Das Gewerbegebiet im Südwesten Dublins kommt modern daher. Spiegelverglaste Fassaden an den mehrstöckigen Bürogebäuden, davor grüner Rasen und zwischendrin sogar ein kleiner Springbrunnen. Hier hat das deutsche Softwareunternehmen SAP seine Niederlassung. Vor dem Eingang steht ein irischer Polizist:
"2010 war Irland in der Rezession, aber das Land hat aufgeholt. Es gibt Zeichen, dafür dass es besser wird. Ich denke, die Leute schauen positiv in die Zukunft."
Der Polizist steht hier nicht ohne Grund, denn im SAP-Gebäude hinter ihm lässt sich gerade der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck rumführen. Drei Tage lang dauert der Staatsbesuch in Irland. Der Einladung dazu sei er gerne gefolgt, sagt Gauck:
"Auch weil ich das Gefühl hab', das größte Land der Europäischen Union sollte diesem etwas kleineren Land mal Respekt zollen für eine großartige Leistung der Krisenbewältigung. Dieses Land kann uns zeigen, dass Krisen zu bewältigen sind. Wenn eine Regierung klug gegensteuert. Das wir nicht träumen von einer Lösung der Krise, sondern das reale Gestaltungsschritte möglich waren."
Angesichts der harten Immobilien- und Bankenkrise waren die Iren 2010 als erstes Land unter den europäischen Rettungsschirm geschlüpft und hatten an die 67 Milliarden Euro an Krediten durch den Internationalen Währungsfonds und die Eurostaaten erhalten. Die Arbeitslosigkeit war auf mehr als 15 Prozent angestiegen. Dass es die irische Bevölkerung Opfer bringen musste, räumt auch der Michael Harris ein – Staatssekretär im irischen Finanzministerium:
"Es gab deutliche Einschnitte bei den öffentlichen Ausgaben, neue Steuern und Lasten, die Einführung einer Eigentumssteuer."
Mittlerweile ist die Arbeitslosigkeit in Irland auf unter 10 Prozent zurückgegangen. Zudem wuchs die Wirtschaft im vergangenen Jahr um fast 5 Prozent – so viel wie in keinem anderen Land der Eurozone.
Doch gleichzeitig plagen viele Haushalte in Irland bis heute hohe Schulden. Auch sind viele in der Krise vorgenommen Gehaltskürzungen bis heute in Kraft. Was kann Griechenland von Irland lernen?
"Die Situation der Griechen ist sehr schwierig und ich habe viel Mitgefühl mit ihnen. Aber die absolute Realität ist: Es gibt keine Abkürzungen, keinen einfachen Weg. Es braucht Strukturreformen. Und ich habe keine Zweifel, dass die Griechen diese Reformen machen werden.
Und der deutsche Bundespräsident?
Das sind zum Teil ganz unterschiedliche staatliche Strukturen. Wir könnten ja auch von der Mentalität der "Nord-Menschen" und der im Süden Europas lebenden sprechen, die ist auch unterschiedlich. Aber wenn Sie sich hier die Institutionen anschauen und sie mit denen in Griechenland den vorhandenen oder nicht vorhandenen vergleichen, dann sind die Voraussetzungen hier sicher besser."