Im Juli 2013 soll sich der Angeklagte in Hessen in einen Bus gesetzt haben. Das Ziel: Istanbul. Von dort aus soll es dann weiter Richtung Syrien gegangen sein. Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main glaubt, dass Kreshnik B. dort von der Islamistengruppe "Islamischer Staat" (IS) ausgebildet wurde, deren Aktivitäten seit vergangener Woche in Deutschland verboten sind. Er soll gelernt haben, mit Waffen umzugehen, und Sanitäts- und Wachdienste abgeleistet haben. Darüber hinaus wird vermutet, dass er an drei Kampfeinsätzen im syrischen Bürgerkrieg teilgenommen hat.
Im Dezember desselben Jahres kehrte Kreshnik B. nach Deutschland zurück und wurde direkt am Frankfurter Flughafen festgenommen. Die Familie des 20-Jährigen hatte sich an die deutschen Sicherheitsbehörden gewandt, weil sie sich um ihn sorgte. Seitdem sitzt Kreshnik B. in Untersuchungshaft, heute begann am Oberlandesgericht in Frankfurt der Prozess gegen ihn.
Richter stellt milde Strafe in Aussicht
Die Anklage lautet auf Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung sowie Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat im Ausland. Zu Beginn stellte das Gericht dem 20-Jährigen eine milde Strafe in Aussicht, sollte er sich umfassend zu den Vorwürfen äußern und Einblicke in die Arbeit der Terrorgruppe gewähren. "Wir wollen ihnen nicht mit aller Gewalt die Zukunft verbauen", sagte der Vorsitzende Richter Thomas Sagebiel. Nach Angaben seines Anwalts will sich Kreshnik B. am Freitag zu dem Vorschlag äußern. Stimmt er zu, könnte das Jugendstraftrecht angewendet werden, wonach eine Strafe von bis zu vier Jahren und drei Monaten möglich ist.
Interessant dürfte für die Ermittler sein, wie der Angeklagte in die Fänge der Terrororganisation geriet. Geboren ist der 20-Jährige im hessischen Bad Homburg, seine Familie stammt aus dem Kosovo. Vor der Wandlung zum Islamisten spielte er in der B-Jugend von Makkabi Frankfurt, Deutschlands größtem jüdischen Fußballverein.
Grund für Rückkehr unklar
Möglicherweise liegen die Gründe für den Wandel in seinem Umfeld auf seiner Berufsfachschule für Bautechnik in Frankfurt am Main. Dort gehörte er nach Ansicht der Ermittler zu einer Gruppe von 15 gleichgesinnten Muslimen. An der Schule sollen Salafisten mehrfach versucht haben, Schüler anzuwerben.
Warum Kreshnik B. letztlich freiwillig aus Syrien nach Deutschland zurückkehrte, ist bisher nicht bekannt. Auch auf diese Frage hätte das Gericht sicherlich gerne eine Antwort.
(pr/stfr)