Blumenthal: Inwieweit das der nächste Schritt zu einer iranischen Atombombe ist, hat mein Kollege Frank Grotelüschen recherchiert. Herr Grotelüschen, wie stark muss man Uran eigentlich anreichern, um eine Nuklearwaffe bauen zu können?
Grotelüschen: Nun, Herr Blumenthal, diese Anreicherung von Uran ist der erste und wohl auch schwierigste Schritt beim Bau einer Atombombe. Denn Natururan, so wie man es in der Natur findet, ist überhaupt nicht waffenfähig. Es enthält nur etwa zu 0,7 Prozent das spaltfähige Uran-235. Aber für Reaktoruran und eben für nuklearen Sprengstoff muss die Uran-235-Konzentration durch Anreicherung erhöht werden. Für einen Atommeiler genügt eine Anreicherung auf etwa dreieinhalb Prozent Uran-235. Für Kernwaffen aber muss es hochangereichertes Uran sein mit einem Gehalt von bis zu 90 Prozent. Bislang produziert der Iran in seiner Anreicherungsanlage in Natans Uran mit einer schwachen Anreicherung von dreieinhalb Prozent, und zwar als Brennstoff für ein geplantes Atomkraftwerk. Seit gestern nun läuft in Natans die Anreicherung auf immerhin 20 Prozent, also deutlich mehr.
Blumenthal: Wie geschieht diese Anreicherung, was macht man da technisch?
Grotelüschen: Iran nutzt diese Zentrifugentechnologie, so heißt die. Dabei wird Urangas in Röhren gefüllt, die mit Zigtausend Umdrehungen pro Minute rotieren, und durch die enormen Fliehkräfte in der Zentrifuge sammelt sich das schwere, also das unbrauchbare Uran-238 im Äußeren, das Uran-235 bleibt weiter innen und kann dann abgetrennt werden. Nur um den Spaltstoff effektiv anzureichern, müssen Tausende von diesen Zentrifugen zu Kaskaden zusammengeschaltet werden. Im Prinzip gibt es da übrigens zwei verschiedene Betriebsarten: einen Standardmodus, bei dem die Zentrifugen niedrig angereichertes Uran für Atommeiler produzieren. Man kann die Zentrifugen aber auch so verschalten, dass sie gezielt Waffenuran erzeugen.
Blumenthal: Wie viele Zentrifugen besitzt der Iran heute, besser gefragt: Was weiß man, wie viele im Iran vorhanden sind, und woher stammen sie eigentlich?
Grotelüschen: Die Internationale Atomenergiebehörde IAEO veröffentlicht die Zahlen der Zentrifugen regelmäßig, und der aktuelle Stand ist dieser: In Natans laufen kapp 4600 Zentrifugen und die Atominspekteure haben weitere rund 370 Zentrifugen gesehen, die noch nicht installiert sind. Der Grundstock diese Zentrifugen stammt aus dem pakistanischen Atomprogramm. Ende der 80er-Jahre hatte Pakistan 164 Zentrifugen an den Iran geliefert. Daraus startete der Iran eine Eigenentwicklung und hat das pakistanische Patent sozusagen nachgebaut und auch verbessert.
Blumenthal: Der Iran beginnt jetzt mit einer Anreicherung auf 20 Prozent. Sie haben gesagt, 90 Prozent sind notwendig für eine Atomwaffe. Kann man das einfach so hochrechnen, 20 Prozent auf 90 Prozent, da muss man einfach mehr Zentrifugen einsetzen, oder kann man das hochskalieren oder gibt es mehr Probleme in dieser Differenz 20 zu 90 Prozent.
Grotelüschen: Das Problem ist im Prinzip, dass es relativ gesehen leicht ist, aus den 20 Prozent jetzt 90 zu machen. Also das Schwierige bei einer Urananreicherung für eine Kernwaffe ist der erste Schritt, also von dem Natururan erstmal zu Uran niedriger Anregung zu kommen. Da hat man nämlich einen enormen Materialdurchsatz und braucht sehr, sehr viele Zentrifugen. Und später, wenn man von einem schon etwas höher angereicherten Uran ausgeht, dann braucht man gar nicht mehr so viele Zentrifugen, weniger Aufwand und auch weniger Zeit. Und das ist eben durchaus das Gefährliche und deswegen will man verhindern, dass Iran sich wirklich einen Fundus an diesen zu 20 Prozent angereichertem Uran für den Forschungsreaktor anschafft. Weil da droht wirklich Waffenpotenzial.
Blumenthal: Es gab ganz kurz die Idee, dass der Westen und auch Russland angereichertes Uran in den Iran liefern. Dies ist abgewiesen worden vom Iran. Wäre es ein Ausweg gewesen?
Grotelüschen: Das wäre zumindest ein Fortschritt gewesen. Denn wenn man die fertigen Brennstäbe liefert, dann ist es relativ schwierige, dieses angereicherte Uran, das ja für einen Forschungsreaktor im Iran bestimmt ist, da irgendwie herauszulösen. Das ist dann wohl technisch schwierig, kaum zu machen. Aber darauf hat sich Iran erst mal nicht eingelassen und jetzt geht es wahrscheinlich in einen langwierigen Verhandlungspoker.
