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IS-Angriffe auf Jarmuk
UNO fordert Zugang zu Flüchtlingsviertel

Die Lage im palästinensischen Flüchtlingsviertel Jarmuk in Damaskus ist verheerend, die Angriffe der IS-Terrormiliz dauern an. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilte die Verbrechen gegen die 18.000 Zivilisten in dem Lager scharf - und dringt darauf, Helfer hereinzulassen.

    Ein Mann läuft durch eine Straße im zerstörten Flüchtlingsviertel Jarmuk in Damaskus.
    Ein Mann läuft durch eine Straße im zerstörten Flüchtlingsviertel Jarmuk in Damaskus. (afp/KARWASHAN )
    Der UNO-Sicherheitsrat kam in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Die Verbrechen in Jarmuk dürften nicht ungestraft bleiben, erklärte das Gremium. Die bis zu 18.000 Zivilisten müssten sicher ausquartiert werden. Zudem müsse es für humanitäre Hilfe freien Zugang geben.
    IS-Kämpfer hatten Jarmuk am Mittwoch angegriffen. Die Dschihadisten nahmen den Großteil des Viertels ein, das aus einem palästinensischen Flüchtlingslager hervorgegangen ist. Seitdem nehmen die Kämpfe kein Ende. Eine bewaffnete palästinensische Bürgerwehr stellt sich dem IS entgegen.
    Aktivisten: Luftwaffe wirft Fassbomben
    Die syrische Luftwaffe soll zudem mehrere Fassbomben auf die Kampfparteien abgeworfen haben, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete. Dies bestätigte auch ein Aktivist aus Damaskus. Die mit Sprengstoff und Metallsplittern gefüllten Tonnen führen am Boden zu großer Zerstörung und oft zu vielen Toten. Die Meldungen lassen sich aber nicht unabhängig überprüfen.
    Der Sprecher der Palästinenserhilfsorganisation UNRWA, Chris Gunness, beschrieb die Lage der Zivilisten in dem Viertel als mehr als menschenunwürdig. Seit Beginn der Kämpfe in der vergangenen Woche seien keine Hilfslieferungen in das Viertel mehr gekommen, das ohnehin durch eine fast zweijährige Belagerung der Regierungstruppen ausgeblutet sei, sagte Gunness. "Das bedeutet, dass es kein Essen gibt, kein Wasser und sehr wenig Medikamente." Bewohner des Viertels hätten sich in ihren Häusern verschanzt, während auf den Straßen gekämpft werde.
    Viele Menschen auf der Flucht
    Gunness sagte, dass 93 Menschen aus dem Lager gerettet worden seien. Der Aktivist Hatem al-Dimaschki und das syrische Staatsfernsehen berichteten, dass am Sonntag bis zu 2.000 Bewohner des Lagers geflohen seien. In Jarmuk waren nach Angaben der UNO durch die Belagerung der Regierung bis vor Kurzem noch 18.000 Zivilisten eingeschlossen, unter ihnen auch viele Kinder.
    Bis 2012 lebten in Jarmuk 160.000 Menschen, die aus Israel vertrieben oder geflohen waren. Doch die meisten von ihnen flohen wegen der Kämpfe zwischen palästinensischen Anhängern und Gegnern des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Auch Regierungstruppen griffen die Rebellen im Lager in den vergangenen Jahren immer wieder an.
    (fwa/bor)