"So langsam habe ich das Gefühl, dass ich das wirklich realisiere", sagt Laura Philipp eine Woche nach ihrem Sieg bei der Ironman-Weltmeisterschaft in Nizza. Der Sieg bei der WM sei der größtmögliche Erfolg für sie, sagt Philipp: "Er ist einfach ein Riesengeschenk oder das beste Geschenk und die beste Belohnung, die man eben den Menschen auch machen kann, die an einen geglaubt haben und vielleicht auch zu einem Zeitpunkt in mich investiert haben, mich unterstützt haben, als das ja nicht absehbar war, ob das überhaupt jemals klappt."
Ein wichtiger Faktor für Philipps Erfolg: Die Abstimmung des Trainings auf den Menstruationszyklus. Gemeinsam mit ihrem Trainer Philippp Seibts habe sie ihren Trainingsplan über die Jahre verändert: In der ersten Zyklushälfte fühle sie sich besser, regeneriere auch schneller. Dementsprechend stünden dann eher harte Trainingseinheiten an. Die zweite Zyklushälfte sei in Trainingsphasen eher für lockere, längere Einheiten vorgesehen.
Duch zyklusbasiertes Training "viel konstanter"
"Dadurch bin ich viel konstanter im Training geworden", erklärt Philipp, "was im Vergleich davor eben häufig war, dass ich Tage hatte, wo ich einfach immer wieder in Einheiten hatte: 'Ich kämpft gerade hier gegen mich. Das fühlt sich nicht richtig an.'"
Das Thema Zyklus wird aus Philipps Sicht noch viel zu wenig besprochen: "Gerade Ausdauersportarten, wo man so viel von dem Körper abverlangt, sind eben auch prädestiniert dafür, dass Frauen Probleme mit ihrem Zyklus bekommen."
Teilweise sei es als positives Signal bewertet worden, wenn die Periode ausblieb. Dabei sei es ein Warnzeichen: "Die Knochendichte geht runter, man wird einfach viel, viel verletzungsanfälliger. Und der Körper hat einem eigentlich schon signalisiert mit diesem Warnsignal: 'Hey. schau acht auf dich. Achte auf deinen Zyklus." Und das ist mit eins der wichtigsten Gesundheits-Zeichen."
Zyklus als "Riesengeschenk"
Philipp sieht aber klare Verbesserungen in der Wahrnehmung des Themas Menstruationszyklus. Sie selbst sieht es für sich als klar positiven Faktor: "Ich sage immer, so ein Stück weit eben als Superpower. Weil dieses Superpower-Gefühl oder dieses Leistungsfähigkeits-Gefühl, was ich zu manchem Zeitpunkten des Zyklus erlebe, glaube ich, hätte ich nicht, würde ich jetzt zum Beispiel die Pille nehmen und einfach mein Zyklus unterdrücken. Und da ist einfach der Zyklus für uns weibliche Athletinnen oder auch einfach Menschen eigentlich ein Riesengeschenk."
Mit Ironman gibt es im Triathlon seit Jahren eine bestimmende Veranstaltungsserie für die Top-Athleten und -Athletinnen - speziell auf der namensgebenden Langdistanz. Mit T100 gibt es seit diesem Jahr eine Konkurrenz-Serie, die von der Profi-Triathleten-Vereinigung PTO ausgerichtet wird. T100 ist nach der 100-Kilometer-Distanz benannt: 2 Kilometer Schwimmen, 80 Kilometer Rad fahren und 18 Kilometer laufen - also weiter als die olympische und kürzer als die Ironman-Distanz.
Frauen und Männer starten jeweils an einzelnen Tagen und bei nur 20 Teilnehmerinnen und 20 Teilnehmern gibt es elitäre Rennen ohne viel Verkehr auf der Strecke. "Ich muss sagen, ich finde die Entwicklung toll. Ich versuche, sie auch durch meine Teilnahme zu unterstützen. Wenngleich mein Potenzial vielleicht doch eher auf den noch längeren Distanzen liegt, sehe ich diese T100 Serie für mich persönlich als Superchance, um mich weiterzuentwickeln als Athletin." Jedes Rennen habe ein hochkarätiges Starterfeld mit den 20 besten Athletinnen und Athleten. Und für die Gesamtentwicklung im Sport sei eine weitere Firma gut, die Geld in den Sport bringe und Sportler unterstütze.