Grotelüschen: Nun, Herr Blumenthal, diese Anreicherung von Uran ist der erste und wohl auch schwierigste Schritt beim Bau einer Atombombe. Denn Natururan, so wie man es in der Natur findet, ist überhaupt nicht waffenfähig. Es enthält nur etwa zu 0,7 Prozent das spaltfähige Uran-235. Aber für Reaktoruran und eben für nuklearen Sprengstoff muss die Uran-235-Konzentration durch Anreicherung erhöht werden. Für einen Atommeiler genügt eine Anreicherung auf etwa dreieinhalb Prozent Uran-235. Für Kernwaffen aber muss es hochangereichertes Uran sein mit einem Gehalt von bis zu 90 Prozent. Bislang produziert der Iran in seiner Anreicherungsanlage in Natans Uran mit einer schwachen Anreicherung von dreieinhalb Prozent, und zwar als Brennstoff für ein geplantes Atomkraftwerk. Seit gestern nun läuft in Natans die Anreicherung auf immerhin 20 Prozent, also deutlich mehr.
Blumenthal: Wie geschieht diese Anreicherung, was macht man da technisch?
Grotelüschen: Iran nutzt diese Zentrifugentechnologie, so heißt die. Dabei wird Urangas in Röhren gefüllt, die mit Zigtausend Umdrehungen pro Minute rotieren, und durch die enormen Fliehkräfte in der Zentrifuge sammelt sich das schwere, also das unbrauchbare Uran-238 im Äußeren, das Uran-235 bleibt weiter innen und kann dann abgetrennt werden. Nur um den Spaltstoff effektiv anzureichern, müssen Tausende von diesen Zentrifugen zu Kaskaden zusammengeschaltet werden. Im Prinzip gibt es da übrigens zwei verschiedene Betriebsarten: einen Standardmodus, bei dem die Zentrifugen niedrig angereichertes Uran für Atommeiler produzieren. Man kann die Zentrifugen aber auch so verschalten, dass sie gezielt Waffenuran erzeugen.
Blumenthal: Wie viele Zentrifugen besitzt der Iran heute, besser gefragt: Was weiß man, wie viele im Iran vorhanden sind, und woher stammen sie eigentlich?
Grotelüschen: Die Internationale Atomenergiebehörde IAEO veröffentlicht die Zahlen der Zentrifugen regelmäßig, und der aktuelle Stand ist dieser: In Natans laufen kapp 4600 Zentrifugen und die Atominspekteure haben weitere rund 370 Zentrifugen gesehen, die noch nicht installiert sind. Der Grundstock diese Zentrifugen stammt aus dem pakistanischen Atomprogramm. Ende der 80er-Jahre hatte Pakistan 164 Zentrifugen an den Iran geliefert. Daraus startete der Iran eine Eigenentwicklung und hat das pakistanische Patent sozusagen nachgebaut und auch verbessert.
Blumenthal: Der Iran beginnt jetzt mit einer Anreicherung auf 20 Prozent. Sie haben gesagt, 90 Prozent sind notwendig für eine Atomwaffe. Kann man das einfach so hochrechnen, 20 Prozent auf 90 Prozent, da muss man einfach mehr Zentrifugen einsetzen, oder kann man das hochskalieren oder gibt es mehr Probleme in dieser Differenz 20 zu 90 Prozent.
Grotelüschen: Das Problem ist im Prinzip, dass es relativ gesehen leicht ist, aus den 20 Prozent jetzt 90 zu machen. Also das Schwierige bei einer Urananreicherung für eine Kernwaffe ist der erste Schritt, also von dem Natururan erstmal zu Uran niedriger Anregung zu kommen. Da hat man nämlich einen enormen Materialdurchsatz und braucht sehr, sehr viele Zentrifugen. Und später, wenn man von einem schon etwas höher angereicherten Uran ausgeht, dann braucht man gar nicht mehr so viele Zentrifugen, weniger Aufwand und auch weniger Zeit. Und das ist eben durchaus das Gefährliche und deswegen will man verhindern, dass Iran sich wirklich einen Fundus an diesen zu 20 Prozent angereichertem Uran für den Forschungsreaktor anschafft. Weil da droht wirklich Waffenpotenzial.
Blumenthal: Es gab ganz kurz die Idee, dass der Westen und auch Russland angereichertes Uran in den Iran liefern. Dies ist abgewiesen worden vom Iran. Wäre es ein Ausweg gewesen?
Grotelüschen: Das wäre zumindest ein Fortschritt gewesen. Denn wenn man die fertigen Brennstäbe liefert, dann ist es relativ schwierige, dieses angereicherte Uran, das ja für einen Forschungsreaktor im Iran bestimmt ist, da irgendwie herauszulösen. Das ist dann wohl technisch schwierig, kaum zu machen. Aber darauf hat sich Iran erst mal nicht eingelassen und jetzt geht es wahrscheinlich in einen langwierigen Verhandlungspoker.