3.1.2020 in Bagdad, Irak. (picture alliance / dpa / Ameer Al Mohmmedaw)
    In der Nacht haben die USA den hochrangigen iranischen General Soleimani im Irak getötet. Der Oberste Führer des Iran hat drei Tage Staatstrauer ausgerufen. Hunderttausende seien im Rahmen des Freitagsgebets im ganzen Land auf die Straßen gegangen. Trauer vermischte sich mit Wut und Hass. Wie eine militärische Reaktion Teherans aussehen könnte, ist noch unklar.
    Es ist ein Bild, das wir von iranischen Generalen kaum kennen. Der Sprecher der Revolutionsgarden gibt im staatlichen Fernsehen ein Interview und bricht dabei in Tränen aus. Der Moderator muss ihn trösten. Es zeigt, der Iran ist geschockt von der Tötung des Kommandeurs der Al-Kuds Brigaden, einer Eliteeinheit der Revolutionsgarden. Hunderttausende sollen heute in mehreren Städten des Iran auf die Straße gegangen sein.
    Gefahr der Eskalation zwischen den USA und dem Iran
    Die Menschen tragen große Fotos von Solemiani mit sich. Im Rahmen der Freitagsgebete gibt es Kundgebungen. Dabei schlägt die Trauer auch in Hass um, Hass auf die USA und Israel:
    "Nieder mit den USA, nieder mit Israel steht auf den Plakaten!"
    "Ich glaube, das wird die Menschen im Iran und Irak noch mehr zusammenschweißen. Und Amerika wird mehr gehasst werden, denn je. Man wird den USA gegenüber wachsamer sein denn je, und ihnen vereint entgegentreten", meint dieser Teheraner gegenüber dem ARD-Mitarbeiter vor Ort.
    Kaum einer hatte wohl mit so einem massiven Schritt der USA gerechnet. Die Gefahr, dass der Konflikt zwischen Washington und Teheran eskalieren könnte, ist groß, sagen nicht nur Experten. Dieser Iraner zeigt sich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters fassungslos:
    "Wie dumm muss man sein, um sowas zu machen. Ich glaube, im Nahen Osten ist der Iran ein Stabilitätsfaktor. Und einer, der darauf starken Einfluss hatte, war Quassem Soleimani"
    Außenminister Mohammad Dschwawaad Zarif ist einer der ersten, er am Morgen mit einem Tweet reagiert und von einer dummen Eskalation schreibt. Später lobt auch er die Verdienste Soleimanis und auch des irakischen getöteten Milizenführers:
    "Beide spielten eine wichtige Rolle im Kampf der Menschen im Irak und in Syrien gegen die Terrormiliz IS. Vielleicht spiegelt die Tat der Amerikaner nur ihren Hass wieder."
    Außenminister Zarif spricht von Staatsterrorismus
    Auch Zarif warnt vor einer Eskalation. Er spricht von einer feigen Tat. Sie zeige die Verzweiflung der USA in ihrer Nahost-Politik:
    "Das Vorgehen der USA hat zweifellos das Potenzial von Staatsterrorismus. Die Souveränität des Irak wird verletzt, Man hat die getötet, die ihr ganzes Leben dem Kampf gegen Unterdrückung und Unglauben gewidmet haben."
    An einen richtigen Krieg zwischen den beiden Ländern will kaum einer so recht denken:
    "Ich glaube nicht, dass es Krieg geben wird. Das wird nicht passieren. Unser Führer ist Politiker. Er kann mit sowas umgehen und wird die beste Entscheidung treffen."
    Iran droht mit Vergeltung
    Mäßigende Worte sind heute im Iran so gut wie nicht zu hören. Im Gegenteil. Der iranische schiitische Geistliche Majtaba Zannouri sagt im Staatsfernsehen:
    "Sie wissen, dass das Feuer, das Trump entfacht hat, auf die Amerikaner in der Region zielen wird."
    Eine Entscheidung des obersten nationalen Sicherheitsrats über Konsequenzen steht noch aus. Zannouri legt aber nach:
    "Wir werden ihr Verbrechen nicht unbeantwortet lassen und sie wo auch immer wir sie erreichen können, verfolgen, ob im Persischen Golf, in den Ländern dieser Region, im Golf von Oman, im Indischen Ozean oder auf den Wasserstraßen, die wir kontrollieren. Wir können 36 US-Stützpunkte in der Region erreichen. Wenn die USA es auf unsere Truppen in anderen Ländern abgesehen haben, ist es für uns noch einfacher die Amerikaner in der Region zu treffen."
    Die USA reagieren auf entsprechende Warnungen und rufen US-Bürger auf, den Irak zu verlassen. Internationale Politiker mahnen besonnen zu reagieren. Dieser Teheraner sagt Reuters:
    "Ich glaube, das wird nicht unbeantwortet bleiben, sondern zu schlimmen Zwischenfällen führen, unter denen die Menschen im Irak und anderen Ländern der Region leiden werden."