Eigentlich ist es ganz einfach: Für Geschmacklosigkeiten muss man sich nicht entschuldigen. Für Antisemitismus kann man sich nicht entschuldigen. Allenfalls um Entschuldigung bitten, das kann man. Kollegah und Farid Bang äußerten sich vor der Veranstaltung bereits zerknirscht: "Es war nicht so gemeint", "kann sein, wir sind über's Ziel hinausgeschossen". Und auch die Aussage des Künstlers Kollegah war glaubhaft: "Ich habe mir da nicht groß Gedanken gemacht."
Ja. - Ändert das was? Doch dann kommt die künstlerische Belehrung, der Battle-Rap sei halt so, keine Grenze, keine Gürtellinie, da werde beleidigt, quer durch den Garten, heute die, morgen der, jeder. Der Künstler zieht seine Grenzen selbst. Dann hätte auch ein Donald Trump das Zeug zum Rapper. Seine irrsinnigen Sätze werden - mit einem Beat unterlegt - Kunst? Ochjo. Bleiben trotzdem irrsinnige Sätze, nur eben mit Beats drunter.
Antisemitismus Geschmackssache? Echo-Beirat ist unsicher
Gut, da haben sich die Rapper also nicht groß Gedanken gemacht. Hätten Sie sollen. Es ist keine "Hey, Jungs sind halt so"- Nummer. Vor allem, wenn man, wie Kollegah und Farid Bang, die Pubertät, besonders körperlich, weit hinter sich gelassen hat. Sorry. Da steigende Popularität größere Öffentlichkeit bedeutet, gibt es dann doch Klärungsbedarf.
Der Echo-Veranstalter, die Phono-Akademie, kam dem nach und rief zu Hilfe den Echo-Beirat, eine Ethikkommission. Die Frage war: Grenzziehung - ja oder nein, was darf Kunst, wo endet ihre Freiheit? Vor allem aber: Ist Antisemitismus bloße Geschmackssache? Das ließ der Beirat offen. Es werde die künstlerische Freiheit nicht so wesentlich übertreten, dass ein Ausschluss der Künstler gerechtfertigt sei. Auch wenn es sich um einen Grenzfall handele.
Das war das pure Lavieren. Aber gut: Diese Echo-Show ist eine Verkaufshitparade. Und wenn der Chartstoffausstoß nun mal so ist, wie er ist, was will man da machen. Als Veranstalter. Man muss doch sachlich abbilden, was das Volk musikalisch eben so konsumiert. Deswegen muss man es aber nicht senden. Denn es ist ganz einfach: Antisemitismus ist keine Geschmackssache.