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Is was?! Aufreger der Woche
Vorsicht an der Bahnsteigkante

Der Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD ist fertig und nun beginnen die Diskussionen über Posten. Donald Trump träumt währenddessen von einer Militärparade und Little Rocketman, Kim Jong Un, schickt eine Delegation zu den olympischen Winterspielen.

Von Philipp Walulis |
    Der SPD-Parteivorsitzende Martin Schulz fasst sich auf einer Pressekonferenz an die Nase.
    Das ist ja zum ... an die Nase fassen, für Martin Schulz (picture alliance /dpa /Kay Nietfeld)
    Endlich der Durchbruch diese Woche! Nach nicht enden wollenden Diskussionen, langem Warten und großem Bangen war es in Berlin soweit: Ein ICE kam auf der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke München - Berlin zum ersten Mal pünktlich an. Und achja, dann war noch das hier:
    "Jetzt kommt erstmal der Mitgliederentscheid, und wenn der positiv ausfällt, können wir eine Regierung benennen. Also Vorsicht an der Bahnsteigkante!"
    Sagt Horst Seehofer. Der kommende Bundesinnenminister. Und Heimatminister. Auf Twitter machten gleich Hashtags wie Heimat-Horst und GroKoHaram die Runde. Heimat is where the Horst is. Und nicht, wo die AFD ist. Deshalb soll der polarisierend polternde Bayer ja die rechte Außengrenze absichern und der AfD so den Wind aus den Segeln nehmen. Vielleicht mit einer heimeligen Sankt-Martins-Laterne als Rechts-Rand-begrenzendes Endgerät.
    Weniger gute Laune dafür in der SPD: Martin Schulz schmeißt alle seine Zusagen über den Haufen, ergreift den Außenminister-Posten - oder auch nicht - und Sigmar Gabriel macht ordentlich Rabatz - oder auch nicht. Das nennt man dann wohl Ir-Realpolitik. Hätte er es mal lieber wie Horst Seehofer gemacht:
    "Ich hab keine Namen genannt und deshalb kommt auch jeder in Frage der genannt wird, aber auch jeder nicht."
    Und wo wir schon bei großen Egos sind: Trump möchte in Amerika eine Militärparade abhalten. Als ob die USA die halbe Welt überzeugen müssten, dass sie ein großes Militär haben. Das amerikanische Militär ist ja bereits in der halben Welt im Einsatz. Direkt vor Ort. Und militärparadiert dort vor sich hin. Mit ordentlich Krawall und Wums.
    Außerdem: Militärparaden sind nur noch was für Diktatoren. Wie Kim Jong Un. Gut, der scheint gerade die versöhnliche Schiene zu fahren: Hat er zu den heute beginnenden Olympischen Winterspielen doch glatt eine Delegation geschickt. Die beiden Koreas, im Sport vereint! Das Ende der Eiszeit, wird gejubelt! Doch bei aller Freude: Der Einfluss des olympischen Gedankens auf diktatorische Politik scheint begrenzt: Nach Olympia 1936 in Berlin hat Hitler auch nicht gedacht: ‘Oh, das war jetzt aber ein schönes volksverbindendes Spektakel, da überdenke ich doch meine Weltkriegspläne nochmal.’
    Egal welches Jahrhundert, egal welche Partei: Dickköpfe scheinen sich durchzusetzen. Und deswegen gilt seit jeher:
    "Vorsicht an der Bahnsteigkante!"