Asim El Difraoui spricht mit Blick auf die Möglichkeiten der neuen Medien von einer "neuen Dimension des Horrors". Das Gewalt-Material könne ungefiltert verbreitet werden - und weil es sofort weiterverteilt werde, sei es auch nicht mehr löschbar.
Dabei seien die Grausamkeiten an sich nicht das Neue. Neu sei vor allem der Stolz, sich zur Schau zu stellen. Damit würden Emotionen ausgelöst, die kein Bekennerschreiben erzeugen könne.
Die schlimmsten Filme stammen gar nicht vom IS
El Difraoui wies darauf hin, dass die Inszenierung der Gewalt keinesfalls den Islamisten vorbehalten sei. Die grausamsten Videos mit der Zerstückelung von Menschen stammen nach seinen Worten aus Mexiko, wo Drogenbanden ganz bewusst auf Abschreckung setzten.
Der Politologe erklärte darüber hinaus, dass Islamisten wie die Terrormiliz IS keinesfalls nur grausame Propaganda erzeugten. Vielmehr gebe es auch Propaganda, in denen sie die Rechtsprechung erläuterten oder darlegten, dass sie einen Verbraucherschutzbeauftragten ernannt hätten. Dieses Material richte sich nicht an den Westen, sondern an die Menschen, die unter dem IS leben müssten.
Was im Westen ankomme, sei vor allem das, was in unsere Klischees passe, etwa Bilder von bärtigen Männern. Letztlich bekämen wir hier nur die extremsten Videos zu sehen.
Smartphone statt Kalaschnikow
Zu den Rekruten des IS sagte Difraoui, dass viele sich mit Hollywood-Filmen besser auskennten als mit den Suren des Korans. Sie seien mit dem Internet aufgewachsen, und weil diese Form der Propaganda so wichtig sei, komme es oft eher darauf an, gut mit dem Smartphone umgehen zu können - als mit einer Kalaschnikow.