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Irische Sinn Féin
Parteichef Gerry Adams verhaftet

42 Jahre nach dem Mord an einer zehnfachen Mutter ist Sinn Féin-Parteichef Gerry Adams festgenommen worden. Er soll die Tat angeordnet haben. Der 65-Jährige erklärte bei seiner Vernehmung, er sei freiwillig gekommen, habe mit der Sache aber nichts zu tun gehabt.

    Gerry Adams, Vorsitzender der Partei Sinn Féin
    Gerry Adams, Vorsitzender der Partei Sinn Féin (dpa / picture-alliance / Andy Rain)
    1972 war die 37-jährige Jean McConville in Nordirland entführt und getötet worden. Die IRA hatte die Tat bereits 1999 zugegeben, die Leiche der Frau wurde jedoch erst 2003 gefunden. Die genauen Hintergründe der Tat sind bis heute nicht aufgeklärt. Fest steht, dass die Untergrundorganisation McConville verdächtigt hatte, Informationen an die englische Armee weiter gegeben zu haben.
    Der Mordfall wurde nun neu aufgerollt. Entscheidende Hinweise kamen vom amerikanischen Boston College. In einem Interviewprojekt waren ehemalige Mitglieder der IRA befragt worden. Mehrere von ihnen sollen Gerry Adams in den Interviews beschuldigt haben, den Mord an Jean McConville angeordnet zu haben. Erst jetzt hatte ein amerikanisches Gericht entschieden, dass die Aufzeichnungen für die Ermittlungen der britischen Behörden frei gegeben werden müssen. Eigentlich sollten sie erst nach dem Tod der Befragten veröffentlicht werden.
    Gerry Adams soll zum Zeitpunkt der Tat zur Führung der IRA gehört haben. Seine Rolle in der Organisation ist jedoch umstritten. Er selbst hat eine Mitgliedschaft in der IRA mehrfach geleugnet. Er hatte jedoch für die Organisation an mehreren Verhandlungen mit der englischen Regierung teilgenommen und Waffelstillstände ausgehandelt. Seit 1983 ist Adams Vorsitzender der irischen Sinn-Féin-Partei. Die Partei gilt als politischer Arm der IRA. Die stellvertretende Vorsitzende von Sinn Féin, Mary Lou McDonald, sprach von einer politisch movierten Festnahme, um Adams und der Partei zu schaden.
    (akb/jcs/nin)